Militärforschung
  Angriffe auf russische Bomberbasen
 

Ukraine-Krieg: Wiederholte Angriffe auf russische Bomberbasen

7. April 2024

Gerhard Piper

Erneut haben die ukrainischen Streitkräfte in der Nacht zum 29. April 2024 sowjetische Bomberbasen angegriffen. Über das Ausmaß der Schäden gibt es keine zuverlässigen Angaben.

Erster Angriff vom 5. Dezember 2022

Ein erster ukrainischer Drohnenangriff erfolgte am Montag, den 5. Dezember 2022. Eingesetzt wurden armierte Drohnen vom alten, sowjetischen Typ Tupolew M-141 Strisch. Die Reichweite dieser Drohnen beträgt rund 1.000 km. Attackiert wurden die Bomberbasen Djagilijewo und Engels-2. Bei dem Luftangriff auf Djagiljewo wurde ein Tanklaster mit Kerosin auf dem Rollfeld getroffen. Bei dessen Explosion starben drei Soldaten des technischen Personals, vier bis fünf Soldaten wurden verletzt. Auch ein Bomber wurde - nach Angaben des ukrainischen Nachrichtenportals „Kyiv Independent“ - in Djagiljewo beschädigt. (1)

Zweiter Angriff vom 26. Dezember 2022

Am 26. Dezember 2023 griffen die ukrainischen Streitkräfte erneut den Luftstützpunkt Engels-2 an. Die russische Flugabwehr gab bekannt, man habe eine Drohne abgeschossen, durch Trümmerteile seien drei russische Soldaten verletzt worden. (2)

Dritter Angriff am 19. August 2023

Am Samstag, den 19. August 2023, wurde die Bomberbasis in Soltsy-2 bei Nowgorod mit einer ukrainischen Multicopter-Drohne angegriffen. Dabei wurde ein Mittelstreckenbomber vom Typ Tu-22M3 BACKFIRE durch einen Brand zerstört und zwei weitere Bomber beschädigt. In Soltsy-2 war zuletzt das 40. Fliegerregiment der 22. Schweren Garde-Bomberdivision mit rund zehn Maschinen disloziert. Nach dem Angriff wurden die Bomber auf den Fliegerhorst Olenya bei Olenogorsk in den Norden Russlands verlegt. (3)

Vierter Angriff vom 20. März 2024

In der Nacht zum 20. März haben die ukrainischen Streitkräfte erneut die Bomberbasis Engels-2 bei Saratow angegriffen. Mindestens zwei bis vier Drohnen wurden auf die Stadt bzw. ihren Fliegerhorst abgefeuert. Zum Typ der eingesetzten Drohnen wurden keine Angaben gemacht. Nach ukrainischen Angaben wurden in Engels-2 drei Bomber des Typs Tu-95 BEAR beschädigt. Dabei seien auch sieben russische Soldaten getötet worden. (4)

Fünfter Angriff vom 29. März 2014

Mehrere Fliegerhorste wurden gleichzeitig attackiert: die Bomberbasis Djagiljewo sowie der Fliegerhorst Morosowk bei Rostow. Über die Schäden gibt es keine zuverlässigen Angaben.

Die ukrainische Seite sprach zunächst davon, dass auf dem Fliegerhorst in Morosowsk sechs Maschinen zerstört und weitere acht erheblich beschädigt worden seien, später war sogar von neunzehn getroffenen Kampfflugzeugen die Rede. Außerdem sollen 20 russische Soldaten umgekommen sein. Nach Angaben der ukrainischen Zeitung „Ukrainska Prawda“ sollen sich allein im Raum Rostow am Freitag mehr als 60 Explosionen ereignet haben. (5)

Demgegenüber erklärte die russische Kriegspartei, der Angriff hätte zu keinen Verlusten des eigenen Militärmaterials geführt. Auch das unabhängige, amerikanische „Institute for the Study of War“ (ISW) konnte auf Satellitenbildern keine nennenswerten Beschädigungen feststellen. Nach Angaben von Tyler Rogoway, Chefredakteur von „The War Zone“, sind in Morosowsk lediglich zwei kleinere Krater in der Nähe eines Reparaturzentrums sichtbar. Außerdem wurde ein Umspannwerk in der Nähe des Fliegerhorstes „leicht beschädigt“, sodass die Stromversorgung von 600 Anwohnern unterbrochen wurde. Die russische Flugabwehr will 53 Drohnen vor Erreichen ihrer Ziele abgeschossen haben. (6)

Weiterer Folgeangriff vom 30. April 2024

Am Samstag folgte ein weiterer Angriff auf den Fliegerhorst Jeisk bei Krasnodar. Nach ukrainischen Angaben wurden in Jeisk zwei Su-25 zerstört und möglicherweise vier Soldaten getötet. Möglicherweise wurde auch ein fünfter Luftstützpunkt bei Kurs beschossen. (7)

Bomberbasis Djagiljewo

Der Fliegerhorst Djagiljewo befindet sich bei Rjasan. Der Fliegerhorst (frühere Nr. 6954) liegt ungefähr 570 km nordöstlich von der Ukraine entfernt. Es handelt sich um eine Basis der Atombomber der russischen Fernfliegerflotte (Dalnjaja awiazija -DA).

