Atomares Säbelrasseln in der Karibik
Gerhard Piper
2. November 2025
Die Versuche der U.S. Regierung mit Moskau zu einer friedlichen Konfliktbeilegung oder zumindest zu einem Waffenstillstand im Fall des Ukrainekrieges zu gelangen, sind bisher gescheitert. Bereits seit Anfang April 2025 äußerte die U.S. Regierung wiederholt ihre Frustration angesichts der russischen Härte. Fast hat es den Anschein, als bereiten sich beide Seiten darauf vor, dass sich das bilaterale Verhältnis weiter abkühlt. Neuer Schauplatz der Machtspielchen ist die Karibik. Russische Politiker und Militärs drohen schon mit einer zweiten Kubakrise, dabei haben sie schon die erste nicht gewonnen.
Russischer Flottenbesuch
Vom 12. bis 17. Juni 2024 tauchte ein kleiner, russischer Flottenverband der russischen Nordflotte weit entfernt von der eigenen Küste im Hafen von Havanna, der kubanische Hauptstadt, auf. Das Marinekontingent bestand aus vier Schiffen:
- Lenkwaffenfregatte „ADMIRAL GORSCHKOW“, Typschiff der gleichnamigen Schiffsklasse. Zu ihrer Bewaffnung gehören zwei bis drei Achtfachstarter für Flugkörper KALIBR, P-800 JACHONT oder ZIRKON. Hinzu kommen acht Torpedorohre des Kalibers 324-mm. Von all diesen Flugkörpern gibt es eine konventionelle, aber auch eine atomare Version. Die russische Regierung betonte damals, dass das Schiff bei seinem Flottenbesuch keine Atomwaffen mitführte.[1]
- Tankschiff „AKADEMIK PASCHN“, Typschiff der gleichnamigen Klasse. Der Tanker kann 9.000 Tonnen Treibstoff laden.
- Schlepper „NIKOLAI TSCHIKER“, Typschiff der gleichnamigen Klasse. Kann einen Bordhubschrauber Ka-27 mitführen.
- U-Boot „KAZAN“, JASEN-M-Klasse. Das U-Boot verfügt über einen Atomantrieb. Es hat acht Startrohre für Flugkörper. Das Schiff führt u. a. 32 ONIKS Anti-Schiff-Raketen und bis zu 40 Marschflugkörper KALIBR mit oder kann mit ZIRKON ausgestattet werden. Außerdem besitzt es zehn Torpedorohre 533 mm für den konventionellen Torpedo FUTLYAR (FIZIK-2). Es war das erste Mal, dass ein russisches Atom-U-Boot einen kubanischen Hafen anlief.
Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums führte der Schiffsverband „eine Übung zum Einsatz von Hochpräzisionsraketen“ durch. Die Russen besprachen damals mit den Kubanern die Möglichkeit einer erneuten Militärpräsenz auf der Insel, dabei ging es insbesondere um die Nutzung eines Tiefwasserhafens für russische U-Boote.[2]
Die russischen Schiffsmanöver wurde durch die U.S. Navy genau überwacht, dabei kamen u. a. drei Zerstörer und ein Seeüberwachungsflugzeug zum Einsatz. Der Pressesprecher des Pentagon, Major Charlie Dietz, versuchte abzuwiegeln: „Diese Einsätze sind Teil von Russlands routinemäßigen Marineoperationen und stellen keine direkte Bedrohung für die Vereinigten Staaten dar.“ Demgegenüber erklärte der britische Militärexperte Nicholas Drummond, Putin drohe mit dem Flottenbesuch „mit einer Art Kubakrise 2, bei der taktische Marschflugkörper, Atomwaffen und Massenvernichtungswaffen an Orten platziert werden, wo wir sie nicht haben wollen“.[3]
Gerede von der Kubakrise 2.0
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnen tauchte gelegentlich das Gerücht über eine neue „Kubakrise“ auf. Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und Russland vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges und der Auseinandersetzungen um Venezuela erhielten solche Meldungen neuen Auftrieb:
Im Vorfeld des Ukrainekrieges, am 13. Januar 2022, meinte der russische Vizeaußenminister Sergei Alexejewitsch Rjabkow bei einer Sitzung der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), dass im Falle eines Scheiterns der Gespräche über verbindliche Sicherheitsgarantien für Moskau russisches Militär auf Kuba und in Venezuela stationiert werden könne: „Ich möchte weder etwas bestätigen noch ausschließen. (…) Russland ist ein friedliebendes Land. Aber wir brauchen keinen Frieden um jeden Preis“, erklärte er.[4]
Zur damaligen Zeit forcierten die USA gerade Pläne, in Westeuropa ab 2026 atomare Mittelstreckensysteme (DARK EAGLE, etc.) zu dislozieren, um ein Gegengewicht zu den russischen Atomwaffen (ISKANDER-M, etc.) zu schaffen. Somit wäre die russische Raketenstationierung in der Karibik – nach russischer Lesart – eine Reaktion auf die neue NATO-Nachrüstung.
