Militärforschung
  Ukraine-Krieg 2.0 - 53. Update
 

Ukraine-Krieg 2.0 – Update 53 vom 19. April (D+53)

Gerhard Piper

Lageentwicklung:

Verteidigungsminister Sergej Schoigu verplapperte sich. Als er die NATO-Staaten kritisierte, gab er unabsichtlich das Ziel der russischen Operationsführung preis: „Die USA und die von ihnen kontrollierten westlichen Länder tun alles, um die militärische Spezial-Operation zu verzögern. (…) Der wachsende Umfang ausländischer Waffenlieferungen zeigt ihre Absicht, das Kiewer Regime zum Kampf bis zum letzten Ukrainer zu provozieren.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-dienstag-wolodymyr-selenskyj-uebergibt-fragebogen-zu-eu-beitritt-a-3b463c39-146f-4c86-8737-8a4cc1310db3)

Kampf „bis zum letzten Ukrainer“, so was hatte der Führer auch schon gesagt.

Kriegsverbrechen:

Prof. Dr. Carlo Masala, Politologe an der Bundeswehruniversität München warf der russischen Seite vor, immer offener gegen internationales Recht zu verstoßen. „Die systematische Verletzung des humanitären Völkerrechts ist Teil der russischen Strategie." Präsident Wladimir Putin versuche, seine Ziele mit maximaler Brutalität zu erreichen. Offenbar habe Putin kein Interesse an einer Verhandlungslösung: „Warum soll man den Kontakt zu jemanden behalten, der nicht bereit ist, einen Millimeter von seinen Zielen abzurücken." (https://www.stern.de/politik/ausland/ukraine-podcast/podcast--ukraine---die-lage---militaerexperte-erwartet-abnutzungskrieg-31790050.html)

Truppenaufmarsch:

Russland: Der ukrainische Militärnachrichtendienst GUR meldet, dass rund 60 bis 70 Prozent der Zeit- bzw. Berufssoldaten der 150. MotSchützen Division aus Rostow oder Novocherkass die Teilnahme an weiteren Kampfhandlungen verweigern. (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-18) Es wurde gemeldet, dass Soldaten, die Befehle verweigern, einen entsprechenden Eintrag in ihre Personalakte erhalten. Außerdem wird auf die Familien der Soldaten Druck ausgeübt.

Ukraine: Die Ukraine hat nach Angaben von Pentagon-Sprecher John Kirby zusätzliche Kampfjets erhalten. Das Land verfüge jetzt über mehr Kampfflugzeuge als vor zwei Wochen. Nähere Angaben zu deren Herkunft und Bauart macht er nicht.

Gefechte:

Osten:

Die „Oster-Offensive“ hat pünktlich am Abend des Ostermontags begonnen. Auf breiter Front zwischen Kharkiw im Norden und Mariupol im Süden (ca. 480 km) versuchen die Russen vorzustoßen. Angriffskeile gibt es u. a. bei Valuyki-Kupyansk, Chuhuiv, Isjum, Kreminna, Popasna und Marinka, aber auch bei Mariupol und Kherson. (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-18) Darüber hinaus greifen die russischen Streitkräfte mit ihren (Jagd-)Bombern und Flugkörper alle möglichen Städte auf dem gesamten Territorium der Ukraine an.

Nach Angaben des „Institute for the Study of War“ (ISW) in Washington greifen bei Isjum folgende Verbände an: 252. MotSchRgt, 752. MotSchRgt und 237. PzRgt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommentierte den russischen Truppenaufmarsch mit den Worten, die Russen hätten nun alle Einheiten ihres Heeres, die überhaupt kämpfen könnten, in der Ukraine versammelt. D. h., der größte Flächenstaat der Erde ist jetzt offen wie ein Scheunentor. Die Städte von Kaliningrad bis Wladiwostok sind ohne militärischen Schutz. Um russische Städte anzugreifen, braucht man keine schweren Waffen, dafür genügend schon ein schwerer Benzinkanister. Mal sehen, was der ukrainische Militärgeheimdienst und die russische Opposition arrangieren wollen und können.

