Militärforschung
  Venezuela-Kriegsgefahr
 

Venezuela: Der Tod der Revolution vor ihrem Beginn

Gerhard Piper

16. November 2025

Die U.S. Regierung hat angekündigt, dass sie in den nächsten Tagen darüber befinden wird, ob sie Venezuela militärisch angreift und welche Ziele sie mit dieser waghalsigen Aktion anstrebt. Kritiker befürchten, dass ein „regime change“ zur Destabilisierung des ganzen Landes und darüber hinaus der gesamten karibischen Region führen wird.

Die Revolution, die nie stattfand

Nachdem er zweimal vergeblich gegen die venezolanische Regierung geputscht hatte, gelang Hugo Rafael Chávez Frías, einem früheren Oberstleutnant der Fallschirmjäger in Maracay, doch noch die Eroberung der staatlichen Macht. Am 6. Dezember 1998 gewann sein „Movimiento Quinta República“ (MVR) die Parlamentswahlen mit 56 Prozent der abgegebenen, gültigen Stimmen. Im Dezember 1999 stimmte die Bevölkerung Venezuelas per Referendum unter der Führung von Chávez einer neuen „Bolivarischen Verfassung“ zu. Auf ihrer Basis wurden für Juli 2000 Neuwahlen angesetzt, bei denen Chávez mit 60,3 Prozent der Stimmen zum Staatspräsidenten gewählt wurde. Venezuela unterschied sich damals von den anderen lateinamerikanischen Staaten dadurch, dass es im Maracaibo-See über die größten Vorkommen an schwerem Erdöl verfügte und damit in der Liste der reichsten Länder den vierten Platz einnahm.

Was eigentlich nur schnöder Sieg durch Stimmenmehrheit in einer bürgerlich-demokratischen Wahl war, wurde von Chávez zur „Revolution“ verklärt. Um dem Anschein einen Hauch von Glaubwürdigkeit zu verleihen, wurde dem Substanz noch ein adjektivisches Kunstwort hinzugefügt: „bolivarische Revolution“, so dass sich jeder darunter das vorstellen konnte, was er damit verbinden wollte.

Der venezolanische Feudalherr Simón José Antonio de la Santísima Trinidad Bolívar y Ponte Palacios y Blanco, der Anfang des 18. Jahrhunderts in Ecuador, Kolumbien, Panama, Peru und Venezuela die Unabhängigkeitskriege gegen die spanischen Conquistadores geführt hatte, verstarb am 17. Dezember 1830 in Santa Marta (Kolumbien). Dank Chávez, wurde Simón Bolivár, ein Anhänger des politischen Systems der USA, (1) 196 Jahre nach seinem Tod zu einem sozialistischen „Revolutionshelden“ umdeklariert. Das würde dem Comandante Ernesto „Che“ Guevara de la Serna auch gefallen, dass im Jahr 2163 sein gescheiterter und verratener Aufstand im „Focus“ Bolivien doch noch ein „Sieg“ per Deklaration beschieden sein möge. Aber vermutlich gäbe der Comandante nicht viel auf dieses politische Geschwätz irgendeines selbstherrlichen und korrupten „líder máximo“.

Chávez war eher ein autoritärer Haudegen als ein beflissener Buchhalter. Das Staatsvermögen verschenkte er an seine „politischen Freunde“ im In- und Ausland. So verkaufte er „sein“ Erdöl an befreundete Regime zu Dumping-Preisen. Seinen verheerendsten Fehler machte er, als er im Februar 2002 einen Großteil der Führungsriege der venezolanischen Ölgesellschaft „Petróleos de Venezuela S.A.“ (PDVSA) gegen seine korrupten Parteibonzen, die sogenannten „Loyalisten“, austauschte. Nach einem Streik im Dezember 2002 wurde rund die Hälfte des Firmenpersonals, 18.000 Mitarbeiter, entlassen und durch firmenfremde Personen ersetzt.

Hinzu kam, dass er im Jahr 2007 den Ölkonzern verstaatlichte, ohne dass die Eigentümer entsprechend entschädigt wurden. Schwerwiegender wog, dass die politische Leitung des Unternehmens in den folgenden Jahren den Konzern herunterwirtschaftete. Die Folge jahrelanger Misswirtschaft, allzu hoher Abgaben an den Staat zur Finanzierung von Sozialprogrammen, zahlloser Stromausfälle und fehlender Wartung der petrochemischen Anlagen sind bekannt. So sank die tägliche Fördermenge von 2,4 Millionen Barrel im Jahr 1997 auf nur rund 700.000 Fass im August 2017. (2) Mit der sinkenden Ölförderung sanken auch die Einnahmen und die Abgaben an den Staat und die finanzierbaren Sozialmaßnahmen im Ernährungs-, Bildungs- und Gesundheitssektor, etc..

Nach dem Tod von Hugo Chávez verschärfte sich unter Präsident Nicholás Maduro Moros, der am 8. März 2013 sein Amt antrat, die Situation noch. Die neureichen Parteigänger im Management des Ölkonzerns, von der Bevölkerung als „Boliburguesia“, einem Kofferwort aus „Bolívar“ und „Bourgeoisie“, verhöhnt, transferierten Milliardenbeträge ins Ausland, insbesondere nach Florida, wo sie in Luxusimmobilien investierten.

Seit dem Jahr 2016 kam es in Venezuela zu einer fortdauernden Versorgungskrise. Rund 70 Prozent der 31 Millionen Venezolaner leben an der Armutsgrenze, Ende 2018 waren es gar 90 Prozent. Mittlerweile haben rund 8 Millionen Staatsbürger das Land verlassen. Weil in den Jahren 2016/17 drei Viertel der Bevölkerung innerhalb eines Jahres acht Kilogramm ihres Körpergewichts verloren, sprach man sarkastisch von der „Maduro-Diät“. Die Hilfsorganisation „Caritas“ gab 2018 bekannt, 12 Prozent der Kinder seien stark unterernährt und bei 300.000 bestünde deswegen Lebensgefahr. Demgegenüber setzte die Regierung Lebensmittelzuteilungen zur politischen Kontrolle ein; die Diagnose „Unterernährung“ war so gut wie verboten. (3) Im April 2019 lieferte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) Notstromaggregate und Medikamente an die Spitäler während Präsident Maduro weiterhin behauptete, es gäbe keine humanitäre Krise. Im Januar 2020 berichtete das „Deutsche Ärzteblatt“ über den Zusammenbruch der medizinischen Versorgung in Venezuela. Angesichts der prekären Versorgungslage wuchs die Kriminalität im Land exorbitant an.

