Wortgeplänkel: Nuklearidiot gegen Atomdepp
Gerhard Piper
2. August 2025
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine hat es etliche Male Nukleardrohungen gegen die Ukraine und gegen die NATO von Seiten der russischen Regierung und ihrer Claquere gegeben. Im September 2022 gelang es nur mit Mühe, den Einsatz einer russischen Atomwaffe gegen die Ukraine zu verhindern. Nun hat der russische Spitzenpolitiker erstmals mit einem russischen Angriff auf die USA gedroht.
Nukleardrohungen im Ukrainekrieg
Seit Beginn des Ukrainekrieges im Februar 2022 hatten russische Politiker, Journalisten und Politikwissenschaftler mehrere Dutzend Mal mit einem Einsatz der russischen Atomwaffen gedroht. Besonders ein Atomdepp hat sich mit seinen zahlreichen Nukleardrohungen hervorgetan: Dmitri Anatoljewitsch Medwedew. Er war vom 7. Mai 2008 bis 7. Mai 2012 russischer Interimspräsident, danach amtierte er vom 8. Mai 2012 bis zum 16. Januar 2020 als russischer Ministerpräsident. Seit dem 16. Januar 2020 fungiert er als „Stellvertretender Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates“ (Sowet Besopasnosti Rossijskoi Federazii- SB). Der SB-Vorsitz liegt offiziell in den Händen des Staatspräsidenten Wladimir Wladimirowitsch Putin.
Seit dem Beginn des Ukrainekrieges hat er nicht nur wiederholt mit der vollständigen Vernichtung der Ukraine und einem möglichen Angriff auf die NATO gedroht, mehrfach hat er explizit den Einsatz von Atomwaffen ins Spiel gebracht: 6. Juli 2022, September 2022, November 2022, 20. März 2023, 30. Juli 2023, (…) Zuletzt hatte er im Juli 2025 mit einer nuklearen Aufrüstung des Irans gedroht. Daraufhin kritisierte Trump dieses „brinkmanship“ auf „Truth Social“: „Habe ich richtig gehört, dass der ehemalige russische Präsident Medwedew ganz beiläufig das 'N-Wort' (Nuklear!) in den Mund genommen hat?" (1)
Nukleardrohung gegen Ukraine 2022
Nach dem Scheitern des ersten Angriffs und den schweren Gefechten in der Region um die Großstadt Charkiw kündigte Wladimir Putin am 21. September 2022 die Mobilisierung von weiteren ca. 300.000 Soldaten für die ukrainische Front an. Sie sollten u. a. zur Eroberung der Hafenstadt Cherson eingesetzt werden. Dazu unterzeichnete Putin am 30. September 2022 ein Dekret zur Annexion der besetzten ukrainischen Provinzen. Dazu erklärte er, die Gebiete „mit aller Macht und allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen“, zu schützen. Außerdem hätten die USA mit ihren Angriffen auf Hiroshima und Nagasaki „einen Präzedenzfall“ geschaffen.
Sollten die Eroberungspläne scheitern, plante die russische Regierung ab Ende September 2022 einen taktischen Atomschlag. Dazu berichtete der Journalist Robert Upshur „Bob“ Woodward in seinem Buch „Krieg“:
„Putin hatte rund 30.000 Soldaten in Cherson stationiert. Sollten diese Truppen, so die Einschätzung der Geheimdienste, von ukrainischen Streitkräften eingekesselt werden, bestand eine fünfzigprozentige Chance, dass Putin den Einsatz von taktischen Atomwaffen befahl, um derart katastrophale Verluste auf dem Schlachtfeld zu verhindern.
Für Moskau war Cherson von großer strategischer Bedeutung. Die Kontrolle über die Stadt verschaffte den Russen eine Landbrücke zur Schwarzmeerhalbinsel und Zugang zu den Trinkwasservorräten des Dnipro, deren Zufluss zur Krim die Ukrainer nach der gewaltsamen Besetzung 2014 blockiert hatten.
Wie CIA-Direktor Burns berichtete, zeigten die Geheimdienstinformationen, dass einige von Putins Generälen ihm nunmehr rieten, sich über den Fluss auf leichter zu verteidigende Positionen zurückzuziehen.
