Militärforschung
  Ukraine-Krieg 2.0 - 65. Update
 

Ukraine-Krieg 2.0 – Update 65 vom 1. Mai (D+65)

Gerhard Piper

Rückblick Kriegsbeginn:

Für die Kriegsplanung war der Inlandsgeheimdienst Federalnaja sluschba besopasnosti (FSB) zuständig. Beteiligt war dessen 5. Hauptverwaltung (Department for Operational Information) mit ihrer 9. Verwaltung.

Am 24. Februar begann „Operation Z“, wie Jack Watling und Nick Reynolds den Ukrainekrieg in einer aktuellen Studie („Operation Z – The Death Throes of an Imperial Delusion“) des Royal United Service Institute (Rusi) in London nennen. Demnach wurden die Angriffseinheiten erst Stunden oder Tage vor Beginn des Krieges über den konkreten Angriffstermin informiert:

„The VDV (= Fallschirmjäger, G- P.) assault units received the plan three days before the invasion and started excitedly talking in anticipation of their daring operation. VDV commanders started discussing their primary objective at Hostomel in clear. When they landed, therefore, they were met with Ukrainian artillery and a coordinated counterattack, quickly being driven from the airport. Meanwhile, to the north, Ukrainian units fought a delaying action with considerable success. The Russian motor rifle and Rosgvardia troops had received their orders less than 24 hours before the invasion. As a consequence, they did not fight a methodical campaign of breakthrough and exploitation by successive echelons as their doctrine dictated, nor were they supported by sufficient artillery as is considered essential. Instead, they were pushed forwards along two main resupply routes (MSRs) towards distant objectives without reconnaissance or screening to their flanks.10 The Rosgvardia, intended to provide rear-area security, sometimes ended up advancing ahead of combat units. The speed of some armoured units allowed them to drive into Kyiv’s suburbs only 48 hours into the war, but, as they were miles ahead of the main body of Russian ground forces, all this achieved was their isolation and destruction. With little opportunity to prepare, psychologically or practically, many Russian units broke when they met serious resistance. (https://static.rusi.org/special-report-202204-operation-z-web.pdf)

Angesichts des militärischen Versagens gibt es fortdauernde Schuldzuweisungen zwischen Geheimdienst und Militär:

„The blame game between the FSB and the Russian military has been intense. The military was not the lead agency in planning operations in Ukraine and allege that it was forced to implement a badly conceived operation premised upon poor intelligence. The FSB argues that the failure of Russian combat units, whose capabilities were exaggerated by the General Staff, has unravelled a workable strategy. Nevertheless, the FSB Fifth Service is keen to demonstrate successes.“ (https://static.rusi.org/special-report-202204-operation-z-web.pdf)

Kriegsverbrechen:

Die ukrainische Generalstaatsanwaltschaft hat bisher 9.158 Verfahren wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen eröffnet. Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa erklärte: „Wir haben bereits bestimmte Kriegsverbrecher identifiziert, zum Beispiel 15 Personen in der Region Kiew, zehn davon in Butscha.“ (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-news-am-sonntag-wolodymyr-selenskyj-russland-sammelt-zusaetzliche-kraefte-fuer-angriffe-im-osten-a-e7d98bde-637e-4830-a42a-dea8d0685f21)

 

Zerfall der „Roten Armee“:

Schon kurz nach Kriegsbeginn konnte der ukrainische Sicherheitsdienst Sluschba bespeky Ukrajiny (SBU mehrere Spionage- bzw. Sabotagenetze des russischen FSB zerschlagen:

„The FSB was managing large-scale penetrations of the Ukrainian government prior to the invasion. Before the conflict, Ukraine’s domestic counterintelligence agency, the SBU, was constrained in what it could do to counter these activities, neither wanting to fracture Ukrainian politics by targeting political parties, nor being confident that it could ensure prosecution through a compromised courts system. As soon as Russian forces crossed the border and martial law was declared, things became simpler. In a series of raids the SBU rapidly closed down the most dangerous elements of Russia’s networks on Ukrainian soil. Many of Russia’s potential collaborators were left free, since the poor performance of Russian arms saw their enthusiasm to cooperate with the losing side severely curtailed. Many took their money and severed communications with their erstwhile handlers.“ ((https://static.rusi.org/special-report-202204-operation-z-web.pdf))