Der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowytsch erklärte, die Offensive laufe nur „sehr vorsichtig“ an. Den russischen Streitkräften fehle die Stärke, um die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Sie versuchten derzeit, die „sensitiven Stellen“ in der ukrainischen Defensive zu finden. Bisher war nur die Offensive bei Kreminna „erfolgreich“.

Darüber hinaus haben die russischen Streitkräfte in der vergangenen Nacht „hochpräzise luftgestützte Raketen“ gegen 13 ukrainische Stellungen im Donbass abgefeuert. Bei weiteren Luftangriffen seien „60 militärische Einrichtungen der Ukraine“ getroffen worden, darunter auch Städte nahe der östlichen Frontlinie: Kharkiw, Slowjansk und Kramatorsk, aber auch Saporischschja und Mykolajiw.

Die ukrainischen Streitkräfte ihrerseits haben in der Region 40.000 Mann der „Joint Operation Forces“ stationiert, der bestausgebildeten und bestbewaffneten Truppe der Armee. So versuchten die ukrainischen Truppen, die russischen Vorstöße abzuwehren. Aber ihnen fehlen schwere Waffen: Kampfpanzer, Schützenpanzer und Haubitzen. Sie hatten rund sechs Wochen lang bei NATO-Partnern um solche Waffensysteme nachgesucht, waren aber i. d. R. nur abgeblockt worden. So wurden sie von der deutschen Bundesregierung unter Olaf Scholz (SPD) wochenlang vertröstet worden. Es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen dies für den weiteren Kriegsverlauf in der Ukraine selbst und darüber hinaus zeitigen wird.

Angesichts der Weigerung der NATO-Staaten, die Ukraine in den letzten Wochen mit schweren Waffen in nennenswerter Stückzahl auszustatten, warnte der Militärexperte Albert A. Stahel, Professor für Strategische Studien an der ETH Zürich in der Schweiz:

„Um es kurz zu machen: Den größten Vorteil hat ganz klar die russische Armee. Bei einem solchen Stellungskrieg wie jenem, der jetzt in der Ostukraine entflammt, kommt es nicht nur auf den richtigen Kampfeswillen an, sondern vor allem auf die richtigen Waffen. Und da sind die Russen den Ukrainern weit überlegen. Das gilt insbesondere für die Artillerie. Da können Selenskyjs Truppen nur schwer dagegenhalten.

Um die Angriffe der russischen Armee niederhalten zu können, sind Selenskyjs Truppen ganz besonders auf Raketenartillerie - die so genannten 'Stalin-Orgeln' - sowie auf Panzer und Haubitzen angewiesen. Und zum Beispiel auf gute Nachtsichtgeräte, um auch in der Dunkelheit die russischen Truppen attackieren zu können. Zwar hat die Ukraine 155-Milimeter-Haubitzen aus den USA bekommen. Doch die werden bei weitem nicht ausreichen. (…)

Putin wird niemandem die Hand reichen, sondern versuchen, alles an sich zu reißen. Und was sich ihm in den Weg stellt, wird er versuchen zu zerschlagen, zu töten, zu vernichten. Das ist schon immer eine typische Vorgehensweise der russischen Armee gewesen. (…)

Er wird weiter auf eine Gelegenheit lauern, Selenskyj zu eliminieren und die Regierung abzusetzen. Daran hat sich überhaupt nichts geändert. Das wird vermutlich noch länger dauern, weil die ukrainische Armee versuchen wird, Putins Truppen in einem Guerillakrieg zu schwächen. Doch würde dies nichts an seinem Ziel ändern, das ganze Land in seine Gewalt zu bekommen. Relevant dabei sind am Ende die Bodentruppen, deren Eroberungszug von russischen Marschflugkörpern vorbereitet werden kann. Putin wird nicht nachgeben. (…)

