Militärforschung
  Ukraine-Krieg 2.0 - 35. Update
 

Ukraine-Krieg 2.0 – Update 35 vom 1. April (D+35)

Gerhard Piper

Lageentwicklung:

Die US-Regierung vermutet, dass Russlands Präsident Wladimir Putin einige seiner Berater von ihren Aufgaben entbunden und sich selber isoliert hat. „Es gibt Anzeichen dafür, dass er einige seiner Berater entlassen oder unter Hausarrest gestellt hat“, sagt US-Präsident Joe Biden im Weißen Haus. Es gebe aber „nicht so viele handfeste Beweise“. Auf die Frage, ob Putin von seinen Beratern falsch informiert werde, antwortete Biden: „Es gibt eine Menge Spekulationen. Aber er scheint - ich sage das nicht mit Gewissheit - er scheint sich selbst zu isolieren.“ (https://www.n-tv.de/politik/11-45-Rotes-Kreuz-auf-dem-Weg-nach-Mariupol--article23143824.html)

Zustand der „Roten Armee“:

Russland führt seinen Angriffskrieg in der Ukraine von Moskau aus durch, ohne dass ein zentraler Kriegskommandant vor Ort das Sagen hätte. Das Fehlen eines einigenden Militärführers habe dazu geführt, dass die russischen Heeres-, Luft-, und Marineeinheiten nicht miteinander abgestimmt seien und es zu vielen zusammenhangslosen Schlachtfeldern gekommen sei. So berichtete die „New York Times“:

„A senior American official said that NATO officials and the intelligence community had spent weeks waiting for a Russian war commander to emerge. No one has, leaving Western officials to conclude that the men making decisions are far from the fight, back in Moscow: Defense Minister Sergei K. Shoigu; Gen. Valery Gerasimov, the chief of the general staff of the Russian military; and even President Vladimir V. Putin. (…)

The intelligence, American officials said, also showed what appeared to be growing tension between Mr. Putin and Mr. Shoigu, who was once among the most trusted members of the Kremlin’s inner circle. (…)

But it is hard to run a military campaign from 500 miles away, U.S. military officials said. The distance alone, they said, can lead to a disconnect between the troops who are doing the fighting and the war plans being drawn up in Moscow. Instead of streamlining the process, they said, Russia has created a military machine that is unable to adapt to a quick and nimble Ukrainian resistance.

A second senior American official said that Russian soldiers, who have been taught not to make a single move without explicit instructions from superiors, had been left frustrated on the battlefield, while Mr. Putin, Mr. Shoigu and General Gerasimov continued to plot increasingly out-of-touch strategy. (…)

In the case of the deaths of some of the Russian generals, for instance, the problem originated far away from the battlefield, when Moscow did not respond quickly enough after Ukraine jammed Russian communications, the analysts said. (…)

The Russian army has already committed more than half of its total combat forces to the fight, including its most elite units.“ (https://www.nytimes.com/2022/03/31/us/politics/russia-military-ukraine.html)

Truppenaufmarsch:

Russland: Heute, am 1. April, werden in Russland wieder ca. 134.000 Wehrpflichtige zum Militärdienst eingezogen. Wieviele Rekruten sich dem Zwangsdienst entziehen werden, bleibt abzuwarten.

Aus 1.200 bis 2.000 russischen Soldaten, die zuletzt in den abtrünnigen georgischen Gebieten Abchasien und Südossetien stationiert waren und kürzlich in die Ukraine verlegt worden waren, würden drei taktische Bataillonsgruppen gebildet, teilt das Verteidigungsministerium in London mit.

