Militärforschung
  Ukraine-Krieg 2.0 - 10. Update
 

Ukraine-Krieg 2.0 – Update 10 vom 7. März (D+11)

Gerhard Piper

Lageentwicklung

Im Internet kursiert eine Analyse zum russischen Vorgehen, die angeblich von einem anonymen Agenten des FSB stammt. Verbreitet wird der ca. sechsseitige Text von einem Igor Sushko. Ob das Dokument echt ist oder nur das Produkt einer Desinformationsaktion, kann hier nicht bestimmt werden. Laut „Bellingcat“ hätten zwei FSB-Agenten gesagt, dass der Text echt sein könnte. (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-russischer-geheimdienstler-bezeichnet-invasion-angeblich-als-totalversagen-a-952c94f9-d213-4acc-8689-ff1bc4a758de) Ich gebe hier den Inhalt auszugsweise wieder:

„I can’t say what guided those in charge to decide to proceed with the execution of this operation, but now they are methodically blaming us (FSB). We are being scolded for our analysis. (…) No one knew there’d be such a war, so no one prepared for these sanctions. It’s the flipside of the secrecy – since everyone was kept in the dark, how could we prepare for it? (…)

Our Blitzkrieg has totally collapsed. It is impossible to complete the task. (…)

We cannot announce general mobilization for two reasons:

1) Mobilization will implode the situation inside Russia: political, economic, and social.

2) Our logistics are already over-extended today. We can send a much large contingent into Ukraine, and what would we get? Ukraine – a territorially enormous country, and their hate towards us is astronomical. Our roads simply cannot accommodate the resupply of such convoys, and everything will come to a halt. And we can’t pull it off from the management side because of the current chaos.

These two reasons exist concurrently, although just one of them is enough to break everything.

With regards to Russian military losses: I don’t know the reality – no one does. There was some information the first 2 days, but now no one knows what is happening in Ukraine. We’ve lost contact with major divisions (!!) (…)

Our conditional deadline is June. Conditional because in June there will be no economy left in Russia – there will be nothing left. By and large, next week there will be a collapse (in Russia) to either of the two sides, simply because the situation cannot remain under current conditions.

We have no analyses, we can’t make any forecasts in this chaos, no one will be able to say anything with any certainty (in Russia). (…) The tragedy is that we can easily miscalculate, and as a result lose everything. By and large, Russia does not have an out. There are no options for a possible victory, only of losses – this is it. (…)

Is there a possibility of a localized nuclear strike? Yes. Not for any military objectives. Such a weapon won’t help with the breach of the defenses. But with a goal of scaring everyone else (The West).“ (https://www.facebook.com/IGORSUSHKORACING/posts/10158862499670662)

Verhandlungen:

Der Internationale Gerichthof in Den Haag (Niederlande) nahm am 7. März unter der Vorsitzenden Richterin Joan Donoghue sein Schnellverfahren Ukraine gegen Russland auf. Die Angeklagten glänzten durch Abwesenheit.

Am Nachmittag des 7. März fand die dritte Runde der russisch-ukrainischen „Friedensgespräche“ statt und endete ergebnislos.

Die Außenminister Russlands und der Ukraine, Sergej Lawrow und Dmytro Kuleba, kommen am 10. März in Antalya (Türkei) zu einem Gespräch zusammen. (https://www.n-tv.de/politik/15-21-Streit-um-Korridore-Russische-Verhandlungsdelegation-beklagt-Kriegsverbrechen-der-Ukraine--article23143824.html)

Truppenaufmarsch:

Zum russischen Truppenaufmarsch berichtet die Zeitungschrift „Wehrtechnik“ in ihrer aktuellen Ausgabe I/2022 (S. 16): „Insgesamt hat das russische Militär nahe der Grenze zur Ukraine 1.100 Kampfpanzer, 2.600 gepanzerte Fahrzeuge, 1.100 Artilleriesysteme (darunter 360 Mehrfachraketenwerfer) und 18 mobile Kurzstreckenraketensysteme des Typs 9K720 Iskander stationiert.“

Gefechte:

Es gibt bereits mehrere Dutzend Städte in acht Regionen im Land, in denen die humanitäre Situation katastrophal ist, berichtete die ukrainische Internetzeitung „Ukrajinska Prawda“ unter Berufung auf Informationen aus dem Präsidialamt. Nach der Zerstörung bzw. Besetzung der „kritischen Infrastruktur“ (Strom- und Wasserversorgung, etc.) gehen die russischen Streitkräfte nun dazu über, die Fabriken der nationalen Rüstungsindustrie anzugreifen.