In dem Land mit den größten Erdölreserven der Welt ist heutzutage das Benzin knapp: „Mit Benzinknappheit muss jederzeit gerechnet werden, insbesondere außerhalb der Region Caracas. Proteste aufgrund der Notlage und Versorgungsengpässe führen regelmäßig zu gewalttätigen Auseinandersetzungen“, heißt es in der aktuellen Reisewarnung des Auswärtigen Amtes in Berlin. (4)

Bei den Präsidentschaftswahlen im Juli 2024 soll Maduro nur noch 30 Prozent der Stimmen errungen haben, allerdings konnte er sich gegenüber dem Oppositionskandidaten Edmundo González Urrutia (schätzungsweise 67 Prozent) durch massive Wahlfälschung und rabiate Unterdrückung der Opposition durchsetzen und an der Macht halten. Bei den folgenden Unruhen kamen mindestens elf Menschen ums Leben, Tausende sollen festgenommen worden sein. Vermutlich um die „Stimmung“ im Lande zu fördern, ließ Maduro Weihnachten im letzten Jahr vom 24. Dezember auf den 1. Oktober vorziehen. Das war zwar schön, kann man aber nicht unbedingt wiederholen.

Das venezolanische Militär

Das Offizierskorps eines Landes ist i. d. R. der jeweiligen Landesregierung loyal ergeben. Dies kann sich ändern, wenn die Versorgungslage im Land auf die Streitkräfte durchschlägt und die militärische Einsatzbereitschaft nicht mehr gegeben ist. Dies ist im Falle der „Fuerzas Armada Nacional Bolivaríana“ (FANB) gegeben. Zwar verfügen die FANB auf dem Papier über eine für südamerikanische Verhältnisse ansehnliche Streitmacht, aber wie es real um die Schlagkraft bestellt ist, lässt sich von außen kaum beurteilen.

So verfügt die Luftwaffe zwar über 16 amerikanische F-16A/B FIGHTING FALCON und 20 bis 30 russische Jagdflugzeuge Suchoi SU-30 MK2 FLANKER-C, aber ein Teil der Maschinen wurde kannibalisiert, um Ersatzteile für andere Flugzeugexemplare heraus zu schlachten. Es heißt, dass jeweils nur noch ca. vier Maschinen jeden Typs einsatzbereit sein sollen. Unter diesen Bedingungen wird das Pilotentraining stark eingeschränkt und die Luftwaffe hört quasi auf zu existieren.

Beim Heer geht die Mangelwirtschaft zu weit, dass die Logistik nicht mehr funktioniert. Im Kriegsfall müssten die Truppenkommandeure die tägliche Verpflegung ihrer Soldaten durch „private“ Einkäufe oder Plünderungen bei den Campesinos selbst organisieren.

Mindestens ein halbes Dutzend hoher Offiziere hat sich mittlerweile ins Ausland abgesetzt und steht als Exilopposition zur Verfügung; allerdings haben sie keine staatlichen Funktionen mehr und können daher in Venezuela selbst kaum etwas ausrichten.

Venezolanische Kriegsvorbereitungen

Seit dem 2. September 2025 geht das U.S. Militär gegen die venezolanischen und kolumbianischen Drogenkartelle bewaffnet vor. Mindestens zwanzig Drogenboote (span.: „narcolanchas“) wurden durch Kampfdrohnen versenkt, dabei kamen ca. 80 Drogenkuriere ums Leben. Gleichzeitig haben die U.S. Streitkräfte starke Marineverbände und Marineinfanteristen aufmarschieren lassen.

Wenn man sich demgegenüber die erbärmlichen venezolanischen „Kriegsvorbereitungen“ anschaut, weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll, so absurd ist die Lage in diesem Konflikt Goliath gegen David.

Dabei hat die venezolanische Propaganda erhebliche Schwächen: Zunächst einmal wird jeder Hinweis darauf, dass der Drogenmissbrauch für die U.S. Gesellschaft ein ernstes, verlustreiches Problem ist, unterschlagen. Auffallend ist auch, dass zwar täglich von der militärischen Bedrohung durch die USA berichtet wird, aber jedes Details wird wohlweißlich ignoriert, um die Bevölkerung nicht zu beunruhigen.

Stattdessen scheint es zu den Dienstpflichten des venezolanischen Präsidenten zu gehören, täglich eine nichtssagende Rede über die glorreichen Errungenschaften und die Friedensliebe des venezolanischen Volkes zu halten, während der „imperialismo de los gringos“ in allen seinen Schlechtigkeiten denunziert wird. Eine Litanei inhaltsloser Phrasen, die je nach der Laune des Präsidenten und „comandante en jefe“ mal länger, mal weniger lang dauert. Die Parolen sind in jedem Falle austauschbar. Nicht zuletzt schreit Maduro seine Reden hinaus, als würden die Leerformeln umso wahrer, je lauter man sie ausposaunt. Ansonsten gibt sich Maduro überraschend ruhig und entschlossen, obwohl man schon nervös werden könnte, wenn vor der Haustür ein 330 m langer Flugzeugträger im Halteverbot parkt.