Ukraine: Der ukrainischen Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zwei hochrangige Mitglieder des Sicherheitsdienstes entlassen. Es handelt sich um den Gesamtleiter der inneren Sicherheit sowie den Leiter der Zweigstelle der Behörde in der Region Kherson. So versuchte ein Generalmajor der Reserve des Geheimdienstes Sluschba bespeky Ukrajiny (SBU) illegal, das Landes zu verlassen. Er wurde an einem Grenzübergang nach Ungarn mit gefälschten Papieren festgenommen. Der Generalmajor behauptete, er sei bloß ein „Gefreiter“. Präsident Selenskyj erklärte dazu: „Ich habe nicht die Zeit, mich mit allen Verrätern zu befassen, aber sie werden nach und nach alle bestraft werden.“ Die beiden Männer hätten ihren Eid, die Ukraine zu verteidigen, gebrochen. (https://www.n-tv.de/politik/11-45-Rotes-Kreuz-auf-dem-Weg-nach-Mariupol--article23143824.html)

Bisher sind keine konkreten Hinweise über die Aktivitäten des 72nd Center for Information and Psychological Operations (CIPO) der ukrainischen Streitkräfte bekannt geworden. Dessen Hauptquartier bei Kiew wurde am 1. März von der russischen Luftwaffe mit Lenkflugkörpern angegriffen.

Bei den Soldaten, die in Mala Rohan rund zehn russische Kriegsgefangene misshandelten, soll es sich um Angehörige der 92. Mechanisierten Brigade der ukrainischen Armee und um Freiwilligentrupps im Umfeld des „Regiment Asow“ gehandelt haben. (https://www.bild.de/politik/ausland/politik-ausland/horror-video-ukraine-untersucht-moegliches-eigenes-kriegsverbrechen-79590778.bild.html)

Gefechte:

Die russische Armee meldet Angriffe auf fünf große Munitionslager sowie ein weiteres Kraftstoffdepot. Mit Luftangriffen seien insgesamt 52 militärische Objekte an einem Tag zerstört worden, sagte der russische Schreibtischgeneral Igor Konaschenkow in Moskau

Norden:

Nach Angaben des britischen Militärgeheimdienstes haben die ukrainischen Streitkräfte weitere Geländegewinne an den Hauptversorgungsrouten zwischen der Hauptstadt Kiew und der umkämpften Großstadt Tschernihiw erzielt, so hätten sie die Dörfer Sloboda und Lukaschiwka südlich von Tschernihiw zurückerobert.

- Tschernihiw:

Die russischen Truppen ziehen sich nach Angaben des Gouverneurs von Tschernihiw aus der nordukrainischen Region zurück. Es seien allerdings immer noch einige russische Soldaten da, und auch Raketenangriffe seien weiter möglich.

Süden:

Russische Truppen haben von der Halbinsel Krim aus eine Stadt nahe der Hafenstadt Odessa mit drei ISKANDER-Raketen beschossen. Es gab mehrere Verletzte.

- Kherson:

Ukrainische Truppen haben nach eigenen Angaben in den vergangenen Tagen elf Siedlungen im südukrainischen Gebiet Cherson zurückerobert. Beim Vormarsch im Norden der Region sei ihnen auch uralte Kampfpanzer vom Typ T-64 in die Hände gefallen. Diese Panzer stammen, wie der Name schon sagt, ursprünglich aus den sechziger Jahren.

- Mariupol:

Sergej Orlow, der stellvertretende Bürgermeister von Mariupol, hat ein dramatisches Bild von der Lage in der belagerten Hafenstadt gezeichnet: „Die Stadt ist völlig zerstört. Die Stadt ist eine Ruine, wir sind verzweifelt, nicht wegen der Infrastruktur, sondern wegen der Menschen. Wir wissen nicht, wie wir unseren Bürgern, die in der Stadt leiden, helfen sollen“. Die Menschen würden in unterirdischen Kellern „wie Mäuse leben“. (https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krieg-im-ticker-bis-zu-2000-russische-soldaten-aus-georgien-in-die-ukraine_id_52139887.html#milestone77459969)

Ein Hilfskonvoi des Roten Kreuzes wurde an zwei Tagen hintereinander von russischen Soldaten aufgehalten. Dennoch gelang es am 1. April mehr als 3.071 Einwohnern, die Stadt privat zu verlassen.