Im Rahmen der russischen Nukleardoktrin könnten es eine katastrophale Niederlage auf dem Schlachtfeld oder eine existentielle Bedrohung Russlands Putin erlauben, Atomwaffen einzusetzen – zum ersten Mal seit 1945, als US-Truppen im Zweiten Weltkrieg Atombomben über Japan abwarfen. (…)
Avril Haines, Direktorin der nationalen Sicherheitsdienste, war besorgter als je zuvor, dass Putin es darauf ankommen lassen und den Einsatz von Atomwaffen anordnen könnte. Es gebe inzwischen genügend Daten, die darauf schließen ließen, dass genügend Leute innerhalb des russischen Systems von so etwas sprachen, so Haines.
Zu den anderen besorgniserregenden Hinweisen zählten Berichte, wonach Putin die operativen Kontrollen gelockert hatte, um den Einsatz einer taktischen Nuklearwaffe im Krieg zu erleichtern.“ (2)
Die Russen dachten an einen fingierten Doppelschlag. Zunächst sollte ein nuklearer „False Flag“-Angriff mit einer „schmutzigen Bombe“ erfolgen, den man den Ukrainern in die Schuhe schieben wollte, um so eine Rechtfertigung für den Einsatz einer taktischen Atomwaffe (Bombe oder Gefechtskopf) zu haben.
Angesichts dieser Bedrohungslage schickte Joe Biden Putin eine Depesche in der ankündigte, er werde CIA-Direktor William Burns zu direkten Gesprächen nach Moskau schicken. Am 6. Oktober 2022 hielt Biden im Rahmen einer privaten Spendengala im Haus von James Murdoch in New York eine Rede:
„Seit Kennedy und der Kubakrise waren wir nicht mehr mit der Aussicht auf ein Armageddon konfrontiert. (…) Es gibt da jemanden, den ich ziemlich gut kenne, sein Name ist Wladimir Putin. Ich habe nicht wenig Zeit mit ihm verbracht. Er scherzt nicht, wenn er vom möglichen Einsatz taktischer Nuklearwaffen oder biologischer oder chemischer Waffen spricht.
Wir müssen einige wirklich schwierige Entscheidungen treffen. (…) Wir versuchen gerade herauszufinden: Wie könnte ein Ausweg für Putin aussehen?“ (3)
Am 21. Oktober 2022 konnte U.S.-Verteidigungsminister General Lloyd James Austin III endlich den damaligen russischen Verteidigungsminister „Armeegeneral“ Sergei Kuschugetowitsch Schoigu telefonisch erreichen:
„Wir wissen, dass Sie den Einsatz taktischer Nuklearwaffen in der Ukraine in Erwägung ziehen. Lassen Sie mich Ihnen ein paar Dinge dazu sagen.
Erstens würden die USA und die gesamte Welt jeglichen Einsatz von Atomwaffen, ganz gleich welchen Ausmaßes, gegen wen auch immer als Ereignis betrachten, das alles verändert. Es gibt keinerlei Einsatz von Nuklearwaffen, über den wir oder die Welt hinwegsehen würden.
Jeder Einsatz von Atomwaffen wo auch immer würde die vitalen nationalen Interessen der USA berühren. (…)
Es wäre im Übrigen ganz gleich, wie klein die Nuklearwaffe ist. (…)
Unsere Führung und Ihre Führung haben wiederholt betont, dass sich ein Atomkrieg nicht gewinnen lässt und deshalb nie geführt werden sollte. Das könnte uns auf einen Konfrontationspfad führen, der existenzielle Folgen für Sie und für uns hätte. Bringen Sie sich nicht in diese heikle Lage. (…)
Wir sind bemüht, bestimmte Dinge nicht zu tun. Bestimmte Dinge haben wir den Ukrainern nicht zur Verfügung gestellt. Die Sachen, mit denen wir sie versorgt haben, können sie nur mit gewissen Einschränkungen nutzen, und wir haben nicht direkt in den Konflikt mit Ihren Truppen eingegriffen. Wenn Sie das machen würden, müsste diese Zurückhaltung, müssten die Beschränkungen, die wir uns selbst auferlegt haben, überdacht werden.“ (4)
Daraufhin entgegnete Schoigu: „Ich lasse mir nur ungern drohen.“
Am 14. November 2022 folgte ein Treffen zwischen dem CIA-Direktor William Burns und dem Direktor des russischen Auslandsnachrichtendienstes „Sluschba wneschnei raswedki“ (SWR) Sergei Jewgenjewitsch Naryschkin in Ankara (Türkei), bei dem die Amerikaner erneut vor einem Nukleareinsatz warnten. So konnte die Nuklearkrise schließlich beigelegt werden.