Nicht nur im Bereich der Propaganda, auch was die konkreten Abwehrmaßnahmen anbelangt, sind Defizite feststellbar, während die Regierung in Caracas gleichzeitig ihre Anstrengungen zu steigern sucht: Zunächst wurde die Mobilmachung der paramilitärischen Miliz „Milicia Bolivariana“ (MB) präsentiert. Gezeigt wurde, wie – im ganzen Land - alte Opas mit Zahnlücke und Omas mit Übergewicht mit sowjetischen/russischen Sturmgewehren ausgestattet wurden und leichte Schießübungen – ohne Verbrauch von Patronen – durchführten. Offiziell ist die Rede von 4,5 Millionen Kämpfern in 5.300 Mobilmachungseinheiten in über 300 Kasernen. Diese Mobilmachungsbilder dienten wohl er der politisch-moralischen Mobilmachung im Inneren als der Abschreckung gegenüber dem U.S. Militär. Experten rechnen damit, dass sich von dieser Millionenheerschar nur rund 5.000 bis 7.000 Parteiaktivisten tatsächlich am Kampf beteiligen werden. (5)

Danach präsentierte das venezolanische Fernsehen militärische Fernsehauftritte, die als „Truppenübung“ ausgegeben wurden: Einzelne Züge oder Kompanien mussten am Karibikstrand antreten, die Kampfbereitschaft herstellen und Mörser auf Meer ausrichten, ohne dass tatsächlich ein Schuss abgefeuert wurde. Worin der tiefere, militärische Sinn darin bestehen soll, ungelenkte Mörser auf Meer auszurichten, blieb venezolanisches Militärgeheimnis, wurde aber von den zivilen TV-Teams nicht hinterfragt. Jedenfalls hielt der venezolanische Verteidigungsminister General Waldimir Padrino López noch eine kleine Rede, in der er die Kampfbereitschaft seiner Truppen zur Verteidigung der Heimat pries und den U.S. Imperialismus verurteilte.

In den Morgenstunden des 11. Novembers präsentierte das venezolanische Fernsehen eine Mobilmachungsübung der Fernmeldetruppe („Comando, Control y Comunicaciones“), die in allen Territorialkommandos an der Küste („Zonas Operativas de Defensa Integral“ - ZODI) abgehalten wurde. Man sah, wie in jeder Einheit die Soldaten bei Alarm antraten, im Laufschritt zur Waffenkammer stürmten, die Waffenausgabe vollzogen und im Lkw-Konvoi die Kaserne verließen. Welch ein großartiges Schauspiel rennender Soldaten. (6) Dies war der Auftakt zu einer zweitägigen Mobilmachungsübung, an der 200.000 Einsatzkräfte beteiligt waren.

Nicht zuletzt ließ das Regime am 13. November die Jugend zu einem „marcha de la juventud comunera“ aufmarschieren. Jubilierend, schunkelnd und tanzend zog die venezolanische „Generation Z“ durch die Straßen der Hauptstadt, als würde man den Beginn eines Festivals und nicht den Anfang eines Krieges erwarten. (7)

Venezolanischer Truppenaufmarsch

Die Operationsführung der Streitkräfte liegt beim Chef des „Comando Estratégico Operacional de la Fuerza Armada Nacional Bolivariana“ (CEOFANB). Kommandeur ist General Domingo Antonio Hernández Lárez (Amtszeit: seit 10. Juli 2021), als sein Stabschef fungiert Generalmajor José Gregorio Moreno.

Im September 2025 erließ die Regierung einen Plan zur zivil-militärischen Gesamtverteidigung aller „Órganos de Dirección para la Defensa Integral“ (ODDI), den „Plan Independencia 200“. (8) Die Planung bezieht sich auf alle Landesteile, insbesondere Carabobo, La Guaira, Táchira, Amazonas, Bolívar, Anzoátegui, Mérida, Nueva Esparta, Barinas, Trujillo, Lara y Delta Amacuro und den Distrikt der Hauptstadt Caracas. Der Name ist möglicherweise eine Reminiszenz an den alten Namen der Untergrundbewegung „Movimiento Bolivariano Revolucionario 200“ aus den achtziger Jahren, die von Hugo Chávez aufgebaut worden war. Die Zahl „200“ bezieht sich auf den 200 Geburtstag von Símon Bolivár im Jahr 1983.

Im Zusammenhang mit dem „Plan Independencia 200“ ist von einer „OPERACIÓN PLOMO“ (dt.: „Operation BLEI“) die Rede. Einzelheiten dazu wurden nicht mitgeteilt. Außerdem starteten die Streitkräfte eine Operation zur Absicherung der Grenze nach Kolumbien, die – nach einem Naturphänomen auf dem Maracaibo-See – als „RELAMPAGO DEL CATATUMBO“ (dt.: „CATATUMBO-GEWITTER“) bezeichnet wird. Am 11. November 2025 ordnete die Landesregierung für alle Truppenteile die „volle Einsatzbereitschaft“ (span.: „puesta en completo apresto operacional“) an, zwecks „ejecutión de fase superior del Plan Independencia 200“. Als sei eine weitere Steigerung noch möglich, verkündete Maduro am 16. November die „permanente Wache zur Verteidigung des Vaterlandes“ (span.: „vigilia permanente en defensa de la patria“).