In Djagiljewo befindet sich das 43. Ausbildungszentrum (43-y Tsentr boyevoy podgotovki i pereuchivaniya lyotnogo sostava dalney aviatsii - 43 TsBP PLS DA) mit Langstreckenbomber Tupolew Tu-95MS und Mittelstrecken-Schwenkflügelbombern vom Typ Tupolew Tu-22M3 (NATO-ACCS-Code: BACKFIRE). Hinzu kommen mehrere Tankflugzeuge vom Typ Iljuschin Il-78 Midas. Aufgrund der Größe der Bomber und Tanker können diese nicht in verbunkerten AU-Sheltern (Arotschnoe Ukrütije, dt.: Bogendeckung), sondern bestenfalls in Wartungshallen abgestellt werden.

Bomberbasis Engels-2

Der Fliegerhorst Engels-2 (frühere Nr. des Fliegerhorstes: 6950) ist eine weitere Basis der Atombomber. Er verfügt über eine 3.500 m lange Startbahn. Hier ist die 22. Schwere Fernfliegerdivision (22-ya Tyazhelaya bombardirovochnaya aviatsionnaya diviziya – 22-ya GvTBAD) stationiert. Das 121. Garde Schwere Bomberregiment (121-y GvTBAP) verfügt über eine Staffel mit rund ein Dutzend Tupolew Tu-95MS16 (NATO-ACCS-Code: BEAR-H16) und eine Staffel mit allen vorhandenen, sechzehn 16 Tu-160 (NATO-ACCS-Code: BLACKJACK). Zumindest früher war hier das 184. Garde Schweres Bomberregiment (184-y Gvardeyskiy Tjascholy Bombardirowoschtschny Awiazionny Polk - 184-y GvTBAP) mit Tu-22M (disloziert. Hinzu kommen mehrere Tankflugzeuge. Außerdem befindet sich südlich des Fliegerhorstes ein großes Atombombenlager „sklad osobykh boyepripasov“ (wörtlich: spezielles Munitionsdepot) für Atombomben TN-1000, TN-1200, etc. und nukleare Luft-Boden-Flugkörper (Kh-55M/Kh-55SM [NATO-Code: AS-15A/B KENT-A/B]) mit einem Sprengkopf von 200 KT, Kh-102 [NATO-Code: AS-23B KODIAK-B] mit 250 KT, etc.) Den Objektschutz stellt das 511. Flugabwehrraketenregiment mit seinen FlaRak S-300PS. (8)

Bomberbasis Olenya

Nach den ukrainischen Luftangriffen vom Dezember 2023 wurden mehrere Bomber auf den Ausweichflughafen in Olenya bei Olenogorsk verlegt. (9) Auf dieser Bomberbasis sind u. a. das 924. Seeaufklärungsregiment und das 967. Fernaufklärungsregiment mit Tu-22M BACKFIRE disloziert.

Fliegerhorst Morosowsk

In Morosowsk sind aktuell 29 Flugzeuge stationiert. Es handelt sich um Jagdbomber der Typen Su-24(M) FENCER, Su-27 FLANKER und Su-34 FULLBACK sowie Erdkampfunterstützungsflugzeuge Su-25 FROGFOOT. Die FENCER gehören zum 559. Bomberregiment der 1. Gardefliegerdivision.

Quellen:

(1) https://www.zdf.de/nachrichten/politik/angriff-engels-ukraine-krieg-russland-100.html

(2) https://www.rnd.de/politik/russland-erneut-explosion-auf-luftwaffenstuetzpunkt-engels-nach-drohnenangriff-NURIWQDSZGU7UDTZND7QRRIJNI.html

(3) https://www.ksta.de/politik/ukraine-krieg/ukraine-ueberschall-bomber-drohnenangriff-russland-solzy-olenja-tupolew-tu-22-wladimir-putin-1-632761W

(4) https://www.merkur.de/politik/zerstoerung-ukraine-angriff-russland-luftwaffe-ukraine-krieg-verluste-hinweise-92989953.html

(5) https://www.rundschau-online.de/politik/ukraine-russland-krieg-rostow-am-don-flugzeuge-sechs-zerstoert-flugplatz-grossangriff-moskau-kiew-drohne-musik-was-wollen-wir-trinken-770246

(6) https://www.t-online.de/nachrichten/ukraine/id_100379908/ukraine-krieg-raetsel-um-ukrainische-angriffe-auf-russische-luftwaffe.html

(7) https://www.merkur.de/politik/zerstoerung-ukraine-angriff-russland-luftwaffe-ukraine-krieg-verluste-hinweise-92989953.html

(8) https://www.milfors.de/Angriff-auf-Atombomberbasen.htm

(9) https://www.fr.de/politik/egels-drohnen-angriffe-atombomber-russland-ukraine-krieg-putin-luftwaffenstuetzpunkt-zr-92905174.html