Die schnelle Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine ist das Einzige, was Putin aufhalten kann, das ganze Land zu zerschlagen. Geschieht dies nicht, hat die Ukraine keine Chance. Und niemand sollte vergessen: Putin will mehr als die Ukraine.“ (https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/russische-grossoffensive-im-donbass-gestartet-putin-will-alles-zerstoeren-militaerexperte-sieht-ukraine-ohne-schwere-westwaffen-verloren_id_86398674.html)

Süden:

- Mariupol:

Die Stadt ist weiterhin von rund 14.000 russischen Soldaten eingeschlossen. Die Kämpfe um den Stadtteil Primorsky in Südwesten der Stadt und um das Stahlwerk „Asowstal“ im Südosten der Stadt dauern an. Der Gouverneur der Region Donezk, Pawlo Kyrylenko, erklärte: „Es finden Straßenkämpfe statt, und dies nicht nur mit Kleinwaffen, sondern es gibt auch Panzerschlachten auf den Straßen der Stadt.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-dienstag-wolodymyr-selenskyj-uebergibt-fragebogen-zu-eu-beitritt-a-3b463c39-146f-4c86-8737-8a4cc1310db3)

Am Dienstagvormittag begann ein erneuter Versuch der russischen Truppen, das Stahlwerk „Asowstal“ zu besetzen. Die russischen Einheiten sollen dabei auch – wie schon in Syrien (Schule, Ost-Ghouta, 19. März 2018, 17 Tote, 50 Verletzte) - bunkerbrechende „Bunker-buster“-Bomben einsetzen, um das einstmals größte Stahlwerk Europas dem Erdboden gleichzumachen. (https://www.bluewin.ch/de/news/international/greift-putin-jetzt-zur-atomwaffe-des-armen-mannes-1184702.html)

Die russische Luftwaffe verfügt über mehrere Lenkbomben (Korrektiruyeskaya Aviatsionnaya Bomba – KAB), die als „Bunker-buster“ ausgelegt sind. Sie haben ein Eigengewicht von 500 bis 1500 kg:         
- KAB-500: lasergesteuerte Gleitbombe      
- KAB-1500Kr: Gleitbombe mit optischem CCD-Suchkopf. Penetrationsleistung wie KAB-1500LF
- KAB-1500LG: Gleitbombe mit Laser-Zielsuchlenkung. Penetrationsleistung etwa 20 m Erdreich oder 2 m Beton.
- KAB-1500LF: Gleitbombe mit Laser-Zielsuchlenkung. Penetrationsleistung von 20 m Erdreich oder 4 m Beton           
- KAB-1500L-Pr: lasergesteuerte Gleitbombe, die Eindringtiefe in den „weichen“ Erdboden liegt bei 10 bis 20 m oder sie durchschlägt 2 m dicken, armierten Beton. Bei einem Eigengewicht von 1.500 kg beträgt die Explosivladung 1.100 kg. Die Treffgenauigkeit liegt bei 7 m CEP. Die Bombe wird u. a. von Jagdbombern Suchoi Su-24M (NATO-Code: FENCER-D) oder Su-27IB (= Istrebityel Bombardirovshchik, dt.: Jagdbomber) (NATO-Code: FLANKER) ins Ziel befördert.           
- (…) (https://de.wikipedia.org/wiki/Bunkerbrechende_Waffe)

- Mykolajiw:

Im Raum Mykolajiw konnte die ukrainische 80. Fallschirmjägerbrigade – nach eigenen Angaben - mehrere Ortschaften zurückerobern. (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-april-18)

- Oleksandrivka:

Russische Einheiten greifen bei Oleksandrivka westlich von Kherson an.

Schwarzmeerflotte:

Die Debatte über die Ereignisse an Bord und den Untergang des Lenkwaffenkreuzers dauern an. Angeblich soll der Kapitän des Schiffes überlebt haben, weil er sein Schiff zu früh verlassen hat. Ob das Schiff zu retten gewesen wäre, darüber gehen die Meinungen auseinander, aber aufgrund des begrenzten Bildmaterials sind die Experten zurückhaltend mit ihrem Urteil.