Auch auf dem Gesetzgebungssektor wurde die Landesregierung aktiv. Gemäß dem Gesetz „Ley Orgánica sobre Estados de Excepción“ (LOEE) gilt bereits seit der Versorgungskrise im Jahr 2016 der Ausnahmezustand (span.: „estado de excepción“). Er wurde zuletzt am 8. August 2025 verlängert. Am 29. September 2025 erließ die Landesregierung darüber hinaus einen Notstandserlass, welcher den venezolanischen Behörden weitreichende Befugnisse im Kriegsfall einräumt. So erlaubt das „Decreto de Estado de Conmoción Exterior“ die Schließung der Landesgrenzen und des Luftraums, etc.. (9)

Am 11. November erließ die Landesregierung ein neues Verteidigungsgesetz (span.: „Ley del Comando para la Defensa Integral de la Nación“). Mit diesem Gesetz wurden Territorialkommandos gebildet, die „als Planungs-, Koordinierungs- und Ausführungsorgane der Regierungsorgane dienen und das venezolanische Volk vor inneren und äußeren Angriffen schützen sollen“. Außerdem bestimmt das Gesetz Selbstverständliches: So soll jedes Territorialkommando ein Lagezentrum (span.: „sala situacional“) errichten, in dem die Lageinformationen (span.: „información estratégica“) erfasst und bewertet werden. (10)

Im Fall eines amerikanischen Angriffs will man zum „guerra de las guerillas“ übergehen, was angesichts der Kräfteverhältnisse nicht überrascht. Die Rede ist vom „verlängerten Widerstand“ (span.: „resistencia prolongada“). Die venezolanischen Streitkräfte rekurrieren damit auf alte Traditionen. In den fünfziger Jahren kam es wiederholt zum Widerstand gegen die Diktatur von General Marcos Pérez Jiménez, der am 23. Januar 1958 weggeputscht werden konnte. Nachdem die bürgerlichen Parteien die Macht unter sich aufgeteilt hatten, setzten die linksgerichteten „Fuerzas Armadas de Liberación Nacional“ (FALN) vom 20. Februar 1962 bis 1979 den Kampf gegen die neuen Machthaber fort.

Die venezolanische Regierung soll davon ausgehen, dass der konventionelle Widerstand der Streitkräfte nicht länger als zwei Stunden andauern kann, danach beginnt der verdeckte Kampf. So lautet ein Einsatzbefehl: „Nach dem ersten Angriff der Amerikaner müssen sich alle Einheiten mit ihren Waffen auf verschiedene Punkte zurückziehen.“ (11) Dazu wurden jahrzehntealte Waffen aus russischer Produktion an Einheiten im ganzen Land geliefert. Es heißt, 280 Ziele seien für Sabotageaktionen ausgewählt worden. Allerdings ist damit zu rechnen, dass sich zahlreiche Einheiten dem Feind kampflos ergeben werden. So rechnet man damit, dass sich von den rund 120.000 Soldaten nur 60.000 Mann an den Guerillaaktivitäten beteiligen werden.

Eine zweite Strategie hat demnach eine Art „Anarchisierung“ (span.: „anarquicazión“) zum Ziel. Die entsprechenden Pläne wurden bereits im letzten Jahrzehnt, zwischen 2012 und 2022 ausgearbeitet. (12) Die Geheimdienste und bewaffnete regierungstreue Anhänger sollen Unruhen in der Hauptstadt Caracas und den anderen Großstädten anstiften, um das Land für ausländische Truppen unregierbar zu machen.“ (13) Wenn die eigene Regierung das Volk quasi zum Bürgerkrieg auffordert, steht die Polizei mit ihren verschiedenen Körperschaften vor einer nicht zu bewältigenden Aufgabe. Wer kann dann noch einen braven Staatsbürger von einem Polizisten oder einem Polizeibeamten in Zivil unterscheiden. Vielleicht kann sie wenigstens über ihre „Alcabalas“ genannten Kontrollposten eine geographische Ausweitung von Unruhen eindämmen.

Maduro sprach davon, man wolle den USA ein zweites „Afghanistan“ bereiten. Dies hätte auch für die venezolanische Zivilbevölkerung gravierende Folgen, wenn das Land zerfällt und „Warlords“ die Macht in den einzelnen Regionen übernehmen würden. Hier ist das U.S. Militär in besonderer Verantwortung.

Schon in „Friedenszeiten“ ist es um die öffentliche Sicherheit schlecht bestellt. So gab das Auswärtige Amt in Berlin folgende Reisewarnung heraus:

„In den Gebieten entlang der kolumbianischen Grenze insbesondere in den venezolanischen Teilstaaten Amazonas, Apure, Barinas, Táchira und Zulia, aber auch im Grenzgebiet zu Brasilien besteht eine hohe Gefahr durch organisierte Kriminalität mit Entführungen und anderen Gewaltverbrechen. Im Bundesstaat Apure kommt es regelmäßig zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Regierungstruppen und Drogenbanden bzw. Mitgliedern ehemaliger Guerillagruppen (FARC). (…)

Die Straßenkriminalität in venezolanischen Großstädten, besonders in Caracas und Maracaibo, ist unvermindert hoch. Auch außerhalb der Städte ist mit Gewaltkriminalität und Überfällen zu rechnen, z.B. auf Landstraßen. Besonders auf der Autobahn zwischen dem Flughafen und Caracas ist es bei Dunkelheit mehrfach zu Überfällen gekommen. (…)

Die Straßenkriminalität in venezolanischen Großstädten, besonders in Caracas und Maracaibo, ist unvermindert hoch. Auch außerhalb der Städte ist mit Gewaltkriminalität und Überfällen zu rechnen, z.B. auf Landstraßen. Besonders auf der Autobahn zwischen dem Flughafen und Caracas ist es bei Dunkelheit mehrfach zu Überfällen gekommen.

Im Grenzgebiet zu Kolumbien und Brasilien kommt es verstärkt zu Erpressungen, Entführungen und Gewalttaten durch Gruppen der organisierten Kriminalität, in die auch offizielle Sicherheitskräfte verwickelt sind.

Bei Kontrollen im Stadtgebiet, bei Straßenkontrollen, und selbst am Flughafen sind bereits Reisende von uniformierten Kontrolleuren (Polizei, Militär) beraubt oder zu Geldzahlungen bzw. Geldumtausch genötigt worden. Am Flughafen Caracas kam es zu Übergriffen unter Beteiligung von Uniformträgern und Taxifahrern.

Auch Kleinkriminalität wie Taschendiebstähle und Handtaschenraub sind insbesondere in den Großstädten an der Tagesordnung, genau wie Fahrzeugdiebstähle und -aufbrüche – vor allem auf unbewachten Parkplätzen.