Im Januar 2024 meinte Generaloberst a. D. Alexander Alexandrowitsch Schurawljow, ehemaliger Kommandeur der russischen Truppen in Syrien und Kommandeur des westlichen Militärbezirks, Russland solle Atomwaffen in Kuba und Venezuela dislozieren: „Was unsere nächstgelegenen Raketen zu den Vereinigten Staaten betrifft, so bin ich, zum Beispiel, schon seit langem dafür, unseren Freunden in Kuba, Venezuela und Nicaragua Abwehrsysteme und U-Boote zu liefern.“[5]
Dieser Kriegsverbrecher amtiert heute als Stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses der Duma und gefällt sich darin, gerne mal auf die Kacke zu hauen.
Am 4. August 2025 meinte Alexander Vorobyov vom „Zentrum für Strategische Studien“ (ZSS) in Moskau, dass die mögliche Stationierung russischer Atomraketen auf Kuba eine logische Antwort auf die jüngste Stationierung amerikanischer Bomben im Vereinigten Königreich wäre.
Am 5. August 2025 erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Wladimirowna Sacharowa, Meldungen über eine Stationierung russischer Atomwaffen auf Kuba entsprechen „der privaten Meinung einzelner Experten, die einen persönlichen Standpunkt äußern“.[6] Namen nannte sie allerdings nicht, um diesen Kritikern keine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen.
Am 30. Oktober 2025 wiederholte Generaloberst a. D. Alexander Alexandrowitsch Schurawljow seine Drohungen. Russland könne seine „zurückhaltende“ Haltung überdenken und gezielt Staaten zu unterstützen, die gegen die USA operieren. Dabei sprach sich Schurawljow für die Lieferung diverser Atomwaffen aus, darunter die Hyperschallrakete ORESCHNIK und Torpedos vom Typ POSEIDON.[7] Nach Ansicht von Schurawljow sei eine rein konventionelle Drohung nicht hinreichend: „Alles nutzlos. Es funktioniert nur, wenn wir ihre wunden Punkte drücken.“[8]
Das amerikanische „Institute for the Study of War” (ISW) in Washington meinte dazu, es gehe Schurawljow darum, historische Ängste zu reaktivieren, um die USA einzuschüchtern. Ob Russland tatsächlich plane, Atomwaffen auf Kuba oder in Venezuela zu stationieren, sei unklar, jedenfalls würden solche Drohungen die geopolitische Nervosität in Umkreis von Lateinamerika erhöhen.
Erinnerungen an erste Kubakrise 1962
Das atomare Gequatsche weckt bewusst Erinnerungen an die sowjetische Operation ANADYR im Jahr 1962, die die „Supermächte“ an den Rand eines nuklearen Schlagabtausches brachte:
Am 10. Juni 1962 fand in Moskau die entscheidende Sitzung des Politbüros statt. Verteidigungsminister Marschall Rodion Jakowlewitsch Malinowski stellte den Spitzenfunktionären einen Plan zur Stationierung atomarer Mittelstreckenwaffen auf Kuba vor. Es handelte sich um Mittelstreckenraketen der 43. Raketendivision (Kommandeur: Generaloberst Igor D. Stazenko): 24 bis 42 Mittelstreckenraketen R-12 DWINA (NATO-Code: SS-4 SANDAL) des 79., 181. und 664. Regimentes und 16 bis 24 Mittelstreckenraketen R-14 TSCHUSSOWAJA (NATO-Code: SS-5 SKEAN) des 665. und 668. Regimentes. Hinzu kam eine Staffel mit 6 Frontbombern vom Typ Il-28 BEAGLE. Außerdem umfasste das Kontingent 9 bis 18 Kurzstreckenraketen des Typs 3R9 LUNA-1 (FROG-3) und mindestens 80 verschiedene Marschflugkörper bei drei Regimentern.: STRELA (NATO-Code: SS-C-2A SALISCH), die mobile Variante S-2 SOPKA (and. Bez.: 4K87) (NATO-Code: SSC-2B SAMLET) und darauf basierend die KS-7 METEOR. Die KS-7 war in Kuba beim 561. Regiment und beim 584. Regiment stationiert. Das sowjetische Nukleararsenal auf Kuba umfasste insgesamt 152 Atomsprengköpfe. Das zentrale Lager für Atomsprengköpfe befand sich in Bejucal. Die Flugkörper waren u. a. in Calabazar de Sagua und Sitiecito disloziert.