Außerdem dauert die Debatte darüber an, wieviele Matrosen sich retten konnten oder gerettet wurden. Die Behauptung der russischen Marine, alle 550 Mann an Bord, ist offensichtlich falsch. Viele Besatzungsmitglieder gelten bisher offiziell als „vermisst“, den Angehörigen wurde verboten, eigene Nachforschungen anzustellen. Andere Angehörige wurden darüber informiert, dass ihr Sohn gefallen ist, ohne dass ihnen weitere Detailinformationen (wann, wo, wie?) mitgeteilt wurden; in diesen Fällen wurde auch der Leichnam nicht zur Bestattung freigegeben.

Das im lettischen Riga erscheinende russische Exilmedium „Meduza“ berichtete, dass mindestens 37 Matrosen an Bord der „Moskwa“ umgekommen seien. Zu den Todesopfern zählen z. B. Igor Skhrebets und Andrej Tsyvov. Über einhundert, vielleicht sogar zweihundert Matrosen wurden verletzt, viele hätten Brandwunden oder Amputationsverletzungen davon getragen. Eine Mutter berichtete über die Naivität ihres Sohnes: „Als mein Sohn mich anrief, hat er geweint. Er sagte mir: ‚Mama, ich hätte nie gedacht, dass ich in so einem Blutbad enden werde. Ich dachte, dass wir in relativ friedlichen Zeiten leben würden.“ (https://www.stern.de/politik/ausland/-moskwa---eltern-berichten-von-zahlreichen-todesfaellen-auf-dem-schiff-31790064.html)

Verluste:

Es gab am Dienstag einen weiteren Gefangenenaustausch. Die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk teilte dazu mit: „Heute haben wir 60 Soldaten ausgetauscht, darunter zehn Offiziere.“ Darüber hinaus seien Kiew 16 Zivilisten übergeben worden.

Zivilbevölkerung:

Flüchtlinge: Zuletzt konnten die ukrainischen Behörden am Karsamstag 1.500 Zivilisten aus dem Gefahrengebiet evakuieren. Seitdem blieben entsprechende Versuche erfolglos.

BRD: Seit Beginn des russischen Angriffs hat die Bundespolizei die Ankunft von 359.904 Kriegsflüchtlingen registriert. Bis zum 29. März seien insgesamt 3.216 Ukraine-Schutzsuchende mit anderer Staatsangehörigkeit erfasst worden. Mehr als jeder Zehnte der nicht-ukrainischen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine stammte den Angaben zufolge aus Nigeria (357 Flüchtlinge). Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge stellte zudem jeweils rund 200 Menschen aus Marokko, Afghanistan, Turkmenistan und Aserbaidschan fest.

Lebensmittelversorgung: Das Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) rechnet in der Ukraine mit sechs Millionen Bedürftigen. Der WFP-Nothilfekoordinator für die Ukraine, Jakob Kern, erklärte, das WFP habe 60 000 Tonnen Lebensmittel bereitgestellt, was für zwei Millionen Menschen zwei Monate lang reiche. Ein Drittel davon sei in der Ukraine eingekauft worden. Es gebe zwar Nahrungsmittel, aber die Menschen kämen entweder nicht zu Märkten, Feldern oder Geschäften oder sie hätten kein Geld. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-dienstag-wolodymyr-selenskyj-uebergibt-fragebogen-zu-eu-beitritt-a-3b463c39-146f-4c86-8737-8a4cc1310db3)

USA:

Die ersten Waffenlieferungen aus dem neuen militärischen Hilfspaket der USA für die Ukraine sind an den Grenzen des Landes eingetroffen. Vier Flugzeuge hätten am Sonntag militärisches Gerät angeliefert. Ein fünfter Flug werde in Kürze folgen.