Kriegverbrechen:

- Butscha;

Die ukrainische Militäraufklärung hat zehn der Kriegsverbrecher der 64. MotSchützen Brigade identifiziert und Fahndungsfotos veröffentlicht. Die meisten der „widerlichen Zehn“ sind „Milchbubies“. (https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/zehn-verdaechtige-graeueltaten-von-butscha-ukrainische-regierung-fahndet-mit-bildern-nach-putins-schergen_id_92435975.html)

Gefechte:

- Kharkiw:

Die russische Luftabwehr berichtet, sie habe bei Kharkiw zwei schwere, ukrainische Jagdbomber vom Typ Suchoi Su-24M (NATO-Code: FENCER-D oder FENCER-D Mod.) abgeschossen.

Osten:

Im Laufe der letzten Nacht haben die ukrainischen Streitkräfte in der Ost-Ukraine zwei russische Kampfflugzeuge vom Typ Suchoi Su-25 (NATO-Code: FROGFOOT) und vier von sieben Drohnen abgeschossen.

- Isjum:

Am Samstag verübten die ukrainischen Streitkräfte einen Angriff auf den Stab der russischen Streitkräfte. Dabei wurden mehrere ranghohe Offiziere getötet. Nach ukrainischen Angaben hält sich dort auch der russische Generalstabschef Armeegeneral Waleri Gerassimow auf, um persönlich die Offensive im Donbass zu befehligen. (https://www.n-tv.de/politik/17-51-Bericht-Sohn-von-Putin-und-Kabajewa-wurde-2015-in-der-Schweiz-geboren--article23143824.html)

Süden:

- Mariupol:

Der Bürgermeister von Mariupol, Vadym Boychenko, erklärte, die russischen Streitkräfte hätten mehr Einwohner seiner Stadt getötet als Wehrmacht und SS im Zweiten Weltkrieg: „Während des Zweiten Weltkriegs töteten die Nazis in den zwei Jahren, in denen sie Mariupol besetzten, 10.000 Zivilisten. Die Russen haben diese Zahl verdoppelt.“ (https://www.n-tv.de/politik/17-51-Bericht-Sohn-von-Putin-und-Kabajewa-wurde-2015-in-der-Schweiz-geboren--article23143824.html)

Insgesamt 46 Zivilisten sollen russischen Angaben zufolge das Gebiet rund um das belagerte Stahlwerk „Asowstal“ verlassen haben. Russische Agenturen hatten am Samstag zunächst von 25 Menschen berichtet, die tagsüber das Werksgelände verlassen hätten. Mit Einbruch der Dunkelheit seien weitere 21 Menschen aus an das Werk grenzenden Häusern hinzugekommen.

Danach begann am 1. Mai eine internationale Evakuierungsaktion zur Rettung von Zivilisten aus dem von russischen Truppen belagerten Stahlwerk. Beteiligt sind auch die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). In einem Konvoi aus mehreren Bussen wurden nach ersten Angaben bereits mehrere Dutzend Zivilisten aus dem Stahlwerk „Asowstal“ gebracht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj spricht von einer „ersten Gruppe von etwa 100 Menschen“. Ukrainischen Angaben zufolge sollen in den Bunkeranlagen des Werks noch etwa 1.000 Zivilisten eingeschlossen sein.

- Nova Kakhovka:

Bereits am 19. April haben die russischen Besatzer im besetzten Nova Kakhovka in der Region Kherson den Kommunalpolitiker Ihor Protokovylo aus seinem Haus entführt.

- Odessa:

Russland hat nach Angaben seines Verteidigungsministeriums auf einem Militärflugplatz in der Nähe von Odessa nicht nur eine Landebahn, sondern auch einen Hangar voller ausländischer Waffen zerstört. Dazu wurden mehrere Raketen vom Typ P-800 ORIKS (NATO-Code: SS-N-26 STROBILE) von der Halbinsel Krim abgefeuert.

Bei einer Länge von 8,9 m und einem Durchmesser von 0,72 m haben die Flugkörper ein Gefechtsgewicht von 3 Tonnen. Der Gefechtskopf hat eine Stärke von 200 bis 300 kg; die Reichweite der Rakete beträgt maximal 300 km.