Vereinzelt kommt es in Bars und Nachtclubs zu überhöhten Rechnungen und dem Einsatz von K.-o.-Tropfen.

Reisende werden gegen ihren Willen und in Unkenntnis als Drogenkuriere missbraucht.“ (14)

Unklar ist, ob die venezolanischen Sicherheitsorgane in der Lage sind, den Guerillakrieg auf das Territorium der USA auszuweiten, indem sie dort petrochemische Anlagen und Kasernen angreifen. Unter den tausenden Venezolaner, die im letzten Jahrzehnt Zuflucht in den USA gefunden haben, verbergen sich auch die ein oder anderen Agenten.

Venezolanische Lageeinschätzungen

Vor mehreren Jahren gab es seitens der U.S. Regierung militärische Überlegungen, im Falle eines Konfliktes mit Venezuela amerikanische Truppen in Kolumbien zu dislozieren, um von dort aus Venezuela anzugreifen. Donald John Trump war ein Anhänger dieser Option. Nach der Ablösung des kolumbianischen Präsidenten Iván Duque Márquez durch seinen linksgerichteten Nachfolger Gustavo Francisco Petro Urrego (Amtsantritt: 7. August 2022), dürfte diese Planung obsolet sein. Da aber das venezolanische Militär auch nur ein bürokratischer Laden ist, beziehen seine Generäle dieses alte Szenario in ihre Planungen weiterhin ein.

Nach aktuellen Angaben der venezolanischen Regierung sieht die U.S. Regierung für einen Angriff auf Venezuela drei Optionen zur Kriegseröffnung vor:

- Da der Lenkwaffenzerstörer DDG 107 „USS GRAVELY“ seit dem 26. Oktober 2025 im Hafen von Port of Spain (Trinidad & Tobago) ankerte, hätten die U.S. Militärs eine Falschflaggenoperation (span.: „operación de bandera falsa“) geplant, um nach dem Muster des früheren, vermeintlichen Tonking-Zwischenfalls (2. August 1964) einen Vorwand für einen Angriff zu generieren. Dabei handele es sich lediglich um einen „Selbstangriff“ (span.: „autoataque“). Diese Militärprovokation (span.: „provocación militar“) würde von der Premierministerin der Inselrepublik, Kamla Persad-Bissessar, unterstützt, sei aber innerhalb der Regierung von Trinidad & Tobago umstritten. (15) Mit der Dislozierung im Hafen von Port of Spain ist das amerikanische Kriegsschiff durch den Golfo de Paría nur noch rund 10 km vom venezolanischen Festland entfernt. Aufgrund der historischen Analogie macht diese angebliche Operationsplanung wenig Sinn.

- Eine zweite Operation sah einen Angriff auf die frühere U.S. Botschaft in Caracas (F4HH+6CH, F St, C. Suapure) vor. Angeblich haben die venezolanischen Sicherheitsbehörden diese Planung aufgedeckt und die Verfolgung der potentiellen Attentäter aufgenommen. Allerdings wurde bisher niemand verhaftet. Da die U.S. Botschaft in Venezuela seit März 2019 geschlossen ist und die diesbezüglichen Amtsgeschäfte von der „Venezuela Affairs Unit“ an der U.S. Botschaft im kolumbianischen Bogotá (Carrera 45 No. 24B-27) mit übernommen werden, taugt der Angriff auf ein verlassenes, leeres Gebäude nicht als Kriegsgrund aus. So stellt sich die Frage, was die Regierung in Caracas mit dieser „Meldung“ bezweckte.

- Außerdem soll die CIA einen Angriff auf die „Plaza Venezuela“ erwogen haben. Dabei handelt es sich um einen großen Kreisverkehr mit Springbrunnen in Caracas, östlich des Universitätsviertels der „Universidad Central de Venezuela“ (UCV). Auch diese vermeintliche Planung macht wenig Sinn. (16)

Insgesamt wirkt die Darstellung der Regierung in Caracas zur möglichen amerikanischen Kriegseröffnung nicht überzeugend.

Nach Erkenntnissen der venezolanischen Aufklärungsdienste planen die U.S. Streitkräfte im weiteren Verlauf der Kampfhandlungen Angriffe auf Regierungseinrichtungen, Kasernen und Drogenlabors. Da in einem Krieg nichts anderes zu erwarten ist, hat auch diese Mitteilung kaum nachrichtenwert.

Darüber hinaus verfolgen die USA die Fortführung zweier langjähriger Destabilisierungsoperationen gegen Venezuela – die „psychologische Kriegsführung“ (span.: „guerra psicológica“) und die Cyberkriegsführung (span.: guerra cibernética). Allerdings konnte oder wollte die venezolanische Regierung hierzu keine Details mitteilen, stattdessen verwies man auf die Filtrationsmethoden im Allgemeinen, so dass auch diese Nachricht keine Neuigkeiten enthielt:

„In den letzten Jahren hat sich die Strategie der CIA hin zu raffinierteren und weniger sichtbaren Methoden als bei klassischen Militärputschen entwickelt. Laut einem Bericht des chinesischen Nationalen Zentrums für die Reaktion auf Computerviren und des chinesischen Cybersicherheitsunternehmens 360 nutzt die CIA mindestens fünf moderne Taktiken zur Destabilisierung von Regierungen: verschlüsselte Kommunikationsnetzwerke (wie TOR), Tools zur Protestkoordination (wie die Software „Riot“), vom US-Außenministerium finanzierte Systeme zur Umgehung der Zensur, Offline-Kommunikationsplattformen (wie „Speak2Tweet“) und von der RAND Corporation entwickelte Schwarmtechnologien für Massenmobilisierungen. Diese Tools erleichtern nicht nur die Organisation von Oppositionsgruppen, sondern ermöglichen auch die digitale Infiltration kritischer Infrastrukturen.“ (17)

Nicht zuletzt wies die Regierung in Caracas darauf hin, dass die CIA bereits Kommandos in das venezolanische Hinterland infiltriert hat. Die Regierung erwähnte in diesem Zusammenhang eine „OPERACÍON FÈNIX“ (engl.: Operation PHOENIX). Dazu hieß es, der Gegner wolle von den karibischen Inselstaaten (Trinidad & Tobago, Aruba, Curazao, etc.) und Guyana angreifen, um den Venezolanern eine Rundum-Verteidigung aufzunötigen, die die militärischen Kräfte zersplittern. (18) Konkretere Einzelheiten wurden nicht genannt. Darüberhinaus wiederholte Maduro in seinen öffentlichen Stellungnahmen die bekannte Geschichte der vielen CIA-Interventionen in Lateinamerika. Es hat den Anschein, als weiß auch die Militärführung in Caracas nicht so richtig, worauf man sich einstellen soll.