Die russischen Streitkräfte haben bisher rund 600 Boden-Boden-Raketen bzw. Marschflugkörper abgefeuert. (https://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-die-neusten-entwicklungen-ld.1613540)

- Kiew:

Die russischen Streitkräfte ziehen im Nordwesten der Stadt Truppen für den bevorstehenden Sturm auf Kiew zusammen.

- Kiew-Umgebung:

Die russischen Truppen haben den Gemeindevorsteher von Hostomel, Jurij Prylypko, gezielt ermordet. Der Bürgermeister und zwei Helfer wurden bei der Essensausgabe an Bedürftige getötet. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-montag-wolodymyr-selenskyj-kritisiert-internationales-schweigen-nach-moskaus-angriffsdrohung-a-f574ad97-59ff-491f-81a1-2fc926210d33)

- Kharkiw:

Durch die Angriffe auf Kharkiw wurden bereits mehrere Hundert Gebäude zerstört, stellte ein Sprecher des Stadtrates fest. Die ganze Nacht über wird die Stadt bombardiert.

- Süden:

- Mariupol:

Der Fluchtweg, den die Zivilbevölkerung gestern zur Evakuierung nutzen sollte, war vermint. Der Einsatz von Minen stellt ein Kriegsverbrechen dar.

- Kirovograd:

Ein freiberuflicher Journalist aus der Schweiz wurden von russischen Soldaten angeschossen, obwohl er mit einem durch den Aufdruck „Presse“ ausgestatteten Geländewagen als Journalist eindeutig erkennbar war. Er erlitt mehrere Verletzungen im Gesicht und an einem Unterarm. Anschließend plünderten die Soldaten seinen Besitz: Reisepass, Helm, Laptop und 3.000 Euro in Bar. Der Journalist gelangte schließlich ins Krankenhaus von Kirovograd. (https://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-die-neusten-entwicklungen-ld.1613540)

- Mykolajiw:

Die ukrainischen Einheiten haben den lokalen Flughafen in Mykolajiw (ca. 500.000 Einwohner) zurückerobert. Er kann aber derzeit noch nicht für den Flugverkehr genutzt werden. Sollten russische Truppen die Stadt umgehen oder isolieren können, stünde ihnen der Landweg nach Odessa offen. (https://www.n-tv.de/politik/15-21-Streit-um-Korridore-Russische-Verhandlungsdelegation-beklagt-Kriegsverbrechen-der-Ukraine--article23143824.html)

- Westen:

- Winnyzja:

Der Flughafen von Winnyzja wurde am 6. März angegriffen. Dabei kamen neun Menschen ums Leben, sechs wurden verletzt. In Winnyzja befindet/befand sich das Hauptquartier des „Luftkommandos Zentrum“ der ukrainischen Luftwaffe.

- Schwarzes Meer:

Ukrainische Einheiten haben ein russisches Kriegsschiff, das vor Odessa dümpelte – vertrieben. Das Schiff soll beschossen worden sein, über Schäden liegen keine Angaben vor. „Der Feind hat sich wieder zurückgezogen“, heißt es in einer Meldung. (https://www.n-tv.de/politik/15-21-Streit-um-Korridore-Russische-Verhandlungsdelegation-beklagt-Kriegsverbrechen-der-Ukraine--article23143824.html)

Verluste:

Das Büro für Menschenrechte der Vereinten Nationen erklärt, es habe den Tod von 406 Zivilisten, darunter 27 Kinder, seit dem Beginn der russischen Invasion am 24. Februar bestätigt. Die tatsächliche Zahl sei wahrscheinlich viel höher.

Zivilbevölkerung:

Hunderttausende Menschen in den angegriffenen Städten leben in akuter Not.

