Militärforschung
  Ukraine-Krieg 2.0 - 28. Update
 

Ukraine-Krieg 2.0 – Update 28 vom 25. März (D+27)

Gerhard Piper

Lageentwicklung

Der russische Botschafter in Italien, Sergej Rasow, hat gegen Domenico Quirico von der Tageszeitung „La Stampa“ Strafanzeige wegen Anstiftung zu einem Verbrechen erstattet. In dem inkriminierten Leitartikel geht es um eine mögliche Ermordung von Wladimir Putin. Der Autor meinte, dass ein „Tyrannenmord“ zu einer Verschlechterung der Situation in Russland führe werde. Der Botschafter meinte, der Artikel des Kriegsreporters Quirico verstoße gegen die „Ethik, die Moral und die Regeln des Journalismus“.

Über die Auseinandersetzungen in Moskau schreibt der Russlandexperte Mark Galeotti:

„The war in Ukraine has turned into a disaster and everyone is looking for other people to blame. Anyone can be denounced as a warmonger or a traitor, or even both. Naturally, the seething atmosphere of mistrust is being stoked by intelligence services both in Ukraine and the West. The counter-intelligence campaigns are aimed in particular at the FSB, the successor to the KGB, which is the keystone of Putin’s government. Senior FSB officers are ruthless, highly competent opportunists. They do not support the war out of patriotic mania, or because they subscribe to Putin’s bare-chested cult of personality. Like the rest of Putin’s henchmen, they are motivated by greed and their aim is personal power. They want to make lots of money and spend it on properties in London and the Med, or on sending their children to Western schools. Currently, sanctions make that very difficult. As a result, they are getting worried – nobody in the FSB wants Russia to become the European equivalent of North Korea. But I do not believe there’s an FSB coup brewing, at least not yet. Russians know their own history and they understand that regime change only happens when the secret police, the military and the politicians all act together – as they did in 1991 when president Mikhail Gorbachev was overthrown. (…) The truth is Putin is furious because many young soldiers in the National Guard, a paramilitary force whose peacetime role was to quell protests in Russian cities, are protesting themselves. In Ukraine, they feel they are being treated as cannon fodder. (…) Never since the collapse of the Soviet Union has there been such fervid rumour and counter-rumour in the Kremlin. A circular firing squad is forming, with everyone pointing their guns at each other.“ (https://www.dailymail.co.uk/debate/article-10649795/Vladimir-Putins-regime-looks-threat-time-came-power.html)

Bei einer Sitzung mit Vertretern einer Diplomatie-Stiftung der Staatsagentur Tass beschuldigt der amtierende Außenminister Sergei Lawrow die NATO: „Heute haben sie uns einen echten hybriden Krieg erklärt, den totalen Krieg. (…) Diesen Begriff, der in Hitler-Deutschland verwendet wurde, sprechen jetzt europäische Politiker aus, wenn sie davon sprechen, was sie mit der Russischen Föderation tun wollen." Lawrow sagt weiter, Europas Politiker wollten Russland „zerstören, brechen, vernichten, erdrosseln“: „Wenn wir diese Gesetzlosigkeit der Sanktionen sehen, ist natürlich klar, dass all diese Werte, die uns unsere westlichen Kollegen ständig gepredigt haben - nämlich Meinungsfreiheit, Marktwirtschaft und die Unverletzlichkeit des Privateigentums, die Unschuldsvermutung - wertlos sind."

Entgegen der Lawrows Behauptung ist eine Verwendung des Begriffs „totaler Krieg“ durch namhafte EU-Politiker in den vergangenen Wochen nicht bekannt. Am 18. Februar 1943 hatte NS-Propagandachef DR. Joseph Goebbels in seiner berüchtigten Sportpalastrede in Berlin zum „totalen Krieg“ aufgerufen. In der Hetzrede heißt es über Russland bzw. die Sowjetunion:

„Es ist verständlich, dass wir bei den groß angelegten Tarnungs- und Bluffmanövern des bolschewistischen Regimes das Kriegspotential der Sowjetunion nicht richtig eingeschätzt haben. Erst jetzt offenbart es sich uns in seiner ganzen wilden Größe. Dementsprechend ist auch der Kampf, den unsere Soldaten im Osten zu bestehen haben, über alle menschlichen Vorstellungen hinaus hart, schwer und gefährlich. Er erfordert die Aufbietung unserer ganzen nationalen Kraft. Hier ist eine Bedrohung des Reiches und des europäischen Kontinents gegeben, die alle bisherigen Gefahren des Abendlandes weit in den Schatten stellt. Würden wir in diesem Kampf versagen, so verspielten wir damit überhaupt unsere geschichtliche Mission. (…)

Das terroristische Judentum hat sich in Russland 200 Millionen Menschen dienstbar gemacht, dabei seine zynischen Methoden und Praktiken mit der stumpfen Zähigkeit der russischen Rasse vermählt, die deshalb eine um so größere Gefahr für die europäischen Kulturvölker darstellt. Im Osten wird ein ganzes Volk zum Kampf gezwungen. Hier werden Männer, Frauen, ja Kinder nicht nur in die Rüstungsfabriken, sondern auch in den Krieg getrieben.

Zweihundert Millionen stehen uns hier teils unter dem Terror der GPU (Gossudarstwennoje polititscheskoje uprawlenije, sowjetische geheime Staatspolizei, G. P.), teils befangen in einer teuflischen Anschauung, mit wilder Stumpfheit gegenüber. Die Massen von Panzern, die in diesem Winter unsere östliche Front berennen, sind das Ergebnis eines fünfundzwanzigjährigen sozialen Unglücks und Elends des bolschewistischen Volkes. Dagegen müssen wir mit entsprechenden Gegenmaßnahmen antreten, wenn wir nicht das Spiel als verloren aufgeben wollen.

Ich gebe meiner festen Überzeugung Ausdruck, dass wir die bolschewistische Gefahr auf die Dauer nur niederringen können, wenn wir ihr, wenn auch nicht mit gleichen, so doch mit gleichwertigen Methoden entgegentreten. Die deutsche Nation steht damit vor der ernstesten Frage dieses Krieges, nämlich der, die Entschlossenheit aufzubringen, alles einzusetzen, um alles, was sie besitzt, zu erhalten, und alles, was sie zum späteren Leben nötig hat, dazuzugewinnen.“ (https://www.1000dokumente.de/index.html?c=dokument_de&dokument=0200_goe&object=translation&st=&l=de)

Zustand der „Roten Armee“

Derweil hat innerhalb der russischen Streitkräfte die Fragmentation-Phase begonnen, die einfachen Soldaten beginnen damit, ihre eigenen Offiziere zu „fraggen“, d.h. zu killen. So soll ein Panzerfahrer den Kommandeur des eigenen Verbandes, Oberst Yuri Medwedew von der 37. Selbstständigen MotSchützenbrigade (Militäreinheit 69647), mit seinem Panzer überrollt haben. Der Oberst wurden an beiden Beinen verletzt und wurde in ein Krankenhaus in Belarus eingeliefert. Ob er überleben wird, kann von hier aus nicht eingeschätzt werden. Der Grund für den Mordversuch war, dass der Soldat wegen der hohen Zahl an Verlusten in den eigenen Reihen bei den Kämpfen im Raum Makariw im Norden der Ukraine extrem frustriert war, so soll das Bataillon die Hälfte seiner 1.500 Soldaten durch Tod oder Verwundung verloren haben. Die Reste der Brigade sind im Raum Kiew unterwegs. Was mit dem Täter passierte, ist nicht bekannt. Die Brigade stammt aus Kjachta und Gusinoozersk (Burjatien) an der Grenze zu China und wurde im Herbst 2021 nach Rechitsa (Belarus) verlegt. Sie gehört zur 36. Armee. (https://www.news.de/politik/856193100/wladimir-putin-entsetzt-oberst-juri-medwedew-von-panzer-ueberrollt-kreml-kaempfer-ueberfaehrt-kommandanten-aus-wut-ueber-krieg/1/)