BRD:

Politik: Bundeskasperle Olaf Scholz (SPD) richtet unermüdlich seine albernen Appelle an die Kremlmonster: „Stoppen Sie den Beschuss in der Ukraine. Machen Sie sofort einen Waffenstillstand möglich und ziehen Sie Ihre Truppen an. Stoppen Sie diesen schrecklichen Krieg.“ Dann geht Olaf bis zum Äußersten und bekennt heldenhaft: „Wir spüren große Wut auf den russischen Präsidenten.“ Wahnsinn! (https://www.focus.de/politik/ausland/stimmen-zum-ukraine-krieg-nach-scharfer-gabriel-kritik-spd-spitze-trifft-sich-mit-andrij-melnyk_id_57275780.html)

Gleichzeitig labert der Bundeskanzler irgendetwas über „Geld“ und „Waffen“ und Pipapo, seine „Möglichkeiten“ seien erschöpft. Er will weiterhin keine schweren Waffen an die Ukraine liefern, obwohl hunderte Kampf- und Schützenpanzer doof in den Garagen der Bundeswehr rumstehen und rosten.

Gleichzeitig versuchen die vaterlandslosen Gesellen von der „Ampel“-Regierung, von ihrem Komplett-Versagen in der Ukraine-Krise abzulenken. Auf der einen Seite kann der Bestand und die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland langfristig wohl nur gesichert werden, wenn Putin in der Ukraine „eins auf die Fresse krieg“, weil er ansonsten seine Eroberungsambitionen weiter austoben wird, andererseits will die Bundesregierung wenig dazu beitragen, dass Putin „eins auf die Fresse kriegt“, weil sie befürchtet, dass er dann den „Gashahn“ zudreht mit fürchterlichen Folgen für die deutschen Millionäre und die vielen armen Schlucker.

Allerdings besteht die Gefahr, dass die Bundesregierung erst eine Lage provoziert, auch im Sinne einer self-fulfilling prophecy, die sie eigentlich vermeiden wollte. Angesichts der Wahlmöglichkeit zwischen zwei Übeln, lenkt die Ampel-Regierung ab und entfacht lieber eine Pseudo-Debatte um eine SPD-Tussi in Mecklenburg-Vorpommern namens Manuela Schleswig:

Der Bundesvorsitzende der Regierungspartei Omid Nouripour (Grüne) besteht darauf, dass die Zusammenarbeit zwischen der SPD-geführten Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern und dem russischen Gaskonzern „Gazprom“ im Zusammenhang mit der deutsch-russischen Gaspipeline Nord Stream 2 irgendwann tatsächlich aufgearbeitet wird: „Die Verwebung zwischen der Schweriner Landesregierung und dem russischen Staatskonzern Gazprom war stets verheerend und muss nun endlich aufgearbeitet werden.“ Die bisherigen Erklärungen der amtierenden Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sind dem Grünen zu wenig. Auch der Vorsitzende des Europaausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), forderte eine eingehende Untersuchung. „Wie die Regierung in Mecklenburg-Vorpommern sich zum Handlanger von Nord Stream 2 machte, um den Bau der Ostseepipeline zu befördern, muss dringend aufgeklärt werden.“ Anfang 2021 war in Mecklenburg-Vorpommern eine „Klima- und Umweltstiftung“ ins Leben gerufen worden, um mit stillschweigender Hilfe der „Gazprom“ die Pipeline trotz US-Sanktionsdrohungen fertigzustellen.

Xenophobie: Das Bundeskriminalamt (BKA) registriert pro Woche in Deutschland rund 200 Straftaten in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine. Die Delikte richteten sich „mehrheitlich gegen russischstämmige, aber auch gegen ukrainischstämmige Mitglieder unserer Gesellschaft“, erklärte Präsident Holger Münch.

Waffenexporte: Wochenlang hat die ukrainische Regierung in Berlin um schwere Waffen nachgesucht, aber von der Bundesregierung unter Olaf Scholz (SPD) abgewiesen worden. Angesichts des pünktlichen Beginns der russischen „Oster-Offensive“ ist es nun für solche Waffenlieferungen längst zu spät. Noch ist es nicht zu spät dafür, dass das Offizierskorps der Bundeswehr seine patriotische Pflicht erfüllt.