Russland:

Zwei Kampfhubschrauber vom Typ Mil Mi-24 (NATO-Code: HIND) haben zum ersten Mal das Feuer auf das Staatsgebiet des Aggressors eröffnet. Sie griffen bei Belgorod, ca. 35 km vom der russisch-ukrainischen Grenze entfernt, ein Öldepot mit ungelenkten Luft-Boden-Raketen (57 mm) an. (Video: https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Videos-sollen-ukrainischen-Angriff-in-Russland-zeigen-article23239985.html) Zwei russische Arbeiter wurden verwundet. Nach Angaben des russischen Regionalgouverneur Wjatscheslaw Gladkow war es ein ukrainischer Angriff, was von der Regierung im Kiew bestritten wird. So erklärte der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates in der Ukraine, Olexij Danilow: „Aus irgendwelchen Gründen behaupten die, wir waren es. (…) Nach den Informationen, die ich habe, entspricht das nicht der Wahrheit.“ (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-news-am-1-april-joe-biden-beschreibt-wladimir-putin-als-anscheinend-in-isolation-a-3188eba4-3425-4217-a6b8-4ca23fd24cbf)

Beide Staaten verfügten über das besagte Hubschraubermodell. Sollte es tatsächlich ein ukrainischer Angriff gewesen sein, dann hätte dieser zwar keinen nennenswerten Einfluss auf das Kriegsgeschehen in der Ukraine, dennoch wäre es ein psychologisch-symbolisch wichtiger Schritt gewesen, Russland zu attackieren. Möglich ist, dass hier ein Angriff von Russen auf Russland vorliegt. Dann kommt es bei der Bewertung der Aktion darauf an, ob dieser Angriff im Auftrag der russischen Regierung durchgeführt wurde. Hier ist auffällig, dass der Angriff zeitgleich mit einer Änderung der Modalitäten der Bezahlung der Ölexporte stattfand. Möglicherweise will die russische Regierung einen Vorwand dafür schaffen, die Ölexporte einzustellen, ohne international als vertragsbrüchig dazustehen. Sollte hingegen der Angriff nicht autorisiert gewesen sein, könnte es sich um eine Widerstandshandlung oppositioneller Soldaten gehandelt haben, um die Kriegsmaschinerie zu stören.

Vielleicht kann man durch die Befragung von Augenzeugen nähere Erkenntnisse gewinnen. Die Auswertung von Radardaten dürfte wenig ergeben, dass die Hubschrauber im Tiefflug unterwegs waren. In jedem Fall handelte es sich bei den drei Besatzungsmitgliedern (Pilot, Bordschütze und Bordtechniker) wohl um Berufssoldaten.

Verluste:

Russen: Die NATO schätzt, dass von den 150.000 bis 200.000 russischen Soldaten, die in der Ukraine geschickt wurden, 30.000 bis 40.000 nicht mehr einsatzfähig sind, weil sie getötet, verwundet oder kampfunfähig sind. Unter den Opfern befinden sich mittlerweile sieben Generäle.

Nach Angaben von „Kiew Independent“ sind rund 17.700 Soldaten aufseiten Russlands gefallen – Moskau hatte vor einer Woche von „nur“ 1.351 getöteten und 3.825 verletzten russischen Soldaten gesprochen.

Viele der Gefallenen werden offiziell einfach als „vermisst“ registriert, wie der „Spiegel“ berichtete. Für Recherchen über die Todesfälle drohen bis zu fünf Jahren Haft:

„The Defense Ministry has stated that 1,351 Russian soldiers have been killed in Ukraine. Sergei Krivenko, head of the human rights group Citizen.Army.Law, says he and his team have arrived at "roughly the same figure" by relying on public sources. But he adds that this is the "lowest possible total." He estimates that several thousand have died. He says there is a lot more data on missing soldiers now, but it needs to be closely reviewed. "It isn’t clear who has been captured and who is dead," says the activist, who has spent the last 20 years studying the situation of soldiers in Russia. (…)

Krivenko’s organization has already been declared a "foreign agent." It’s website has been taken offline, and the organization is now only able to advise soldiers’ relatives anonymously. Normally, hundreds would probably have called the organization during the first weeks of Putin’s military campaign in Ukraine, especially the families of conscripts. "We can only make recommendations – people have to defend themselves on their own now," Krivenko says. (https://www.spiegel.de/international/world/the-coffins-arrive-in-russia-reporters-not-welcome-at-soldiers-funerals-a-673b1a51-d455-4e31-b36b-33e3ec42d611)