US-Militärplanung

Am 11. November erreichte der Flugzeugträger CVN 78 „GERALD R. FORD“ mit seinem eingeschifften Trägergeschwader das Carrier Air Wing EIGHT (CVW-8) und seinen drei Begleitzerstörern der „Carrier Strike Group 12“ (DDG 72 USS MAHAN, DDG 81 USS WINSTON S. CHURCHILL und DDG 96 USS BAINBRIDGE) und vermutlich einem U-Boot sein zugewiesenes Operationsgebiet in der Karibik. Damit erhöht sich der U.S. Truppenaufmarsch vor Ort auf rund 15.000 Mann. Hinzu kommen eine unbekannte Zahl von Bereitschaftseinheiten in den südlichen Bundesstaaten der USA. Damit ist der Truppenaufmarsch vollständig. Am 2. November wusste die „Frankfurter Rundschau“ zu vermelden:

„Die Vereinigten Staaten haben ihre Marinepräsenz in der Karibik verstärkt. Satellitenbilder bestätigen den Einsatz der USS Iwo Jima und der USS Gravely, die nun in Angriffsreichweite von Venezuela stationiert sind. (…)

Die Positionierung der Iwo Jima Amphibious Ready Group sowie des Lenkwaffenzerstörers Gravely bedeutet eine dramatische Eskalation in der Region und unterstreicht die zunehmende Einsatzbereitschaft des Pentagon für einen möglichen Militäreinsatz.

Präsident Donald Trump erklärte, die Operation solle Drogenschmuggel in Lateinamerika zerschlagen, doch das Ausmaß und die Raffinesse des amerikanischen Einsatzes befeuern Spekulationen, dass Washington sich auf begrenzte Angriffe oder umfassendere Strafmaßnahmen in der Nähe der venezolanischen Gewässer vorbereitet.“ (19)

Am 31. Oktober 2025 verwahrte sich Trump noch gegen Unterstellungen, er wolle Venezuela angreifen: „Nein, das ist nicht wahr,“ behauptete der altersschwache Präsident. Auch Anfang November zeigte sich Trump noch höchst unentschlossen, widersprach sich aber bereits selbst. So berichtete der Fernsehsender „n-tv“:

„US-Präsident Donald Trump rechnet nicht damit, dass die USA gegen Venezuela in den Krieg ziehen werden. Auf eine entsprechende Frage in einem Interview des TV-Senders CBS News sagte der Republikaner: „Das bezweifle ich. Ich glaube nicht.“ Auf eine weitere Frage, ob die Tage von Nicolás Maduro als venezolanischer Präsident gezählt seien, sagte Trump hingegen: „Ich würde sagen, ja. Ich denke schon, ja.“ (20)

In der letzten Oktoberwoche präsentierte das Pentagon dem U.S. Präsidenten erstmals seine Operationsplanungen, die danach noch einmal überarbeitet wurden. In der laufenden Woche vom 10. bis zum 16. November fanden drei Venezuela-Briefings im Weißen Haus statt: Am 12. November 2025 gab es ein erstes Treffen einer kleinen Gruppe hochrangiger Funktionäre. Einen Tag später, am 13. November, präsentierten Kriegsminister Peter Brian „Pete“ Hegseth und der Chairman der Joint Chiefs of Staff (CJCS), General John Daniel „Razin“ Caine, dem Präsidenten die überarbeiteten Kriegspläne des zuständigen Southern Command (SOUTHCOM) mit den verschiedenen Szenarien und Optionen. Neben Präsident Trump nahm auch dessen Stellvertreter James David „JD“ Vance und der Stellvertretende Stabschef Stephen Miller an dem Treffen im unterirdischen „Situation Room“ (WHSR) unter dem Westflügel des Weißen Hauses teil. Hingegen war der kritische SOUTHCOM-Kommandeur, Admiral Alvin Holsey, nicht zugegen. Wann das dritte Treffen stattfand und wer daran teilgenommen hatte, wurde nicht bekannt. Jedenfalls ist der politische Entscheidungsfindungsprozess bezüglich eines Kriegseintritts in der Endphase. (21)

Bisher hat sich Präsident Donald John Trump als „Commander in Chief“ (CinC) noch nicht für den offiziellen Kriegsbeginn, für eine bestimmte Option entschieden. Es heißt, wenn er sich nach einem arbeitsreichen Tag vom Oval Office in seine Privatgemächer im ersten Stock des Weißen Hauses zurückzieht, schaltet er mehrere Fernseher an, um stundenlang TV zu glotzen. Er sei nicht prinzipiell gegen Krieg, aber Fernsehbilder von Leichensäcken, in denen gefallene GIs nach Hause gebracht würden, fände der Präsident einfach „nicht sexy“, daher schrecke er i. d. R. vor einem Angriffskrieg zurück. In seinem tiefsten Innersten ist Donald Trump halt doch ein Romantiker. Am 14. November erklärte Trump gegenüber Journalisten: „Ich kann Ihnen nicht sagen, was es sein wird, aber ich habe meine Entscheidung so gut wie getroffen.“ (22) In diesem Zusammenhang ist wichtig zu erwähnen, dass die republikanische Mehrheit im U.S. Kongress auf ihre „war powers“ verzichtet und dem Präsidenten freie Hand gewährt hat. Gleichzeitig steht Trump durch seine Verwicklung in die Kinderfickeraffäre „Epstein“ unter enormem innenpolitischen Druck und man weiß nicht, wie sich dies auf seine Außenpolitik auswirken wird.