Nach der Entdeckung der ersten Atomraketen ordnete Kennedy eine umfassende Überwachung durch Aufklärer an. Eingesetzt wurden U-2 DRAGON LADY der „4028th Strategic Reconnaissance Weather Squadron“ und F-8U1P CRUSADER der „Light Photographic Squadron 62“ oder der „Composite Reconnaissance Squadron 2“. Die Aufklärung lief unter der Bezeichnung Operation BLUE MOON:
Fast eine Woche lang hielt die U.S.-Regierung ihre Kenntnisse über den Truppenaufmarsch in Kuba erfolgreich geheim, um Zeit für die Entwicklung von Gegenmaßnahmen zu haben. Mit den Vorbereitungen auf die bevorstehende Krise wurde Admiral Robert Lee Dennison, der Befehlshaber der Atlantikflotte, betraut. Für den Fall eines Konfliktes mit Kuba hatten die US-Streitkräfte drei Operationspläne ausgearbeitet, die die Heeres-Generäle Maxwell Davenport Taylor und Earle Gilmore „Bus“ Wheeler bereits am 1. Oktober Robert Strange McNamara vorlegten: „CINCLANT Contingency Operationplan OPLAN 312-62“ befasste sich mit einem Luftangriff. Dabei wurden drei Angriffsoptionen erwogen: Die Operation FIRE HOSE hätte sich auf Angriffe gegen feindlichen SAM-Stellungen beschränkt, Operation SHOE BLACK sah einen umfassenden Angriff gegen Flughäfen, SAM-Stellungen und Raketenbasen vor, Operation SCABBARDS zielte auf einen umfassenden Luftangriff. Die Planung sah u. a. einen siebentägigen Luftangriff vor, allein am ersten Tag sollten 1.091 Ziele (Raketenbasen, Flugplätze und Stellungen der Flugabwehrraketen) angegriffen werden.
Der „OPLAN 314“ beschrieb einen umfassenden Invasionsplan, der nach einer Vorbereitungszeit von 18 Tagen umgesetzt werden konnte. Geplant war ein Angriff einer „Task Force 122“ (TF 122) mit – nach unterschiedlichen Angaben - 120.000 bis 400.000 Soldaten. Das Truppenaufgebot umfasste u. a. das „XVIII Airborne Corps“ unter Generalleutnant Hamilton Hawkins Howze in Fort Bragg mit der „82nd Airborne Division“ und der „101st Airmobile Division“, sowie die „1st Armoured Division „Old Ironsides““ unter Generalmajor Ralph Edward Haines Jr.. „OPLAN 316“ war eine „quick reaction“-Ausgabe für eine kleinere Invasion, die schon nach einer kurzfristigen Vorbereitungszeit von fünf Tagen verwirklicht werden konnte. Dieser Entwurf sah eine amphibische Landung am 3. oder 4. Kriegstag vor. Die US-Marine steuerte schließlich noch ihren Operationsplan ROCKPILE bei.
Am 22. Oktober 1962 verhängte die U.S.-Regierung um 12.00 Uhr Mittag zum ersten Mal weltweit die Alarmstufe DEFCON 3; für die Bomber B-52 STRATOFORTRESS wurde der „Air Alert“ angeordnet. Einen Tag später wurde die Alarmstufe auf DEFCON 2 erhöht.
Auch die Raketeneinheiten MGM-5 CORPORAL in Europa wurden in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, wie James Dodd von der „91st Ordnance Company“ (91st OrdCo) in Neckarsulm berichtete:
„I really enjoyed most of the time there except for one night in October, 1962 when the Cubans were about to receive several shiploads of missiles and we went to full alert. Most of our young butts did not expect to live more than a few days once our basic load of missiles were launched to the East and we became very unprepared infantry. I think I aged ten years that one night.“[9]
In der Bundesrepublik Deutschland, im Kommandobereich der „Northern Army Group“ (NORTHAG), wurden 25 Atomminen (Atomic Demolition Munition – ADM) in ihren Sprengschächten installiert.[10]
Die „Task Force 136“ (TF 136) der U.S. Marine errichtete am 24. Oktober 1962 eine Seeblockade gegen Kuba. U.S.-Einsatzleiter dieser Maßnahme wurde Vize-Admiral Alfred Gustave Ward, Kommandant der „2nd Fleet“. Sowjetische Schiffe durften diese sogenannte Walnuss-Linie im Umkreis von 900 km um Kuba nur passieren, wenn sie vorher von Matrosen der U.S. Navy durchsucht worden waren. Dazu mobilisierte die amerikanische Atlantikflotte die sogenannte Task Force 136: Zur „Quarantine Force“ gehörten u. a. vier Flugzeugträgerkampfgruppen – CV-7 WASP, CV-9 ESSEX, CV-15 USS RANDOLPH II und CV-39 LAKE CHAMPLAIN.