Außerdem droht eine Corona-Welle: Experten des Roten Kreuzes (IFRC) rechnen mit einer stark steigenden Coronawelle in der Ukraine und den Nachbarländern. Bis zum Kriegsbeginn gab es in der Ukraine 5.040.0518 Infektionen mit 112.459 Todefällen. Die Ukraine war bei Kriegsbeginn mit 900.000 Fällen im Februar noch mitten in der Omikron-Welle gewesen, beispielsweise betrug die Zahl der Neuinfektionen am 11. Februar 42.267 Personen. Bei Tests haben eine Positivitätsrate von 60 Prozent aufgewiesen. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-montag-wolodymyr-selenskyj-kritisiert-internationales-schweigen-nach-moskaus-angriffsdrohung-a-f574ad97-59ff-491f-81a1-2fc926210d33) Viele Ukrainer seien nicht geimpft bzw. mit einem Impfstoff behandelt worden, der wegen fehlender Angaben zur Wirksamkeit und Verträglichkeit in der EU nicht zugelassen ist.

Statt einer bloßen Evakuierung der Kiewer-Bevölkerung aus der umkämpften Stadt zuzustimmen, strebt die russische Regierung eine Umvolkung an. So sollen die Ukrainer – im stalinistischen Stil - über Belarus nach Russland umgesiedelt werden, um dort langfristig „assimiliert“ zu werden. Die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk erklärte dazu: „Das ist keine annehmbare Variante der Öffnung von humanitären Korridoren.“ (https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-lehnt-russischen-Evakuierungsplan-ab-article23178248.html)

Bis zum Nachmittag des 7. März wurden 1,7 Millionen Kriegsflüchtlinge registriert. Die Zahl der nach Deutschland gelangten Menschen stieg auf 50.294 Personen.

Die britische Regierung hat bis zum 6. März erst an 50 Kriegsflüchtlinge Visa ausgestellt. „Das ist sicherlich kein Erfolg“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im britischen Unterhaus und Tory-Abgeordnete Tom Tugendhat.

Atomstreitkräfte:

Über den Beschuss des ukrainischen Atomkraftwerkes Saporischschja berichtete die „NZZ“:

„Die Eroberung des ukrainischen Kernkraftwerks Saporischja durch russische Truppen ist am Freitag offenbar unter noch brenzligeren Umständen erfolgt, als bisher bekannt war. Die Leitung des Kraftwerks fürchtete so sehr um die Sicherheit der Anlage, dass sie die Angreifer anflehte, das Feuer sofort einzustellen. Dies geht aus einem am Samstag von der „New York Times“ veröffentlichten Video aus dem Kontrollraum des AKW hervor. „Hört unverzüglich auf zu schießen, ihr gefährdet die Sicherheit der ganzen Welt!“, sagt ein nicht identifizierter Mitarbeiter auf Russisch über Funk. Er warnt davor, dass zentrale Operationen des Kraftwerks ausfallen könnten. „Wir werden nicht in der Lage sein, sie wiederherzustellen.““ (https://www.nzz.ch/international/atomkraftwerk-ukraine-hoert-auf-zu-schiessen-ihr-gefaehrdet-die-ganze-wel-ld.1673112?reduced=true)

Laut Angaben des Sicherheitsdienstes SBU wurde in Kharkiw ein Forschungszentrum, in dem Atommaterial gelagert wird/wurde, durch Raketenwerfer beschossen. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-montag-wolodymyr-selenskyj-kritisiert-internationales-schweigen-nach-moskaus-angriffsdrohung-a-f574ad97-59ff-491f-81a1-2fc926210d33)

NATO:

Die NATO ist schon ein lustiges Militärbündnis: Auf der einen Seite wollen sie die Menschheit vor dem „Atomtod“ retten, was höchst ehrenwert ist, aber auf der anderen Seite wollen sie mit ihren Sanktionen Russland in wenigen Wochen ökonomisch in den Staatsbankrott zwingen, um einen „regime chance“ durchzuführen. Aber wie macht man einen Regimewechsel in einem Land, in dem es gar keine Opposition gibt? Bei einem Pronunciamento durch die korrupten, schmarotzenden Militärs wird auch nur ein alter Tyrann durch einen neuen Gaudillo ausgetauscht. Bei über tausend Generälen und Admirälen ist ein Coup d´etat kaum zu organisieren, zumal wenn die Streitkräfte militärpolitisch kurz vor dem Zusammenbruch stehen, wie einige Militärexperten hoffen. (https://www.n-tv.de/politik/Experte-Russisches-Militaer-koennte-bald-zusammenbrechen-article23175253.html) Außerdem ist ein Regimewechsel an der Spitze einer Nuklearmacht auch nur eine neue Form von „brinkmanship“. Im Moment scheint alles möglich, aber nur, weil der Kontrollverlust auf allen Seiten eklatant ist.