An realen Kampfhandlungen ist bisher nur bekannt, dass die U.S. Streitkräfte seit dem 2. September 2025 Drogenboote in der Karibik und im Ostpazifik versenken. Bisher haben sie zwanzig Angriffe durchgeführt, bei denen rund achtzig Personen getötet und zwei Schmuggler lebend gefangen genommen wurden. Über die Masse an beschlagnahmten Drogen wurde nichts mitgeteilt, das meiste Material dürfte ohnehin verbrannt sein. Wie Kriegsminister Hegseth am 13. November 2025 mitteilte, hätte das „War Department“ eine neue Task Force aufgestellt, die im Rahmen der Sub-Operation mit dem Codenamen SOUTHERN SPEAR (dt.: SÜDLICHER SPEER) gegen die Drogenboote vorgehen würde. Die Manöverführung lag beim Hauptquartier der „4th Fleet“ auf der Naval Station Mayport (Florida) unter dem Kommando von Konteradmiral Carlos Sardiello. Hegseth teilte dazu auf „X“ mit:

„Led by Joint Task Force Southern Spear and @SOUTHCOM, this mission defends our Homeland, removes narco-terrorists from our Hemisphere, and secures our Homeland from the drugs that are killing our people. The Western Hemisphere is America’s neighborhood – and we will protect it.“

Diese Codierung musste überraschen, da die amerikanische „4th Fleet“ im Februar 2025, kurz nach dem Amtsantritt von Donald Trump, eine maritime Militärübung mit demselben Namen in der Karibik durchführte. Die zweimalige Vergabe desselben Kodenamens in so kurzer Zeit für dasselbe Operationsgebiet ist ungewöhnlich, jedoch beabsichtigt. So war SOUTHERN SPEAR eine „Militärübung“ zur Drogenbekämpfung unter Einsatz von Robotern, wie Forster Edwards, Kommandeur für hybride Kriegsführung der 4. Flotte, Anfang Februar erklärte:

„Southern Spear will operationalize a heterogeneous mix of robotic and autonomous systems (RAS) to support the detection and monitoring of illicit trafficking while learning lessons for other theaters. (…) Southern Spear will continue our (4th Fleet’s) move away from short-duration experimentation into long-duration operations that will help develop critical techniques and procedures in integrating RAS into the maritime environment.” (23)

Im Prinzip wurde bei der Militärübung im Februar also genau das einstudiert, was sieben Monate später – unter derselben Bezeichnung – zur militärischen Realität wurde. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, wann die Trump-Regierung mit der Planung dieser – völkerrechtswidrigen – Attacken begonnen hat und die entsprechende Aufklärungs- und Kampftechnik besorgte.

Da der Anteil der venezolanischen Kartelle am Drogenmarkt in den USA kaum eine Rolle spielt, wird vermutet, dass das Ziel der U.S. Ambitionen die Ermordung oder Gefangennahme von Präsident Maduro und seiner Führungsriege im „Poder Ejecutivo Nacional“ (PEN) ist. Das PEN tagt im Präsidentenpalast Miraflores. Nach dem Muster früherer Einsätze könnte die „Task Force 160 Night Stalkers“ mit ihren Stealth-Hubschraubern ein Kommando aus „CIA-SAC“ oder „Delta Force“ gegen Mitternacht absetzen, damit sie die Exekution(en) durchführen. „Mitternacht“ in Venezuela, das wäre in Zentraleuropa 5.00 Uhr morgens, da Venezuela in der Zeitzone UTC-4 bzw. „Venezuelan Standard Time“ (VTE) liegt.

Eine solche Kommandoaktion würde das venezolanische Regime „enthaupten“ und die Chaosphase bei Kriegsbeginn verschärfen, während der erste Angriff des Hauptkontingentes erst Stunden später kurz vor Morgengrauen erfolgt, damit die Bodentruppen am ersten Kriegstag möglichst viel Zeit haben, um ihre Kampfaufträge zu erfüllen. Ein kleiner „regime change“ als Alternative zu einem umfangreichen Krieg hört sich sehr verlockend ab, funktioniert in der Praxis aber kaum, da sich der neue, importierte Machthaber auch erst einmal durchsetzen muss.

Darüber hinaus, wollen sich die USA die Verfügungsgewalt über die venezolanischen Ölvorkommen sichern, die nur mit Hilfe der USA technologisch gefördert werden können.

Unter der amerikanischen Zivilbevölkerung war das Interesse an dem bilateralen Konflikt bisher eher gering. Im Vordergrund stand der Shutdown und der Streit um die Versorgung der verarmten Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln gemäß dem „Supplemental Nutrition Assistance Program“ (SNAP). Dennoch wurde in den verschiedenen Umfragen deutlich, dass nur eine Minderheit von 29 bis 35 Prozent sich für eine Militäraktion gegen Venezuela aussprach.

Internationale Solidarität?

Nicht nur die USA, auch Russland, China und der Iran haben ein ökonomisches und militärpolitisches Interesse an Venezuela. Russland sieht sich zwar heute nur noch bedingt als ideologischer Bündnispartner der Bolivaristen, allerdings sind die russischen Ölkonzerne in die venezolanischen Rohstoffgeschäfte tief involviert.