Oberbefehlshaber Trump
Donald John Trump hält sich für ein „Genie“, weil er zu dumm ist, um zu bemerken, dass er keines ist. Dies zeigt sich insbesondere auf drei Gebieten: der Politik, der Wirtschaft und dem Militär.
Am 15. Dezember 2016 umschrieb Trump - als „President-elect“ ebenso großspurig wie machtbewusst – seine zukünftige Rolle als nukleare „National Command Authority“ (NCA):
„I think we need somebody absolutely that we can trust, who is totally responsible, who really knows what he or she is doing. That is so powerful and so important. But we have to be extremely vigilant and extremely careful when it comes to nuclear. Nuclear changes the whole ball game. For me, nuclear, the power, the devastation, is very important to me.” (5)
Dennoch sind schon vor Beginn seiner Präsidentschaft erhebliche Zweifel aufgekommen, ob Trump den von ihm verkündeten Kriterien selbst genügt. So konnte er im Dezember 2016 die Frage eines Radioreporters, welche der drei Säulen der nuklearen Triade er bevorzugt ausbauen will, nicht beantworten. Offensichtich wusste er nicht, was die „nukleare Triade“ (= Bomber, Interkontinentalraketen und strategische Atom-U-Boote) überhaupt ist und schwafelte: „For me, nuclear, the power, the devastation, is very important to me.” (6) Im Dezember 2016 sprach er sich für atomare Abrüstung aus, im Januar 2017 für nukleare Aufrüstung.
Dass Trump wenig nukleare Kompetenz hat, zeigte sich am 6. April 2024, als er seinem erlauchten Publikum in Palm Beach (Florida) die detonometrische Wirkung von Atomwaffen erklären und die Rüstungskontrollpolitik der Biden-Regierung kritisieren wollte:
„Und dann ist da ja noch das Nuklearproblem… Sie wissen nicht über die nuklearen Angelegenheiten, aber ich schon… Und ich habe gesehen, welche Kraft diese Waffen haben… Wenn die New York treffen, ist Miami mit betroffen… So groß… so mächtig… so zerstörerisch… Und ich habe gesagt: „Erwähnen Sie das Wort ´nuklear´ nicht“… Ich hatte Wissenschaftler vom MIT da… Mein Onkel war viele, viele Jahre lang Professor am MIT, der Professor mit der längsten Dienstzeit am MIT… Und der hat mir schon vor Jahren erzählt: „Eines Tages wird jemand so etwas wie eine Aktentasche haben und ein Gebäude betreten und die ganze Stadt New York in die Luft sprengen.“ Das hat er mir schon vor fünfzig Jahren gesagt. Er meinte, es ist die machtvollste Sache, die man je gesehen hat… Und jetzt denken Sie mal fünfzig Jahre zurück und schauen sich Nagasaki und Hiroshima an und multiplizieren das mit sechshundertdreiundzwanzig. Sechshundertdreiundzwanzig Mal so stark…. Da kann man geschmolzenen Granit sehen. Granit kann man nicht mit einem Flammenwerfer schmelzen, selbst wenn man zwei Wochen den Flammenwerfer draufhält, macht das dem Granit nichts aus… Aber dort…l. Eine ganze Insel aus Granit, geschmolzen wie eine Eislaufbahn. Und das war vor siebenundfünfzig Jahren. Jetzt multiplizieren Sie das viele, viele Male… Und da haben wir einen Mann als Verhandlungsführer, der nicht reden kann, der kein Hirn hat, der nicht weiß, was los ist… und so einer verhandelt mit Putin, mit Präsident Xi, mit Kim Jong Young (sic), zu dem ich ein großartiges Verhältnis pflege. Also müssen wir uns unser Land wiederholen, wir verlieren unser Land…“ (7)