Die sowjetische Seite reagierte ihrerseits mit der Mobilmachung ihrer Truppen. Am 22. Oktober rief der sowjetische Verteidigungsminister, Marschall Andrei Antonowitsch Gretschko, den Alarmzustand für alle Einheiten des Warschauer Paktes, der Alarm dauerte bis zum 21. November 1962 an. Die sowjetischen Streitkräfte wurden weltweit in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, darunter rund 500.000 Sowjetsoldaten in der DDR. Die sechs vorhandenen Interkontinentalraketen R-7A SEMJORKA (NATO-Code: SS-6 SAPWOOD) wurden startklar gemacht, rund 100 Atombomber aufgetankt.
Außerdem befürchtete man auf Seiten der NATO, dass die Sowjets Westberlin abschnüren könnten. Darauf hätte die NATO gemäß ihrer alliierten LIVE OAK-Planung reagiert: Bei einer Störung der Landwege von der BRD nach Westberlin sollten zunächst Testkonvois (engl.: „initial probes“) einen Durchbruchversuch starten, um zu testen, ob und wenn ja, in welchem Umfang, die Gegenseite bereits war, Gewalt einzusetzen. Dazu sollte zunächst eine „Composite Allied Division“ von Helmstedt aus den Weg freikämpfen. Dabei traten folgende Maßnahmen in Kraft:
„Im Fall des Festhaltens alliierter Militärfahrzeuge sollte zunächst ein Militärkonvoi auf der Transitstrecke von Helmstedt nach Berlin seinen Weg durchzuhalten versuchen, bis es zum Schusswaffengebrauch käme. Ein erster Testkonvoi sollte unbewaffnet sein, ein weiterer von Aufklärungsfahrzeugen begleitet werden. Auf den Einsatz von Panzern wollte man in der kleinsten Konfiguration des Konvois verzichten, um nicht zu provozieren. (…)
Live Oak plante in ihrer Stärke abgestufte Bodenoperationen. Kleinstes Truppenkontingent war unter der Bezeichnung Free Style eine aus Einheiten der drei Westalliierten zusammengesetzte Marschgruppe in Kompaniestärke von Minden nach Berlin vorgesehen. (…) Als Trade Wind (Entwurf vom Mai oder Juni 1960, G. P.) wurde eine trinationale Formation in Bataillonsstärke („Batallion Combat Team“ – BCT, G. P.) zuzüglich Luftnahunterstützung bezeichnet. June Ball (Einsatz eines Großverbandes in Divisionsstärke, 1961, G. P.) wäre eine entsprechende Marschgruppe von Divisionsgröße gewesen. (…) Die Einheiten hätten sich auf dem Truppenübungsplatz Senne versammelt, hätten dort ihre Zusammenarbeit noch einmal geübt und wären dann nach Wolfenbüttel marschiert, von wo der Einmarsch in die Transitstrecke erfolgt wäre. Für Trade Wind wurde eine Zeit von acht Tagen von der Alarmierung bis zur Bereitschaft in Wolfenbüttel veranschlagt. (…)
Trade Wind wurde von 1961 an jährlich im Spätsommer einmal für zwei Wochen geübt, letztmals 1989. Diese Übungen trugen den Namen Treaty, ergänzt um die jeweilige Jahreszahl. June Ball wurde nur gelegentlich im Rahmen von Stabsrahmenübungen trainiert.“[11]
Zwei Notfallpläne „Berlin Contingency“ (BERCON - B-1 und BERCON - B-2) sahen einen selektiven Atomwaffeneinsatz („selective use of nuclear weapons“) von bis zu fünf Sprengkörpern geringer Sprengkraft (Symbolschlag) vor: „Small scale demonstration use of nuclear weapons to show Alliance readiness for nuclear action.“ Bei der Variante „BERCON – B-1“ sollte ein „airburst“ erfolgen, ohne dass ein Ziel angepeilt worden wäre oder ein Schaden entstand; bei der Variante „BERCON – B – 2“ sollte ein „airburst“ über einem militärischen Ziel erfolgen, dass weit genug von Siedlungen entfernt war. Zu den Atomzielen der Westalliierten gehörten auch die beiden Flughäfen Tegel und Tempelhof in Westberlin.[12]
Am 26. Oktober schickte Nikita Sergejewitsch Chruschtschow einen Brief an U.S.-Präsident John Fitzgerald Kennedy:
„Sie und ich sollten nun nicht an den Enden des Seiles ziehen, in das Sie den Knoten des Krieges geknüpft haben. Denn je fester wir beide daran ziehen, desto fester zieht sich auch der Knoten zusammen. Und irgendwann kommt der Moment, an dem wir nicht mehr die Kraft haben, ihn wieder zu lösen, und dann wird es nötig sein, den Knoten zu zerschneiden. Was das bedeuten würde, muss ich Ihnen nicht erklären, da Sie selbst ganz genau wissen, über welch furchtbare Kräfte unsere Länder verfügen.“
Daraufhin bot die U.S. Regierung am 27. Oktober in einem geheimen Schreiben einen Abzug der amerikanischen Mittelstreckenraketen PGM-19 JUPITER vom türkischen Fliegerhorst Cigli in den folgenden Monaten an. Der Vorschlag ging auf eine Idee von Außenminister David Dean Rusk zurück. Das schriftliche Angebot wurde dann von Robert Kennedy und Theodore Chaikin Sorensen entworfen.