Schwarzmeerflotte:

Die Ukraine greift die russisch besetzte Schlangeninsel im Schwarzen Meer mit Raketen an. Dabei seien mehrere Luftabwehrkomplexe und eine Kommunikationseinheit zerstört worden, teilt das Kommando Süd der ukrainischen Armee mit. 42 russische Soldaten sollen getötet worden sein. Weiterhin seien drei Flugabwehrpanzer, das Flugabwehrsystem Strela-10 sowie ein Funkwagen zerstört worden.

Transnistrien:

Seit ca. einer Woche wurde Transnistrien zum Schauplatz mehrerer bewaffneter Angriffe. So wurde am 25. April das Hauptquartier des transnistrischen Geheimdienstes MGB mit Granatwerfern RPG-18 MUCHA (NATO-Code: ?) und RPG-27 TAVOLGA (NATO-Code: ?) (RPG = Rutschnoi Protiwotankowij Granatomjot, dt.: Manueller Panzerabwehrgranatwerfer) angegriffen. Aufschlussreich ist, dass die RPG-27 nur von vier Ländern eingesetzt wird: Russland, Transnistrien, Jordanien und Gabun. Für die russischen Geheimdienstoperationen in Moldawien bzw. Transnistrien ist u. a. die 11. Einheit der 5. Hauptverwaltung des FSB zuständig. Einer der Strippenzieher ist Generalmajor Dmitry Milyutin, (stellvertretender) Leiter der 5. Hauptverwaltung. Leiter der Moldawien-Operationen ist Valery Solokha. Weitere Geheimdienstoffizier sind Oberst Grigory Velikikh und Hauptmann Maxim Gromov. Über deren Aktivitäten berichtet das britische „Robert Lansing Institute“ (Dover, UK), ohne weitere Quellen zu nennen:

„After Russia failed operation in Ukraine, the 5th FSB Service lost its face, and its head, General Beseda, was arrested and accused of misappropriation of funds allocated to set up Russia-friendly front in Ukraine. The 5th Service of FSB, therefore, considers the planned operation in Moldova as an opportunity to be rehabilitated and save budget funds, with mid-level and top officers maintaining their positions. (…)

Unconfirmed reports suggest Russian sabotage groups of the Special Forces Brigade of Transnistria’s Interior Ministry, and some special forces groups of Russia’s FSB have already entered Moldova as tourists. A group of the Russian deployment in Transnistria and 4 brigades of so-called Transnistrian army are likely to take part in the operation as well. Protest groups will be armed with heavy weapons from warehouses in the village of Cobasna.“ (https://lansinginstitute.org/2022/04/26/moldova-leaders-risk-losing-posts-over-protests-inspired-from-outside/)

Allerdings treffen die FSB-Aktivitäten nicht nur auf den Widerstand der moldawischen Sicherheitsdienste und der ukrainischen Sicherheitsdienste, der FSB agiert hier in Konkurrenz zum russischen Militärnachrichtendienst GU.

Das „Robert Lansing Institute“ nennt Einzelheiten zum GU in Moldawien:

„GRU’s clandestine network in Tiraspol is operated by 74th Intelligence Center of Western mil district Intel Headquarter who can be involved in Russian force op in Transnistria:         
1. Vitaly Nyagu, 1976, code name “Commerce” (former minister of internal affairs);
2. Ihor Nebiygolova, code name “Shiftain” (a head of Cossack army);
3. Liudmila Koval, 1964, code name “Trainer” ( editor of the “Trade Union news” newspaper);
4. Vladimir Sandutsa, 1954, code name “Politician” (Russian RIA-Novosti correspondent);
5. Sergey Gerasutenko, 1960, code name “Faust” (a head of General Stuf, first deputy minister of defence Transnisria); 
6. Ihor Buga, 1964, code name “Lemur” (member of parliament of Transnistria);
7. Vladimir Buchka, 1957, code name “Gorzher” (member of parliament of Transnistria);
8. Nikolay Prodan, code name “The Fair” (presidium member of Transnistrian law enforcement trade union).“           
(https://lansinginstitute.org/2022/04/26/moldova-leaders-risk-losing-posts-over-protests-inspired-from-outside/)