Der Begriff „fragging“ stammt aus der Zeit des Vietnamkrieges, als die Kämpfe um die Städte Đà Nẵng, Hué und Khe Sanh tobten. Damals töteten „einfache“ Soldaten, die über mehrere Monate Kampferfahrung im Dschungel und in den Reisfeldern hatten, ihre Offiziere, die frisch von der Offiziersschule kamen und ihr Lehrbuchwissen fahrlässig 1 : 1 in die Praxis umsetzen wollten. Da man zum Erschießen eines Offiziers nicht das eigene Gewehr benutzen durfte, da eine forensische Untersuchung den Inhaber des Gewehrs einwandfrei identifiziert hätte, benutzen die Täter eine „fragmentation grenade“, da eine Splitterhandgranate nun mal keine Fingerabdrücke hinterlässt. In Vietnam starben damals rund tausend GIs (ca. 2 Prozent des damaligen „bodycounts“) durch Kameradenmord. (https://en.wikipedia.org/wiki/Fragging)

In einem abgehörten Gespräch zwischen zwei russischen Soldaten berichtet ein Soldat, der bei Mykolajiw eingesetzt war: „Im Grunde genommen ist das hier eine ziemliche Scheiße, wenn ich das mal so sagen darf." Die Ukrainer hätten seine Kolonne „auseinandergenommen“, die Hälfte seiner Kameraden habe Erfrierungen an den Füßen erlitten, sie seien völlig verzweifelt.

Mittlerweile sollen hunderte Soldaten die Ausführung der Befehle ihrer Vorgesetzten verweigert haben. Die Paralyse der „Roten Armee“ schreitet jeden Tag weiter voran. (https://www.news.de/politik/856193100/wladimir-putin-entsetzt-oberst-juri-medwedew-von-panzer-ueberrollt-kreml-kaempfer-ueberfaehrt-kommandanten-aus-wut-ueber-krieg/1/)

Gefechte:

- Kiew-Umgebung:

Die Kämpfe im Umfeld von Kiew dauern an, wie das Institute For The Study of War (ISW) in Washington berichtete:

„Ukrainian forces did not conduct any new counterattacks or secure additional terrain northwest of Kyiv in the past 24 hours. The Kyiv Oblast civilian administration reported at 6:00 am local time on March 24 that fighting was ongoing along the Zhytomyr highway, in Irpin, and in Hostomel—predominantly on the southernmost advances of Russian forces attempting to envelop Kyiv from the west. Social media users depicted heavy fighting and widespread Russian shelling of civilian infrastructure in Irpin on March 24. Kyiv authorities additionally reported Russian forces in Bucha and Nemishevska (just northwest of ongoing fighting in Irpin) constructed new trench lines in the past 24 hours, likely to defend against future Ukrainian counterattacks.“ (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-march-24)

Franz-Stefan Gady vom International Institute for Strategic Studies (IISS) in London berichtet von weiteren möglichen Rückeroberungen ukrainischer Streitkräfte rund um Kiew. Demnach könnten die Orte Lukashi und Lukyanivka östlich von Kiew wieder an die Ukraine gefallen sein.

Kharkiw:

Bei einem russischen Angriff mit Feldraketenwerfern auf ein medizinisches Zentrum im Süden von Kharkiw sind am Freitagmorgen vier Menschen getötet worden, drei weitere wurden verletzt. Im Gegenzug konnte die ukrainische Artillerie einem Bataillon des 59. Panzerregiment schwere Verluste beibringen. (https://www.understandingwar.org/backgrounder/russian-offensive-campaign-assessment-march-24)

Norden:

Im Nordosten der Ukraine sollen sich nach Angaben der ukrainischen Streitkräfte russische Truppen nach hohen Verlusten teilweise zurückgezogen haben. Demnach beobachte man den Rückzug bestimmter russischer Einheiten hinter die russische Grenze nach dem Verlust von mehr als der Hälfte des Personals.

- Tschernihiw:

Russische Truppen haben die Stadt Tschernihiw einkesselt, teilte Gouverneur Wiatscheslaw Tschaus mit. Die Stadt werde mit Artillerie und von Kampfflugzeugen beschossen.