Niederlande:

Ministerpräsident Mark Rutte teilte mit, die Niederlande werden die Ukraine mit schwereren Waffen wie Panzerfahrzeugen unterstützen. Gemeinsam mit Verbündeten werde auch die „Lieferung von zusätzlichem schwereren Material“ geprüft.

Ungarn:

Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto erklärte, sein Land lehne Sanktionen gegen die russische Öl- und Gasindustrie ab. Russland liefere weiter Gas ohne jede Unterbrechung.

Japan:

Der japanische Verteidigungsminister Nobuo Kishi erklärte, sein Land werde der Ukraine kommerzielle Drohnen zur Aufklärung und ABC-Abwehr-Material zur Detektion und Dekontamination bei chemischen Angriffen zur Verfügung stellen: „Wir werden der ukrainischen Regierung weiter so viel Unterstützung wie möglich zukommen lassen.“

Als Teil der gegen Moskau verhängten Wirtschaftssanktionen setzte Japan am Dienstag ein Importverbot für 38 Waren aus Russland in Kraft, darunter Wodka und einige Holzprodukte. Die verbotenen Produkte machten gut ein Prozent der Importe aus Russland aus.

Neuseeland:

Als Reaktion auf den anhaltenden Krieg gegen die Ukraine verhängt Neuseeland neue Sanktionen gegen die größten Banken und Finanzinstitute Russlands. Die russische Zentralbank, der Staatsfonds, acht der größten russischen Banken und sieben weitere Institutionen mit Verbindungen zu Oligarchen und der Rüstungsindustrie sind betroffen.

Russland:

Politik: Der Vize-Vorsitzende des Sicherheitsrates, Ex-Präsident Dmitri Medwedew, erklärte, die Regierung in Moskau sollte – angesichts des NATO-Truppenaufmarsches in Osteuropa auf etwaige aggressive Handlungen der NATO vorbereitet sein. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-dienstag-wolodymyr-selenskyj-uebergibt-fragebogen-zu-eu-beitritt-a-3b463c39-146f-4c86-8737-8a4cc1310db3)

Spionageabwehr: In den letzten Wochen hatten die „westlichen“ Staaten rund 300 russische Agenten ausgewiesen. Das russische Außenministerium weist nun seinerseits 40 europäische Diplomaten aus: 21 Diplomaten aus Belgien, 15 weitere aus den Niederlanden und vier Österreicher seien zu unerwünschten Personen erklärt worden.

EU:

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Montagabend den Fragebogen für einen EU-Beitritt seines Landes an die Europäische Union weitergeleitet. Das teilte der estnische EU-Botschafter in Kiew, Matti Maasikas, mit. Das Papier gilt als Grundlage für Beitrittsgespräche.

Sonstiges:

Gemäß dem „Ukraine Support Tracker“ des Instituts für Weltwirtschaft in Kiel haben weltweit insgesamt 31 Regierungen der Ukraine Zusagen zur militärischen, finanziellen und humanitären Hilfe gemacht. Die größte Zusage machten die USA mit umgerechnet rund 7,6 Milliarden Euro, gefolgt von Polen, Großbritannien und Deutschland. Alle EU-Länder zusammen kommen den Angaben zufolge auf rund 2,9 Milliarden Euro, plus 1,4 Milliarden Euro aus den EU-Institutionen und 2 Milliarden Euro von der Europäischen Investitionsbank. Estland stellt gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) die größte Hilfe zur Verfügung.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft gesenkt. Für 2022 wird nur noch mit einem Wachstum von 3,6 Prozent gerechnet, 0,8 Prozentpunkte weniger als noch im Januar angenommen. In der Prognose erwartet der IWF für die Eurozone ein um 1,1 Prozentpunkte geringeres Wachstum von 2,8 Prozent. In Deutschland soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) demnach nur noch um 2,1 Prozent steigen, 1,7 Prozentpunkte weniger als noch im Januar. Die russische Wirtschaft dürfte der IWF-Prognose zufolge um 8,5 Prozent einbrechen, eine Herabstufung um 11,3 Prozentpunkte gegenüber dem Januar.