Nach einer Besprechung im Oval Office, bei der es eigentlich um Migrationspolitik ging, urteilte der damalige Stabschef im Weißen Haus General a. D. John Francis Kelly: „Ich habe Männer im Kampf befehligt, und ich habe niemals einen solchen Scheiß ertragen müssen. (…) Wenn wir eine wirkliche Krise haben, wie am 11. September, wie kommen wir damit zurecht, wie er entscheidet.“ Daraufhin sagte Außenminister Michael Richard „Mike“ Pompeo zum U.S.-Sicherheitsberater John Bolton: „Mattis ist dauernd in Übersee, der Vizepräsident spricht in Mississippi über Religionsfreiheit, und das Einzige, woran Mnuchin (gemeint ist der Finanzminister Steven Terner „Steve“ Mnuchin, G. P.) denkt, ist, seinen Arsch zu retten. Dann bleiben nur Sie und ich übrig. (…) Aber Ende könnte das Ganze die Donald-, Ivanka- und Jared-Show werden.“ (8)
Wichtigster Militärführer war der Chairman der Joint Chiefs of Staff (CJCS), Generalstabschef Mark Alexander Milley (Amtszeit: 1. Oktober 2019 bis 29. September 2023) Nach der Erstürmung des Kapitols am 6. Januar 2021 in Washington D.C. traf Milley geheime Vorkehrungen, um sicherzustellen, dass ein möglicher Befehl Trumps zum Einsatz von Atomwaffen strikt den militärischen Befehlsprozessen und -verfahren folgte. In einem Telefonat am 8. Januar 2021 mit der Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Patricia D’Alesandro Pelosi (Democrats), unterhielten sich beide über den Geisteszustand des US-Präsidenten. Pelosi meinte: „Sie wissen, dass er verrückt ist. Er ist seit langer Zeit verrückt. Wenn sie ihn nicht einmal von einem Angriff auf das Kapitol abhalten konnten, wer weiß, was er sonst noch alles tun könnte?“ Darauf soll Milley erwidert haben: „Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu.“ (9) Nach dem Telefonat veröffentlichte Pelosi eine Pressemitteilung, in der sie das Telefonat mit Milley damit begründete, einen „instabilen Präsidenten“ daran zu hindern, „Militärschläge zu beginnen“ oder einen „atomaren Angriff“ zu befehlen.“ (10) So berichtete Nancy Pelosi in ihren Memoiren „The Art of Power“:
„Ich war so besorgt über Trumps unberechenbares Verhalten, dass ich am 8. Januar General Mark Milley anrief, den Vorsitzenden des Generalstabs. General Milley meinte, er stimme mir „völlig“ zu, was Trumps Unberechenbarkeit angehe, und versicherte mir, das Militär werde, falls der Präsident eine Aktion im Ausland – einschließlich eines Atomschlages – befehle, „nichts Ungesetzliches oder Verrücktes“ unternehmen. Das klang beruhigend, aber es war schlimm, dass ich diese Frage überhaupt stellen musste.“ (11)
Bilaterales Atomgerassel 2025
Zunächst hatte U.S. Präsident Trump Russland über Monate hinweg vergeblich zu Waffenstillstandsverhandlungen aufgefordert. Um nachhaltigen Druck auszuüben, drohte er am 14. Juli 2025 Russland und seinen Handelspartnern mit massiven Sanktionen, die nach Ablauf von 50 Tagen verhängt werden sollten.