Der Blog „Oryx“ von Stijn Mitzer hat am 24. Februar auf 15 Seiten die Waffensysteme aufgeführt, die Russen und Ukrainer bereits am ersten Kriegstag durch Zerstörung oder Beschädigung verloren haben. (https://www.oryxspioenkop.com/2022/02/attack-on-europe-documenting-equipment.html) Für die Luftstreitkräfte beider Seiten gibt es ein Update vom 20. März, (https://www.oryxspioenkop.com/2022/03/list-of-aircraft-losses-during-2022.html) für die beiden Marinen gibt es ein weiteres Update vom 24. März. (https://www.oryxspioenkop.com/2022/03/list-of-naval-losses-during-2022.html)

Demnach konnten die Ukrainer zahlreiche russische Waffensysteme unbeschädigt erbeuten, die nun durch die NATO-Geheimdienste auf ihre Gefechtstauglichkeit überprüft werden können. Es handelt sich u. a. um folgende Systeme:    
Kampfpanzer T-80U/UK/UM2/BVM und T-90A,      
gepanzerte Fahrzeuge BTR-82A,    
minengeschützte Fahrzeuge TYPHOON, TYPHOON-K, LINZA,  
Führungsfahrzeuge R-149MA1/MA3,          
Fernmeldefahrzeuge MP-2IM, BARNAUL-T 9C932-1, R-166-0.5, R-419L1, P-260-U,    
Artilleriesysteme NONA-SVK, KHOSTA,    
Feldraketenwerfer TORNADO-G und TOS-1A,      
Flugabwehrraketenpanzer 9A331M TLAR,
Radaranlagen FARA und 1L261,
Störfahrzeuge R-330BMV BORISOGLEBSK, TORN, RL257 KRASUKHA-4,      
Hubschrauber Ka-52,            
Drohnen ORLAN-10 und ELERON-3,…      
(https://www.oryxspioenkop.com/2022/02/attack-on-europe-documenting-equipment.html)

Ukraine: Über die Verluste der ukrainischen Streitkräfte und Freiwilligenverbände gibt es keine zuverlässigen Angaben. So räumte der Militärexperte Michael Kofman vom „Center for Naval Analysis“ (CNA) in Arlington ein: „In Wirklichkeit wissen wir gar nichts darüber.“

Die russische Seite hat am 1. April 71 ukrainische Soldaten und 15 Soldatinnen aus der Kriegsgefangenschaft freigelassen, teilt ein Regierungsvertreter mit. Wie viele Russen im Gegenzug auf freien Fuß gesetzt wurden, war zunächst nicht bekannt.

Zivilbevölkerung:

Die Bundespolizei hat bis heute 294.508 Geflüchtete aus der Ukraine registriert. Angesichts der unfähigen Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) warten viele Hoteliers, die Kriegsflüchtlingen aufgenommen haben, seit einem Monat auf eine finanzielle Unterstützung durch den Bund. Angesichts der vielen Flüchtlinge fordern die Länder vom Bund eine Pauschale von 1000 Euro pro Person im Monat sowie die komplette Übernahme der Unterkunftskosten.

Bisher sind mindestens 53 Kulturstätten beschädigt worden. Darunter seien 29 religiöse Gebäude, 16 historische Stätten, vier Museen und vier Monumente, teilte die Unesco am Freitag mit. Die Liste sei jedoch nicht vollständig, da die Experten der Unesco weiterhin Berichte der ukrainischen Behörden über beschädigte Kulturstätten prüfe. 18 Stätten befinden sich in der Region Kharkiw im Osten der Ukraine, die besonders stark unter dem Beschuss russischer Truppen stand. Fünf weitere wurden aus der Hauptstadt Kiew gemeldet sowie fünf aus der Region Tschernihiw im Norden des Landes, in der sich eine ganze Reihe historischer Monumente befindet.