Die NATO-Staaten haben bisher angeblich rund 17.000 Panzerabwehrwaffen an die Ukraine geliefert. Wieviele Waffen bereits in der Ukraine angekommen und verteilt wurden, und wieviele Waffen noch auf dem Transport sind, wurde nicht gesagt. (https://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-die-neusten-entwicklungen-ld.1613540)

USA:

US-Außenminister Antony Blinken kündigte an, dass in den kommenden Tagen weitere 400 Soldaten in Litauen ankommen sollen, so dass sich deren Gesamtzahl dann auf 900 Mann summiert.

BRD:

Nur sechs Staaten geben mehr Geld für ihre Landesverteidigung aus als die BRD, trotzdem ist die Bundeswehr ein ziemlicher Sauhaufen. So fehlen der Truppe funktionsfähige Waffensysteme und passende Munition.

Die Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) laberte, bei dem Investitionsprogramm von 100.000.000.000 Euro gehe es nicht um Aufrüstung, sondern um Ausrüstung. Schließlich geht es dabei um die Beschaffung von Panzern, eines Nachfolgers für den TORNADO und um Hubschrauber: „Es geht also nicht darum, jetzt ein Wunschkonzert auszulösen, beileibe nicht. Sondern es geht darum, das, was dringend notwendig ist, jetzt auch anschaffen zu können,“ behauptete die Sozialdemokratin. Zwecks Bürokratieabbaus werde sie den Freibetrag für schnelle Anschaffungen von bisher 1000 auf 5000 Euro anheben: „Dann habe ich auch Kapazität frei, mich um die großen Projekte zu kümmern.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-montag-wolodymyr-selenskyj-kritisiert-internationales-schweigen-nach-moskaus-angriffsdrohung-a-f574ad97-59ff-491f-81a1-2fc926210d33)

Innerhalb der SPD hat sich die Seniorenorganisation „AG 60 Plus“, die vom früheren Bundestagsabgeordneten Lothar Binding geführt wird, nur formal dafür ausgesprochen, dass die Bundeswehr zur Landesverteidigung fähig sein soll. Aber dies sei ein „Irrweg“. In der Erklärung heißt es: „Der Überfall auf die Ukraine ist eine Zeitenwende, schafft einen Ausnahmezustand. Trotzdem darf dieser Schock nicht dazu führen, die Kernbestandteile sozialdemokratischer Identität in Frage zu stellen oder eine Aufrüstungsspirale mit unabsehbaren weltweiten Folgen zu rechtfertigen.“ (https://www.sueddeutsche.de/politik/spd-aufruestung-scholz-1.5542582)

Die Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) will eine Art „Wehrkundeunterricht“ einführen. So sollen ausgerechnet Jugendoffiziere der Bundeswehr in den Schulen eingesetzt werden, um die Kinder über den Krieg in der Ukraine aufzuklären. „Es ist wichtig, dass der russische Angriff auf die Ukraine und die Folgen für Deutschland und Europa auch im Schulunterricht altersgerecht thematisiert werden. (…) Gerade in Zeiten von Social Media und Desinformation muss es um eine angemessene Einordnung gehen, die auch Sorgen und Ängste der Schüler aufgreift. (…) Dabei sollten Lehrerinnen und Lehrer auch auf die Unterstützung der Jugendoffiziere der Bundeswehr zurückgreifen.“ Die bildungsferne Bundesbildungsministerin behauptete, die Jugendoffiziere seien „sicherheitspolitische Experten“, die eine „Bereicherung für den Unterricht“ darstellten, „es sind schließlich Staatsbürger in Uniform“. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-montag-wolodymyr-selenskyj-kritisiert-internationales-schweigen-nach-moskaus-angriffsdrohung-a-f574ad97-59ff-491f-81a1-2fc926210d33)