Das Angebot umfasste drei Punkte:
1. Die UdSSR zieht ihre atomaren Streitkräfte aus Kuba ab.
2. Die USA gehen auf unbestimmte Zeit die Verpflichtung ein, Kuba nicht militärisch anzugreifen.
3. Die USA erklärten ihre Absicht, nach sechs Monaten die Thor- und Jupiter-Raketen aus Europa abzuziehen.
So gelang schließlich eine gewaltfreie Beilegung der Atomkrise. Später resümierte U.S. Verteidigungsminister McNamara über die damalige Atomkriegsgefahr: "We came very, very close, closeer than we knew at that time." Letztendlich habe man einfach "reines Glück" gehabt:
„Rationality will not save us. I want to say, and this is very important: at the end we lucked out. It was luck that prevented nuclear war. We came that close to nuclear war at the end. Rational individuals: Kennedy was rational; Khrushchev was rational; Castro was rational. Rational individuals came that close to total destruction of their societies. And that danger exists today.“[13]
Und der sowjetische Generalsekretär Nikita Sergejewitsch Chruschtschow erklärte, der Beginn eines Atomkrieges sei „ein paar Minuten“ entfernt gewesen. Zwei Jahre später wurde Chruschtschow gestürzt und durch Leonid Iljitsch Breschnew abgelöst.
Quellen:
[1] https://www.dw.com/de/russlands-marine-zeigt-pr%C3%A4senz-in-kuba/a-69352605
[2] https://ojihad.wordpress.com/2025/10/09/eine-neue-kubakrise
[3] https://www.merkur.de/politik/weltkrieg-kubakrise-russland-atom-u-boot-kuba-putin-
ukraine-krieg-usa-atomwaffen-nato-biden-dritter-93118313.html
[4] https://www.dbwv.de/aktuelle-themen/blickpunkt/beitrag/russische-truppen-auf-
kuba-und-in-venezuela-moskau-erhoeht-den-druck
[5] https://de.cibercuba.com/noticias/2025-08-06-u1-e129488-s27061-nid308479-rusia-
pronuncia-posible-despliegue-armas-nucleares
[6] https://de.cibercuba.com/noticias/2025-08-06-u1-e129488-s27061-nid308479-rusia-
pronuncia-posible-despliegue-armas-nucleares
[7] https://www.kubakunde.de/neues/kubakrise-20-russland-nennt-kuba-und-venezuela-
als-mogliche-standorte-fur-atomwaffen
[8] https://www.t-online.de/nachrichten/ausland/usa/id_100979678/atomwaffen-russland-
spricht-ueber-verlegung-nach-kuba.html
[9] https://www.usarmygermany.com/Sont.htm?https&&&www.usarmygermany.com/units/
FieldArtillery/USAREUR_46th%20Arty%20Group.htm
[10] Bolik, Gerd: NATO-Planungen für die Verteidigung der Bundesrepublik Deutschland
im Kalten Krieg, Berlin, 2021, S. 8
[11] Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Organisation_Live_Oak
[12] Krüger, Dieter: Schlachtfeld Deutschland? Europa, die deutsche Luftwaffe und der
Strategiewechsel der NATO 1958 bis 1968, in: Institut für Zeitgeschichte (Hg.),
Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 2/2008, München-Berlin, 2008, S. 176f
[13] http://www.cubanmissilecrisis.org/lessons-policymakers/robert-mcnamara/