Am 28. Juli verkürzte er diese Frist wesentlich: „Ich werde eine neue Frist setzen, etwa zehn oder zwölf Tage ab heute." (12) Daraufhin fand sich der Depp im Kreml genötigt, noch am selben Tag erneut eine Drohung auszusprechen und teilte dem „Opa“ in Washington auf „X“, dass jedes Ultimatum ein Schritt auf dem Weg zum Krieg sei: „Trump’s playing the ultimatum game with Russia: 50 days or 10… Each new ultimatum is a threat and a step towards war. Not between Russia and Ukraine, but with his own country. Don't go down the Sleepy Joe road!“ (13)
Am 30. Juli ergänzte Trump seine Sanktionsdrohung, er wolle Indien wegen seiner Handelsbeziehungen mit Russland mindestens 25 Prozent Zölle und eine „Strafe“ aufbrummen. Damit seien die Volkswirtschaften der beiden Länder tot: „I don’t care what India does with Russia. They can take their dead economies down together, for all I care.” (14) Zugleich warnte er Medwedew: „Let’s keep it that way, and tell Medvedev, the failed former President of Russia, who thinks he’s still President, to watch his words. He’s entering very dangerous territory!” (15)
Am 31. Juli legte Medwedew auf „Telegram“ nach:
„Wenn irgendwelche Worte eines russischen Ex-Präsidenten eine so nervöse Reaktion beim sonst so mächtigen US-Präsidenten hervorrufen, dann heißt das: Russland hat in allem recht und setzt seinen Weg fort.“ (16)
Am 31. Juli schrieb Trump auf „Truth Social“: „Sagt Medwedew, dem gescheiterten Ex-Präsidenten Russlands, der denkt, er sei noch im Amt: Er soll auf seine Worte achten“, schrieb Trump. Medwedew würde „gefährliches Terrain“ betreten. (17) „Für den Fall, dass diese törichten und hetzerischen Aussagen mehr als nur Worte sind“, kündigte Trump am 1. August auf „Truth Social“ die Verlegung von U-Booten an:
„Based on the highly provocative statements of the former president of Russia, Dmitry Medvedev, who is now the deputy chairman of the Security Council of the Russian Federation, I have ordered two nuclear submarines to be positioned in the appropriate regions." (18)
Und:
„A threat was made, and we didn't think it was appropriate. So I have to be very careful. I do that on the basis of safety for our people. A threat was made by a former president of Russia. And we're going to protect our people." (19)
Außerdem meinte Trump mahnend: „Just in case these foolish and inflammatory statements are more than just that. Words are very important, and can often lead to unintended consequences, I hope this will not be one of those instances.“ (20)
Was für Submarines?
Die Meldung über den „maritimen Truppenaufmarsch“ ist aus drei Gründen schwachsinnig:
1. Hier stellt sich die Frage, was mit „Atom-U-Boot“ gemeint ist. Ist es
a. ein U-Boot mit Nuklearantrieb und konventioneller Bewaffnung
b. ein U-Boot mit Nuklearantrieb und taktisch-nuklearer Bewaffnung (soweit verfügbar), oder
c. ein U-Boot mit Nuklearantrieb und taktisch-nuklearer Bewaffnung und strategischen atomaren Marschflugkörpern mittlerer Reichweite vom Typ „UGM-109 TOMAHAWK“, also ein „Ship Submersible Guided Missile Nuclear“ (SSGN) der „Ohio“-Klasse
d. ein U-Boot mit Nuklearantrieb und taktisch-nuklearer Bewaffnung und strategischen atomaren Raketen interkontinentaler Reichweite vom Typ „UGM-133 TRIDENT II D5“, ein „Ship Submersible Ballistic Nuclear (SSBN), also ein sogenannter „boomer“ der „Ohio“-Klasse. Es handelt sich somit um vier unterschiedliche Schiffskategorien mit völlig verschiedener Schlagkraft.
2. Die Ankündigung einer Dislozierung in der Nähe zu Russlands Küsten macht keinen Sinn, da die SSBNs und im Prinzip auch die SSGNs während ihrer Patrouillenfahrt sich immer in Schussreichweite zu Russland befinden, denn dies ist der Zweck ihres Einsatzes.