Die Russen setzen ihre Kriegsverbrechen fort und haben mehrere Getreidelager im Osten der Ukraine vernichtet. Die ukrainische Regierung fürchtet, dass die Hälfte der jährlichen Ernte des Landes ausfallen wird. Die Erträge könnten in diesem Jahr um 25 oder sogar 50 Prozent sinken, erklärte Landwirtschaftsminister Mykola Solskyj. (https://www.n-tv.de/politik/11-45-Rotes-Kreuz-auf-dem-Weg-nach-Mariupol--article23143824.html)

ABC-Waffen:

- Atomare Waffen / AKWs:

Tschernobyl: Die ukrainische Atomenergiebehörde „Energoatom“ teilte mit, dass russische Truppenteile in der Sperrzone rund um den Unglücksmeiler Gräben ausgehoben und sich dabei mit radioaktivem Material verseucht hätten. In einem auf der Website der Behörde veröffentlichten Interview sagte der „Energoatom“-Chef Petro Kotin, dass die Soldaten keine Physiker und völlig ahnungslos in die radioaktiv verstrahlte Region geschickt worden seien. Kraftwerksdirektor Walerij Sejda ergänzte: „Es ist unmöglich, das Ausmaß der radioaktiven Verstrahlung russischer Soldaten zu beziffern.“ Die stellvertretende Ministerpräsidentin der Ukraine, Iryna Wereschtschuk, teilte mit, dass die Idioten eine so hohe Strahlendosis abbekommen hätten, dass „deren Folgen ihnen Ärzte in Schutzanzügen erklären werden müssen“. (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-news-am-1-april-joe-biden-beschreibt-wladimir-putin-als-anscheinend-in-isolation-a-3188eba4-3425-4217-a6b8-4ca23fd24cbf) Es ist nicht bekannt, wie weit und in welche Windrichtung die aufgewirbelten Staubmassen verteilt wurden.

Einige Atomforschungslabors verfügen über Ganzkörperscanner, mit deren Hilfe die absorbierte Strahlendosis gemessen werden kann. Es ist aber nicht möglich, die oral in die Lunge inkorporierten Nuklearpartikel wieder zu entfernen. Sollte ein solcher Partikel mit seiner Neutronenstrahlung den Kern einer Zelle des Lungengewebes treffen, besteht die Gefahr, dass die „normale“ Zelle zu einer Krebszelle mutiert. Folglich werden die betroffenen Soldaten ihr Leben lang medizinisch überwacht werden müssen, um die Entwicklung von Lungenkrebs im Frühstadium zu erkennen, solange eine OP noch sinnvoll und möglich ist. Einer der früheren Feuerwehrleute von Pripjat hat jahrelang eine extrem hohe Strahlendosis überlebt, die er am 26. April 1986 abbekommen hatte. (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Todesopfern_der_Nuklearkatastrophe_von_Tschernobyl , https://de.wikipedia.org/wiki/Liquidator_(Tschernobyl))

- Biologische Waffen:

Am 11. März erschien in der russischen Militär-Tageszeitung „Krasnaya Zvezda“ ein Artikel von Yulia Kozak über die angeblichen Bio-Waffenprojekte in der Ukraine („Projects that the Pentagon was realizing further from the USA“), darin werden drei Projekte erwähnt. Bei einem dieser Projekte („UP-8“), soll die Ukraine angeblich mit einem Institut in der BRD zusammenarbeiten, wie das amerikanische „Center for Naval Analysis“ (CNA) in einer Presseauswertung berichtet:

”A supplemental March 11 Krasnaya Zvezda article discusses specific projects conducted in the labs, including project UP-4 that focused on the ability of migratory birds to spread infections such as H5N1, project P-781 that examines bats as potential carriers, and project UP-8 that allegedly examines Crimean-Congo hemorrhagic fever virus and hantaviruses in Ukraine (and a similarly focused German project).“ (https://www.cna.org/CNA_files/PDF/Russian-Media-Analysis-Issue-12.pdf)

BRD:

Bundeswehr: Nach jahrelanger Debatte über Kampfdrohnen will die Bundeswehr nun rasch 140 Raketen für die Bewaffnung ihrer Drohnen vom israelischen IAI MACHATZ-1 (int.: HERON 1) bestellen. Die drei bis vier vorhandenen, geleasten Drohnen sind dem Aufklärungsgeschwader 51 „Immelmann“ (AG 51) in Jagel zugeteilt. Außerdem leaste die Bundeswehr ab 2018 fünf größere IAI EITAN (int.: HERON TP [TP = Turboprop]). Nun plant das Verteidigungsministerium die Anschaffung von 60 Flugkörpern für die Ausbildung und 80 Flugkörpern für den Einsatz, sowie die Lieferung von Zusatzausstattung und eine Waffenausbildung. Der Gesamtumfang der Bestellung für die Jahre 2022 bis 2026 wird auf 152 Millionen Euro beziffert. Am kommenden Mittwoch soll der Haushaltsausschuss grünes Licht geben. (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-news-am-1-april-joe-biden-beschreibt-wladimir-putin-als-anscheinend-in-isolation-a-3188eba4-3425-4217-a6b8-4ca23fd24cbf)

Der Oberstleutnant d. R. und Diplom-Ökonom Ralph G. war stellvertretender Leiter eines Kreisverbindungskommandos (KVK). In seinem Zivilberuf arbeitete Ralph G. als Vertriebsmanager für eine internationale Maschinenbaufirma im Rheinland. Ralph G. soll von Oktober 2014 bis März 2020 für den russischen Militärgeheimdienst Glawnoje Uprawlenije (GU) spioniert haben. Neben Einblicken zum Reservistenwesen und in die Zivilverteidigung soll der Tatverdächtige auch personenbezogenen Daten zu hochrangigen Angehörigen der Bundeswehr und aus der Wirtschaft weitergegeben haben. Nicht zuletzt lieferte Ralph G. Informationen über die wirtschaftlichen Folgen der 2004 gegen Russland verhängten deutschen Sanktionen und sogar zur deutsch-russischen Gaspipeline „Nord-Stream-2“. Im Gegenzug für seine Leistungen erhielt der mutmaßliche Verbrecher Einladungen zu Veranstaltungen russischer Regierungsstellen.

Der Beschuldigte wurde bereits Mitte 2020 vorübergehend wegen Landesverrats  festgenommen. Flucht- oder Verdunklungsgefahr sehen die Behörden offenbar nicht – der Beschuldigte befindet sich auf freiem Fuß. Da der Bundespräsident noch nicht den Kriegszustand verkündet hat und Ralph G. daher nicht nicht standrechtlich erschossen werden, muss er sich demnächst vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. (https://www.generalbundesanwalt.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/aktuelle/Pressemitteilung-vom-01-04-2022.html;jsessionid=7FCB6EBB7B7AB89A14CE8E485B9EE342.intranet671?nn=478184)

Waffenexporte: Deutschland hat bislang Waffen erst im Wert von 80 Millionen in die Ukraine geschickt. Sowohl das Bundeskanzleramt unter Olaf Scholz (SPD) als auch das Bundesverteidigungsministerium unter Christine Lambrecht (SPD) sabotieren weiterhin die militärische Ausrüstung der Ukraine. So musste sich die ukrainische Regierung direkt an die Rüstungsfirmen in Deutschland wenden. Die Bundesregierung schickt nun eine weitere Lieferung los, die sie selbst – ohne Absprache mit der Regierung in Kiew - zusammengestellt hat. Der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow reklamierte, dass so vor allem Waffen ankommen würden, die in dieser Phase des Krieges nicht mehr benötigt werden. (https://www.n-tv.de/politik/11-45-Rotes-Kreuz-auf-dem-Weg-nach-Mariupol--article23143824.html)

Cyberwar: Das Verwaltungsgericht Köln hat die Warnung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) in Bonn vor der Virenschutzsoftware der russischen Firma „Kaspersky“ in einem Eilverfahren gebilligt. In einer nun veröffentlichten Entscheidung wies es einen Antrag eines in Deutschland ansässigen Unternehmens der „Kaspersky“-Gruppe ab. Die Virenschutzsoftware erfülle wegen der weitreichenden Berechtigungen zu Eingriffen in ein Computersystem alle Voraussetzungen für eine „Sicherheitslücke“.