Russland:

- Belgorod:

Im Raum Belgorod ist auf einem Militärgelände ein Brand ausgebrochen. Sieben Gebäude stehen in Flammen, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow mit. Ein Anwohner sei verletzt worden. (https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-sonntag-131.html)

- Sudscha:

Eine Eisenbahnbrücke im Gebiet Kursk verband den Ort Sudscha mit der Nachbargemeinde Sosnowy Bor. Die Brücke ist eingestürzt. Gouverneur Roman Starowoit sprach in einer Videobotschaft von einem Akt der Sabotage. Ein Ermittlungsverfahren sei eingeleitet worden. Den Angaben zufolge wurde niemand verletzt. Ob dies tatsächlich ein Sabotageakt war, ist noch unklar. Jedenfalls gilt im Gebiet Kursk erhöhte Warnstufe wegen „Terrorgefahr“.

Cyberwar:

Russische Internettrolle haben nach Erkenntnissen britischer Forscher gezielt die Internet-Profile westlicher Politiker und Künstler mit Kommentaren voller Falschinformationen überzogen. Betroffen waren der britische Premierminister Boris Johnson, Bundeskanzler Olaf Scholz, der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, die französischen Elektromusiker von Daft Punk und die deutsche Band Rammstein.

Verluste:

Die ukrainischen Streitkräfte dementierten, dass der Kampfpilot Stepan Tarabalka gefallen sein. Es sei auch falsch, dass dieser vierzig Abschüsse erzielt habe.

Zivilbevölkerung:

Der Vorstandschef des größten ukrainischen Energieversorgers „Naftogaz“, Yuriy Vitrenko, beklagt massive Schäden am Gasleitungsnetz seines Landes. 213.000 ukrainische Haushalte seien derzeit ohne Gas, das sie zum Heizen, Kochen und für Warmwasser bräuchten.

ABC-Waffen:

Atomwaffen / AKWs:

Jack Watling und Nick Reynolds vom britischen Royal United Service Institute (Rusi) in London weisen darauf hin, dass mit der zunehmenden Kriegsdauer die Vorräte an wichtigen Waffensystemen zu Neige gehen, was die zukünftigen Möglichkeiten der Kriegsführung einschränkt. Dies betrifft u. a. die (atomaren) Boden-Boden-Raketen:

„When it comes to prestige weapons systems like the Iskander-M short-range ballistic missile, there is a limit to the proportion of the stockpile Russia can expend against Ukraine without undermining its defence plans against NATO, China and others. Without an assured supply chain to manufacture more, the Russians are having to retain a large proportion of the stockpile, which would restrict their ability to strike Ukraine in the coming months. But here the Russian military industries face a problem, for Russia’s latest weapons are heavily dependent upon critical specialist components manufactured abroad.“

In einem alten „Leninzitat“ heißt es: „Die Kapitalisten werden uns noch den Strick verkaufen, mit dem wir sie aufknüpfen!“ Zwar stammt die schöne Prophezeiung gar nicht von Lenin, aber sie ist deswegen nicht weniger realistisch. So können die russischen Atomwaffen nur mit Bauteilen aus den USA und westeuropäischen Ländern gebaut werden. Ein Beispiel ist der Marschflugkörper 9M727 des Waffensystems ISKANDER-K:

„The authors physically inspected one of these computers recovered from a crashed 9M727 during fieldwork in April. This computer is roughly the size of an A4 sheet of paper and sits inside a heat shield able to withstand the pressure as the missile accelerates and the heat that engulfs the system. The computer must be remarkably robust, its components able to continue to function even as the structure around it is warped by temperature changes. This requires highly specialised materials and components. Of the seven socket attachment points allowing data to be moved through the heat shield, one is of Soviet-era design and manufactured in Russia. The remaining six are all products of US companies. The rails connecting the circuit boards to the computer housing, which must maintain the alignment of the components under immense forces, are similarly of US manufacture. The circuit boards themselves are sourced from the US.“ (https://static.rusi.org/special-report-202204-operation-z-web.pdf)

Das Gleiche gilt für die Flugkörpersysteme ISKANDER-M (NATO-Code: SS-26 STONE-B), KALIBER (NATO-Codes: SS-N-27 SIZZLER und SS-N-30 SAGARIS) und Kh-101 (NATO-Code: AS-23 KODIAK).