3. Es gibt einen Unterschied zwischen einem Flugzeugträger und einem U-Boot: Während ein „Träger“ ein riesengroßes Kriegsschiff mit einer großen Schlagkraft ist, das weithin sichtbar ist, und sich daher für eine „Kanonenbootdiplomatie“ („show of force“) eignet, befindet sich ein U-Boot beliebiger Größe unter Wasser und kann somit optisch nicht wahrgenommen, sondern nur durch Sonar geortet werden. Es eignet sich politisch nicht zur „Kanonenbootdiplomatie“.
Angesichts seiner Erklärung zeigte sich die Fachwelt irritiert. Sein ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater John Bolton befand:
"Trump scheint nicht wirklich zu verstehen, wie unsere Atomflotte funktioniert. Diese U-Boote warten nicht in einem Hafen. Sie sind auf langfristigen Abschreckungspatrouillen. Einige sind bereits in Position. Sie müssen nirgendwo hin, sie sind schon da." (21)
Armageddon durch „Tote Hand“
Medwedew konterte am 31. Juli und legte noch eins drauf. Er machte eine Anspielung auf die russische „Doomsday Machine“ mit dem Namen "Tote Hand". Diese ist dafür ausgelegt, halbautomatisch Atomraketen zu starten, sollte die russische Führung durch einen feindlichen Schlag ausgeschaltet werden.:
„If a few words from a former Russian president can provoke such a nervous reaction from the sitting and supposedly formidable president of the United States, then clearly Russia is entirely in the right and will continue on its chosen path.
As for his remarks about the ‘dead economies’ of India and Russia and ‘venturing into dangerous territory,’ perhaps he should revisit his favorite movies about the living dead and recall just how dangerous the mythical ‘Dead Hand’ can be.” (22)
Das Waffensystem war unter den Bezeichnungen „Sistema Perimetr“ (GRAU-Index: 15E601) oder- umgangssprachlich – „Mjortwaja ruka“ (dt.: „tote Hand“) bekannt. Damit sollte sichergestellt werden, dass die dekadente Führung im Kreml im Falle eines amerikanischen Erstschlagversuches noch genügend Vernichtungspotential aufbieten könnte, um den Aggressor auch dann noch vernichtend schlagen zu können, wenn ein Großteil der eigenen Kommandozentralen bereits zerstört wäre. Dazu bestand das halbautomatische System, das im Falle eines Angriffs wahrscheinlich auf Automatik umgestellt werden konnte, aus mehreren Spezialraketen 15P011 auf Basis der Interkontinentalrakete UR-100U, die in diesem Fall keinen Gefechtskopf, sondern einen Sender 15B99 an Bord hatten, der ein Signal zum zeitverzögerten Abschuss der atomar bewaffneten strategischen Raketen aussendete. Einer der Stationierungsorte dieser Kommandoraketen war das Raketentestzentrum in Kaputin Yar. Das System wurde ab 1974 vom Konstruktionsbüro „Yuzhnoye“ („Konstruktorskoye Bjuro Yuzhnoye“ - GKBYu) in Dnepropetrowsk (Ukraine) in Zusammenarbeit mit dem Speziellen Konstruktionsbüro des Polytechnischen Instituts im damaligen Leningrad („Leningradskii polyteknicheskii institut imeni Kalininia“ – LPI) entwickelt. Zu den Projektleitern gehörten Generaloberst Varfolomei Korobushin und Valery Yarynich. Das System wurde erstmals am 13. November 1984 getestet und 1985 in Dienst gestellt. Es wurde später durch das „Krylo“-System zur Kommunikation mit den fliegenden Bomberverbänden ergänzt. Das Notfall-Kommandosystem ist anscheinend noch immer in Betrieb. Seinen Algorithmus beschrieb „Sputnik“ 2017 so:
„Das System basierte darauf, dass auf dem gesamten Territorium des Landes ununterbrochen Radioaktivität, Temperatur, Funkverbindungen und weitere Parameter automatisch registriert werden. Sobald Atomexplosionen auf dem Gebiet der UdSSR festgestellt würden (durch schlagartige Änderungen der genannten Parameter), schickt das System Anfragen an den Generalstab der Armee sowie an den Befehlsstand der strategischen Raketen.