Energieversorgung: Die BRD muss ab heute ihre Gas- und Ölimporte über ein Valuta-Konto bei der „Gasprombank“ abrechnen. Bei der Bank werden die Euros/Dollars in Rubel getauscht und an die russische Staatsbank abgeführt. Die genauen Auswirkungen der geänderten Zahlungsmodalitäten sind nach wie vor unklar. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) geht von unveränderten Zahlungsmodalitäten für russisches Erdgas aus.

Die Bundesregierung erwägt laut »Handelsblatt« die deutschen Töchter von „Gazprom“ und „Rosneft“ zu verstaatlichen. Doch dafür könnte es nun zumindest teilweise zu spät sein: Der russische Gasriese „Gazprom“ gibt offenbar die Geschäfte mit seiner Tochter „Gazprom Germania GmbH“ auf. (https://de.wikipedia.org/wiki/Gazprom_Germania) Der Konzern teilte mit, sich von dem Unternehmen und dessen Beteiligungen zu trennen. Unklar ist, was aus der „Rosneft“-Niederlassung, der „PCK Raffinerie GmbH“, in Schwedt wird. (https://de.wikipedia.org/wiki/PCK-Raffinerie)

Tschechien:

Eine tschechische Firma liefert 56 bis 58 modernisierte Schützenpanzer BMP an die Ukraine. Die Panzerfahrzeuge sowjetischer Bauart stammen ursprünglich von der NVA, waren dann von der BRD an Schweden verkauft worden und landeten schließlich bei der tschechischen Firma. Die Bundesregierung hat dem Export zugestimmt.

Italien:

Anders als in der BRD darf die Polizei in Italien noch die Organisierte Kriminalität bekämpfen. So teilte der italienische Außenminister Luigi Di Maio mit, man habe in den letzten Wochen Immobilien und Yachten der russischen Oligarchen und Mafiosi im Gesamtwert von rund 900 Millionen Euro beschlagnahmt.

Bulgarien:

Bulgarien hat erneut einen russischen Diplomaten wegen des Verdachts der Spionage ausgewiesen. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungen gegen den ersten Sekretär der russischen Botschaft wegen illegaler Geheimdiensttätigkeiten eingeleitet, teilte das bulgarische Außenministerium mit. (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-news-am-1-april-joe-biden-beschreibt-wladimir-putin-als-anscheinend-in-isolation-a-3188eba4-3425-4217-a6b8-4ca23fd24cbf)

Australien:

Der australische Premierminister Scott Morrison kündigte an, sein Land werde gepanzerte Fahrzeuge vom Typ BUSHMASTER (4 x 4) an die Ukraine liefern. Die Ausrüstung werde mit Militärtransportflugzeugen in die Ukraine geflogen. Wann dies geschehen soll, lässt Morrison offen.

Russland:

Rezession: Die russische Industrie schrumpft so stark wie seit den Anfängen der Corona-Pandemie vor knapp zwei Jahren nicht mehr. Der S&P Global-Einkaufsmanagerindex sank im März um 4,5 Punkte auf 44,1 Zähler und damit auf den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Grund für den Abwärtstrend waren demnach stark steigende Lieferzeiten und Materialengpässe. Die Umfrage verzeichnet den stärksten Anstieg der Verkaufspreise und den kräftigsten Anstieg der Kosten seit Beginn der Datenerhebung im September 1997. (https://www.n-tv.de/politik/11-45-Rotes-Kreuz-auf-dem-Weg-nach-Mariupol--article23143824.html)

Sonstiges:

  1. Greenpeace-Aktivisten haben vor der Küste Dänemarks die Verladung von russischem Öl verhindert. Schwimmend oder in Kajaks hätten rund zehn Aktivisten die Annäherung des aus Russland kommenden Schiffs „Seaoath“ an den Supertanker „Pertamina Prime“ verhindert und so den Öltransfer blockiert, sagt Greenpeace-Sprecherin Emma Oehlenschläger.