Bundesregierung und Bundestag ist dieser Tatbestand seit Jahren und Jahrzehnten bekannt, dennoch wurde dies nicht unterbunden, weil im Unternehmerstaat „Bundesrepublik Deutschland“ die Profitinteressen der Wirtschaft Vorrang haben gegenüber dem schnöden Lebenswillen des verdummten Volkes.

NATO:

Zur Zeit finden Militärmanöver der NATO in Osteuropa statt. An den Übungen „Defender Europe 2022“ und „Swift Response“ sind 18.000 Soldaten aus mehr als 20 Ländern beteiligt. Sie finden in Polen und acht weiteren Ländern statt und dauern bis zum 27. Mai.

BRD:

Energieversorgung: Deutschland verringert seine Energieabhängigkeit von Russland deutlich, heißt es im "Zweiten Fortschrittsbericht Energiesicherheit" des Bundeswirtschafts- und Klimaschutzministeriums: Die Abhängigkeit von russischem Öl sinkt demnach von etwa 35 Prozent im vergangenen Jahr auf 12 Prozent, die Abhängigkeit von russischem Gas von zuvor 55 Prozent auf etwa 35 Prozent. Bei Kohle sinkt durch Vertragsumstellungen die Abhängigkeit seit Jahresbeginn von 50 Prozent auf rund 8 Prozent. (https://www.n-tv.de/politik/13-12-Kommissare-rekonstruieren-Kriegsverbrechen-in-Irpin--article23143824.html)

In Hamburg soll nach Angaben von Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) noch in diesem Jahr ein schwimmendes LNG-Terminal in Betrieb gehen: „Unsere Experten gehen davon aus, dass wir bis Ende des Jahres ein solches Terminal in Betrieb nehmen können.“

Zivilschutz: Nach Angaben des Bundesinnenministeriums gibt es in der BRD aktuell noch 599 öffentliche Schutzräume, die insgesamt ca. 500.000 Einwohnern (0,59 Prozent der vitalen Zivilbevölkerung) im Kriegsfall Schutz bieten könnten. Im neuen Haushalt hat das Bundesfinanzministerium dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) zehn Millionen Euro zusätzlich bereitgestellt. Mit dem Ende des Kalten Krieges hat die Bundesregierung ihren eigenen „Ausweichsitz“ in Bad Neuenahr/Dernau im Ahrtal aufgegeben. Sollte das Bundeskanzleramt evakuiert werden müssen, steht als Ausweichquartier lediglich die Julius-Leber-Kaserne in Berlin-Mitte zur Verfügung.

Die Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wiederholte ihrerseits, was sowieso schon seit Jahrzehnten empfohlen wird, man soll sich einen Vorrat an Lebensmitteln und Verbrauchsgütern zulegen, der für einen Überbrückungszeitraum von zwei Wochen reicht.

Sanktionen: Die Bundesinnenministerin wirft der russischen Botschaft die Verbreitung von Falschnachrichten über den Krieg gegen die Ukraine vor: „Manche Plattformen im Netz bieten ideale Voraussetzungen für Desinformationskampagnen und Kriegspropaganda. Das nutzt auch die russische Botschaft.“ Konsequenzen schließt Faeser nicht aus.

Dänemark:

Ein russisches Aufklärungsflugzeug auf Basis der Transportmaschine Antonow An-30 (NATO-Code: CLANK) ist in den dänischen Luftraum eingedrungen, nachdem es zuvor den schwedischen Luftraum verletzt hatte. Der dänische Außenminister Jeppe Kofod zitierte daraufhin den russischen Botschafter ins Außenministerium: „Das ist vollständig inakzeptabel und in der derzeitigen Situation besonders besorgniserregend," erklärte Kofod.