Kommt keine Antwort von diesen Stellen, ist es für das System ein Zeichen, dass die Fernmeldeverbindungen, Raketenwarnsysteme sowie die Führung des Landes vernichtet wurden. Das System aktiviert sich selbst und startet „Kommandoraketen“. Diese dienen nur dazu – sobald sie aus den geheimen Silos kommen – ein Signal auszusenden und so die Freigabe von Atomwaffen ohne Zustimmung höherer Gefechtsstände an bereits vergleichsweise rangniedrige Offiziere zu erteilen.
Das Signal zur Atomwaffen-Freigabe kann dabei nicht blockiert oder neutralisiert werden und kann auf jeden Fall die Atom-U-Boote erreichen, die sich auf dauerhafter Patrouille in den Weltmeeren befinden.“ (23)
Anders als Medwedew hatte der russische Präsident auf das amerikanische Sanktions-Ultimatum gelassen reagiert: „Alle Enttäuschungen entstehen durch überzogene Erwartungen. (…) Wir haben vereinbart, dass wir solche Verhandlungen ohne Kameras und politischen Lärm führen und Kompromisse suchen." (24)
Noch ist der amerikanische Atomkriegsplan „Operations Plan 8010-12 Strategic Deterrence and Force Employment“ (OPLAN 8010-12) und der russische Atomkriegsplan, der im Westen als „Red Integrated Strategic Offensive Plan“ (RISOP) bezeichnet wird, gültig. Wenn daher ein Atomdepp in Moskau und ein Nuklearidiot in Washington sich gegenseitig mit Einsatz von Teilchenstrahlung drohen, ist dies suboptimal für den Weltfrieden.
Quellen:
(1) https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/id_100788678/trump-kritisiert-medwedew-
ex-praesident-rudert-nach-atom-drohung-zurueck.html
(3) Zit. n.: Woodward, Bob: Krieg, München, 2024, S. 185
(5) https://edition.cnn.com/2015/12/17/politics/nuclear-triad-donald-trump-marco-rubio-gop-debate/
(6) https://edition.cnn.com/2015/12/17/politics/nuclear-triad-donald-trump-marco-rubio-gop-debate/
(7) Wolff, Michael: Alles oder Nichts – Donald Trumps Rückkehr an die Macht, München, 2025, S. 222f
(8) Bolton, John: Der Raum, in dem alles geschah – Aufzeichnungen des ehemaligen Sicherheitsberaters im Weißen Haus, Berlin, 2020, S. 285f
(10) https://www.swissinfo.ch/ger/furcht-vor-atomwaffen-einsatz-pelosi-spricht-
mit-militaerfuehrung/46272354
(11) Pelosi, Nancy: Women of Power – Warum ich niemals aufhören werde, für ein besseres Amerika zu kämpfen, New York, 2024, S. 331
(12) https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_100841632/ukraine-krieg-trump-
verkuerzt-ultimatum-an-putin.html
(13) https://x.com/MedvedevRussiaE/status/1949870764938711343
(14) https://www.cnbc.com/2025/08/01/trump-russia-nuclear-submarines.html
(15) https://www.cnbc.com/2025/08/01/trump-russia-nuclear-submarines.html
(16) https://www.welt.de/politik/ausland/article688b780874590e27a46a1ef7/streit-mit-den-
usa-russland-hat-in-allem-recht-medwedew-attackiert-opa-trump.html
(17) https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/internationale-politik/id_100846156/trump-droht-russischem-ex-praesidenten-medwedew-gefaehrliches-terrain-.html
(18) https://www.bbc.com/news/articles/c93dgr2dd53o
(19) https://www.bbc.com/news/articles/c93dgr2dd53o
(20) https://www.bbc.com/news/articles/c93dgr2dd53o
(21) https://www.n-tv.de/politik/Streit-mit-Medwedew-Trump-kuendigt-Entsendung-von-
Atom-U-Booten-an-article25940834.html
(22) https://www.cnbc.com/2025/08/01/trump-russia-nuclear-submarines.html
(23) https://www.milfors.de/Die-Modernisierung-der-strategischen-Atomstreitkr.ae.fte-Russlands.htm
(24) https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/trump-russland-atom-u-boote-100.html