Die deutschen Sicherheitsbehörden machen sich zunehmend Sorgen wegen der „Wühlarbeit“ russischer Agentennetze in der BRD, berichtete am 7. März die „Bild“-Zeitung (S. 4):

„Die deutschen Sicherheitsbehörden haben derzeit rund 200 russische Geheimagenten offiziell auf dem Schirm, die in Deutschland operieren. Aber die Gesamtzahl von Putins Spionen hierzulande dürfte viel höher liegen: Experten taxieren sie auf bis zu 2000! (…)

In den deutschen Sicherheitsbehörden wächst außerdem die Sorge vor russischer Sabotage. (…) Polizeigewerkschafts-Chef Rainer Wendt (66) warnt sogar vor Anschlägen auf Kasernen und Militär-Stützpunkte: „Sabotageakte auf NATO-Basen in Deutschland müssen von uns unbedingt verhindert werden.“

Der Leiter des Verfassungsschutzes in Thüringen, Stephan Kramer, erklärte, dass es angesichts der offenen Grenzen in der EU nur schwer zu verhindern sei, dass sich deutsche Neonazis in die Ukraine absetzen, um sich an den Kampfhandlungen zu beteiligen. So habe das Asow-Regiment enge Verbindungen zu den Neonazis in Deutschland und den USA. Dabei sei es möglich, dass sich die deutschen Neonazis mal auf die ukrainische Seite („NPD“, „III. Weg“), mal auf die russische Seite („Freie Sachsen“) schlagen könnten, so dass die sich dann gegenseitig umbringen können. (https://www.spiegel.de/politik/deutschland/ukrainekrieg-ausreisen-rechtsextremer-zum-kampf-lassen-sich-kaum-verhindern-a-8a4c7c45-5f24-4c6a-822b-f1e13b0f5887)

Ungarn:

Der ungarische Regierungschef Viktor Orbán hatte die Stationierung von NATO-Truppen auf ungarischem Territorium immer abgelehnt. Nun leitet die Regierung in Budapest einen Schwenk ein. Gemäß einer neuen Verordnung vom 7. März können Einheiten der NRF in den Landesteilen westlich der Donau stationiert werden und den ungarischen Luftraum für den eigenen Transitverkehr nutzen.

Die Genehmigung gilt mit der Einschränkung, dass keine Nato-Truppenteile von Ungarn in die Ukraine verlegt werden und dass keine Waffentransporte über Ungarn direkt in die Ukraine erfolgen. Für die Ukraine bestimmte Waffenlieferungen können nur dann durch Ungarn geleitet werden, wenn sie nach dem Transport durch Ungarn zunächst ein anderes Bündnisland erreichen. (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-ungarn-erlaubt-nato-praesenz-a-44903e8d-3314-4f9e-be77-fbd0984325e2)

Türkei:

Die türkische Regierung hat den Bosporus für die Durchfahrt russischer Kriegsschiffe gesperrt. Es bleibt abzuwarten, wie sich dies auf die Kriegführung in der Ukraine oder in Syrien auswirkt.

OSZE:

Die letzten OSZE-Mitarbeiter haben am 6. März die Ukraine verlassen. Das Beobachter-Team bestand zuletzt noch aus rund 500 Personen. In der letzten Woche wurde dessen Beobachterbüro in Mariupol durch Beschuss beschädigt, zwei Fahrzeuge der Organisation verbrannten. Ihre Aufgabe war es, den Waffenstillstand an der „Kontaktlinie“ zu überwachen, da es aber weder den Waffenstillstand noch die Kontaktlinie länger gibt, war ihre Anwesenheit überflüssig. (https://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-die-neusten-entwicklungen-ld.1613540)

UNO:

Die deutsche Ministerin für Entwicklungshilfe, Svenja Schulze (SPD), gab am Rande eine EU-Entwicklungsministertreffen in Montpellier (Frankreich) bekannt, wenn der Krieg weitergehe und die Weizen-Produktion dadurch in Gefahr sei, könne das bedeuten, „dass 8 bis 13 Millionen Menschen zusätzlich in den Hunger getrieben werden". Schulze kündigte zudem an, dass von ihrem Ministerium mehr als 38 Millionen Euro als Unterstützung für die Menschen in der Ukraine zur Verfügung gestellt werden sollen. (https://www.n-tv.de/politik/15-21-Streit-um-Korridore-Russische-Verhandlungsdelegation-beklagt-Kriegsverbrechen-der-Ukraine--article23143824.html)

Interpol:

Die anglo-amerikanischen Staaten Kanada, USA, Großbritannien, Australien und Neuseeland haben einen Ausschluss Russland aus der Internationalen Polizeiorganisation Interpol gefordert: „Die Handlungen Russlands stellen eine direkte Bedrohung für die Sicherheit von Einzelpersonen und die internationale Zusammenarbeit bei der Strafverfolgung dar.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-montag-wolodymyr-selenskyj-kritisiert-internationales-schweigen-nach-moskaus-angriffsdrohung-a-f574ad97-59ff-491f-81a1-2fc926210d33)

Russland:

Die russische Regierung will Söldner aus Syrien in der Ukraine einsetzen.

Der Streamingdienst „Netflix“ stellt in diesem Monat seinen Dienst in Russland ein. Auch Hollywood-Studios wie „Disney“, „Warner Bros.“ und „Universal“ kündigten bereits an, Filme nicht nach Russland zu bringen. Aufgrund der neuen Pressegesetzte schränkt „Tiktok“ seine Dienstleistungen in Russland ein.

Russland hat nach Angaben der russischen Zentralbank Auslandsschulden von 478,2 Milliarden US-Dollar (Stand: Stand 1. Januar 2022). Die russische Regierung hat am 7. März beschlossen, dass die finanziellen Verpflichtungen bei „unfreundlichen Staaten“ (USA, Kanada, Großbritannien, alle EU-Staaten, Schweiz, Japan, etc.) nur noch in Rubel beglichen werden Der russische Rubel befindet sich quasi im „freien Fall“.

Bei „Friedensdemonstrationen“ am 6. März wurden ca. 5.000 Menschen in 69 Städten festgenommen, so dass sich die Zahl der Festgenommenen seit Beginn des Krieges insgesamt auf rund 13.500 Personen erhöht hat.

Die bekannte Menschenrechtlerin Swetlana Gannuschkina, Trägerin des Alternativen Nobelpreises, wurde am 6. März in Moskau festgenommen, als sie auf dem Weg zu einer Friedensdemonstration auf dem Manegeplatz war. Ein 26-Jähriger ist wegen Verunglimpfung der russischen Armee im Gebiet Iwanowo von einem Gericht zu 30.000 Rubel (umgerechnet 198 Euro) verurteilt worden, weil er in der Stadt Pljos mit einem Anti-Kriegs-Plakat aufgegriffen wurde. In Kostroma muss ein Mann sogar 200 Euro bezahlen, weil er den Ukraine-Krieg auf einem Plakat als „Spezial-Operation für die Steuern“ tituliert hatte. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-montag-wolodymyr-selenskyj-kritisiert-internationales-schweigen-nach-moskaus-angriffsdrohung-a-f574ad97-59ff-491f-81a1-2fc926210d33)

Sonstiges:

Der Aufbau der „Internationalen Legion“ der Ukrainer schreitet voran. Mehrere Tausend Amerikaner mit Kriegserfahrung haben sich gemeldet. Auch erste britische Veteranen ziehen in den Krieg. Sie sind am 7. März in Kiew angekommen.

Der Krieg in der Ukraine hat den Welthandel nach Berechnungen des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) binnen weniger Tage einbrechen lassen. Für Februar gehen die IfW-Ökonomen von einem Minus von 5,6 Prozent aus. „Dies ist der größte Einbruch seit Ausbruch der Coronakrise im Frühjahr 2020. Der Erholungstrend der letzten Monate ist damit jäh unterbrochen.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-montag-wolodymyr-selenskyj-kritisiert-internationales-schweigen-nach-moskaus-angriffsdrohung-a-f574ad97-59ff-491f-81a1-2fc926210d33)