Die russische Regierung machte bereits 2019 deutlich, dass sie eine U.S. Intervention in Venezuela ablehnt. Die „Gruppa Wagnera“ unterstützte 2024 das Maduro-Regime bei der Niederschlagung der Oppositionsbewegung. Nach Trumps erneutem Wahlsieg arbeiteten Russland und Venezuela seit dem 7. Mai 2025 an einem neuen Abkommen über Rohstoffförderung und Militärhilfe, das am 8. Oktober von Maduro und am 27. Oktober schließlich auch vom russischen Präsidenten Wladimir Putin unterzeichnet wurde und somit in Kraft trat. Es hat eine Laufzeit von zehn Jahren. Das bilaterale Abkommen festigt die militärpolitische Zusammenarbeit als „Bestandteil der Wahrung der regionalen und globalen Sicherheit“, allerdings verpflichtet das bilaterale Abkommen keine Vertragspartei zu militärischem Beistand im Kriegsfall. Dazu wäre die russische Regierung angesichts des Zustandes seiner Streitkräfte und ihrer Bindung in der Ost-Ukraine auch gar nicht in der Lage. Aber sicherlich wird sich Putin etwas einfallen lassen, um der USA im Falle eines Angriffs auf Venezuela zu schaden.

Am 31. Oktober gab das russische Außenministerium eine bedeutungsschwangere Erklärung heraus: „Wir unterstützen die Führung Venezuelas bei der Verteidigung ihrer nationalen Souveränität unter Berücksichtigung der aktuellen internationalen und regionalen Lage. (…) Wir sind bereit, angesichts neuer Bedingungen angemessen auf die Anfragen unserer Partner zu reagieren.“

Immerhin landete am 1. November ein großes Frachtflugzeug vom Typ Iljuschin Il-76 CANDID der russischen Firma „Aviacon Zitotran“ in Caracas. Über die Fracht – Menschen oder Material - wurde nichts bekannt. (24)

Am 11. November 2025 beschäftigte sich auch die russische Staatsduma mit dem Venezuela-Konflikt und sprach dem Land zumindest seine „internationale Solidarität“ aus.

Der chinesischen Regierung hat Maduro einen vertraulichen Brief geschrieben. Es heißt, er habe zur Verstärkung seiner Luftverteidigung nach Radarsystemen nachgefragt. Allerdings ist zu vermuten, dass es für weitere Waffenimporte zu spät ist.

Nicht zuletzt hat sich Maduro an die Regierung in Teheran gewandt. Von dort will er Drohnen beziehen, die eine Reichweite von bis zu 1.000 km haben und mit Störsendern gegen GPS-Signale ausgestattet sind.

Da sich mehrere Kabinettsmitglieder und führende Politiker in den USA für einen Angriff auf Venezuela ausgesprochen haben, ist zu vermuten, dass sich Trump deren Ansicht zu eigen macht. Welchen Einfluss das auf den Drogenkonsum in den USA haben soll, bleibt fraglich. Wie sagte doch ein französischer Dichter: „Erfüllet mein Herz mit eintöniger Mattigkeit.“

Quellen:

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Sim%C3%B3n_Bol%C3%ADvar

(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Petr%C3%B3leos_de_Venezuela

(3) https://de.wikipedia.org/wiki/Venezuela

(4) https://www.auswaertiges-amt.de/de/reiseundsicherheit/venezuelasicherheit-224982

(5) https://www.reuters.com/world/americas/venezuelan-military-preparing-
guerrilla-response-case-us-attack-2025-11-11/

(6) https://cnnespanol.cnn.com/2025/11/11/venezuela/maduro-despliegue-militar-
masivo-tension-eeuu-orix

(7) https://www.instagram.com/reel/DRCZgGfDSGc/

(8) https://www.telesurtv.net/fanb-plan-independencia-defensa-paz-soberania/

(9) https://cnnespanol.cnn.com/2025/09/29/venezuela/decreto-maduro-
intervencion-extranjera-estados-unidos-orix

(10) https://cnnespanol.cnn.com/2025/11/11/venezuela/maduro-ley-comandos-
defensa-tensiones-orix

(11) https://www.infobae.com/venezuela/2025/11/12/resistencia-y-anarquizacion-como-
es-el-plan-de-maduro-ante-un-eventual-ataque-que-sus-propios-militares-admiten-
que-no-soportarian/

(12) https://www.infobae.com/venezuela/2025/11/12/resistencia-y-anarquizacion-como-
es-el-plan-de-maduro-ante-un-eventual-ataque-que-sus-propios-militares-admiten-
que-no-soportarian

(13) https://www.n-tv.de/politik/Venezuela-plant-Guerilla-Taktiken-gegen-moegliche-
US-Invasion-id30009897.html

(14) https://www.auswaertiges-amt.de/de/reiseundsicherheit/venezuelasicherheit-224982

(15) https://www.elmundo.es/internacional/2025/10/27/68ffbee8e4d4d8513e8b45ad.html

(16) https://www.telesurtv.net/operacion-fenix-infiltrar-agentes-cia-venezuela/

(17) https://www.cubainformacion.tv/america-latina/20251018/118541/118541-
son-nuevas-las-operaciones-de-la-cia-en-venezuela, (Eigene Übersetzung)

(18) https://www.telesurtv.net/operacion-fenix-infiltrar-agentes-cia-venezuela/

(19) https://www.fr.de/politik/positioniert-sind-satellitenbilder-zeigen-us-kriegsschiffe-
die-fuer-einen-moeglichen-angriff-auf-venezuela-zr-94016634.html

(20) https://www.n-tv.de/politik/USA-wollen-Venezuela-angeblich-nicht-
angreifen-article26136644.html

(21) https://www.reuters.com/world/americas/trump-officials-hold-meetings-
venezuela-military-tensions-rise-2025-11-15/

(22) https://www.n-tv.de/politik/Trump-ueber-Venezuela-Entscheidung-so-gut-wie-
getroffen-id30025589.html

(23) https://breakingdefense.com/2025/02/navys-4th-fleet-to-start-operation-
focused-on-unmanned-systems-countering-illicit-trafficking/

(24) https://www.msn.com/de-ch/nachrichten/other/russisches-flugzeug-il-76-
kommt-in-venezuela-an-mitten-in-der-spannung-mit-den-usa-und-milit%C3%
A4rischen-verst%C3%A4rkungen/ar-AA1PKB9W