Schweden:

Am Freitagabend drang ein russisches Aufklärungsflugzeug Antonow An-30 mit der taktischen Nummer „87“ (schwarz) südlich von Blekinge kurzzeitig in den schwedischen Luftraum ein. Die Maschine wurde von schwedischen Jägern abgefangen und verließ den schwedischen Luftraum wieder. (https://www.aviation24.be/military-aircraft/russian-air-force/russian-an-30-military-propeller-plane-violated-swedish-airspace-south-of-blekinge/)

Bulgarien:

Der als russlandfreundlich geltende Staatspräsident, Generalmajor a. D. Rumen Georgiew Radew (Balgarska Sozialistitscheska Partija - BSP), hat in einer Ansprache zum 1. Mai vor einer Ausweitung des Ukraine-Kriegs gewarnt: „Das Risiko, dass der Krieg zum gesamteuropäischen und sogar zu einem weltweiten (Krieg) eskaliert, ist real. (…) Unser Zuhause, unsere Kinder, unsere Heimat und Natur können dieser Eskalation zum Opfer fallen.“

Armenien:

Tausende Menschen haben im pro-russischen Armenien gegen mögliche Zugeständnisse der Regierung an Aserbaidschan protestiert. Anhänger der Opposition versammelten sich am Sonntag im Zentrum der armenischen Hauptstadt Eriwan und forderten den Rücktritt von Regierungschef Nikol Paschinjan von der „Zivilvertrag“ (Kaghakaziakan Pajmanagir). Die Opposition wirft Paschinjan vor, die umstrittene Region Bergkarabach komplett an Aserbaidschan abtreten zu wollen, Oppositionsführer Ischchan Sagateljan sprach von „Verrat“. Im März hatte der Regierungschef im Parlament gesagt, die internationale Gemeinschaft appelliere an Armenien, „seine Forderungen in Bezug auf Bergkarabach herunterzuschrauben“. Da Russland militärisch in der Ukraine gebunden ist, fehlt die Unterstützung aus Moskau. (https://www.spiegel.de/ausland/armenier-demonstrieren-gegen-zugestaendnisse-an-aserbaidschan-a-fa6b3c88-859c-46cb-9ecf-e04e78c5640b)

Russland:

In einer Polit-Talk-Show des russischen Staatsfernsehen sprach sich ein Diskutant im Ukrainekonflikt für eine Verhandlungslösung aus, da die russischen Angriffe auf Kiew nicht erfolgreich waren. Als Kompromisslösung schlug er vor, dass Russland nicht nur die beiden Separatisten-Gebiete in der Ost-Ukraine und die Halbinsel behält, sondern auch noch weitere z. Z. besatzte Gebiete: „Um den Krieg nicht endlos zu führen, sollte man entweder einem vernünftigen Kompromiss zustimmen, der darin bestehen könnte, dass die grünen Bereiche in der Volksrepublik Donezk bleiben, also nach Kriegsrecht wechseln Energodar, Kherson, Melitopol in die Volksrepublik Donezk. (…) Der Rest bleibt in der Ukraine.“ Daraufhin reagierten die anderen Diskussionsteilnehmer empört und warfen ihm „Verrat“ vor. „Dies wäre ein Sieg der Ukraine“, behaupteten sie. Dies wirft ein Licht auf die Eroberungsambitionen der schwachsinnigen „Intellektuellen“ in Russland. (https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/waere-sieg-fuer-ukraine-gast-spricht-in-propaganda-tv-ueber-russischen-rueckzug-ploetzlich-werden-alle-nervoes_id_92500558.html)

Sonstiges:

Martin Frick, Direktor des Welternährungsprogramms der Vereinten Nationen (WFP) in Deutschland, erklärte: „Derzeit sitzen knapp 4,5 Millionen Tonnen Getreide in ukrainischen Häfen und auf Schiffen fest und können nicht genutzt werden.“

Matthias Berninger, Cheflobbyist des „Bayer“-Konzern, erklärte, wegen des Kriegs in der Ukraine, Missernten und globalen Logistikproblemen beim Export von Düngemitteln steuert die Welt auf die „größte Hungersnot in der Menschheitsgeschichte zu“. Der „Bayer“-Lobbyist erklärte: „Wir fürchten, dass sich die Zahl der hungernden Menschen 2023 oder 2024 verdoppelt. (…) Wenn wir zehn Prozent weniger Kunstdünger haben als wir bräuchten, raubt das bis zu 320 Millionen Menschen die Ernährungsgrundlage.“