Osten:

Die ukrainischen Streitkräfte konnten russische Offensiven gegen Rubizne und Popasna zurückschlagen. Die Russen tragen weitere Angriffe gegen Avdiivka und Ocheretyne vor, dazu haben die Russen ihre Panzereinheiten bei Yasinovataya konzentriert.

Süden:

- Mariupol:

Die russischen Militäroperationen gegen Mariupol werden vom dem Kriegsverbrecher Generaloberst Mikhail Mizintsev geleitet, der nun dafür als „Schlächter von Mariupol“ gebrandmarkt wird. Seit 2014 leitet Mizintsev das sogenannte „National Defence Management Centre“ (Natsional'nyi tsentr upravleniya oboronoi - NTsUO) im Untergeschoss des Hauptgebäudes des Verteidigungsministeriums in Moskau (Znamenka 19), dabei handelt sich das zentrale Lagezentrum der russischen Streitkräfte. (https://en.wikipedia.org/wiki/National_Defense_Management_Center) Während des Syrienkrieges war er für die Zerstörung von Aleppo verantwortlich. (https://www.dailymail.co.uk/news/article-10648323/Ukraine-war- Russian-general-overseeing-siege-Mariupol.html)

Bei dem Luftangriff auf das Theater, in dem 1.000 bis 1.300 Menschen Schutz gesucht hatten, sollen am 16. März mindestens 300 Menschen ums Leben gekommen sein. Bisher konnten erst 150 Menschen aus den Trümmern gerettet werden, der Rest der noch verschütteten Menschen gilt offiziell als „vermisst“. (https://www.n-tv.de/politik/11-34-Biden-wird-Samstag-Rede-in-Warschau-halten--article23143824.html)

Die Leiterin der Beobachtergruppe des UN-Menschenrechtsteams, Matilda Bogner, vermutet, dass in Mariupol in einem geheimen Massengrab 200 Leichen bestattet wurden.

- Kherson:

Die ukrainischen Einheiten haben eine Offensive zur Rückeroberung von Kherson am Freitagabend gestartet.

Westen

- Kalyniwka:

Kalyniwka (ca. 20.000 Einwohner) liegt 24 Kilometer nördlich der Oblasthauptstadt Winnyzja. Bei einem Angriff mit seegestützten Marschflugkörpern vom Typ KALIBR am Freitagmorgen wurde das größte Treibstofflager der Ukraine in Kalyniwka zerstört. Das Lager versorgt auch die ukrainischen Streitkräfte mit Treibstoff. Sie hatten dort ihren „größten verbliebenen Treibstoffvorrat“ aufbewahrt, erklärte der russische Generalmajor Igor Konaschenkow. (https://www.n-tv.de/politik/11-34-Biden-wird-Samstag-Rede-in-Warschau-halten--article23143824.html)

Russland:

- Schurawljowka:

Schurawljowka ist ein russisches Dorf, ca. zwei Kilometer von der russisch-ukrainischen Grenze entfernt. Bei einem ukrainischen Artillerieangriff mit dem Feldraketenwerfer BM-30 SMERTSCH (30 mm) ist der Militärseelsorger Oleg Artjomow der russisch-orthodoxen Kirche getötet worden. Es handelt sich um den ersten offiziell gemeldeten Todesfall auf russischem Staatsgebiet seit Beginn der russischen Offensive. (https://www.n-tv.de/politik/15-12-Putin-wirft-Westen-Nazi-Methoden-vor--article23143824.html)

Schwarzmeerflotte:

Bei dem ukrainischen Angriff auf den Flottenstützpunkt Berdjanks am 24. März mit Boden-Boden-Raketen TOCHKA und Drohnen TB2 wurde ein Kriegsschiff versenkt. Zunächst hatte der ukrainische Generalstab gemeldet, man habe die „Orsk“ der 197. Landungsschiff-Brigade versenkt, die u. a. Schützenpanzerwagen an Bord hatte. Nun heißt es, bei einem Angriff auf den Hafen seien ein Schiff zerstört und zwei weitere beschädigt worden. Bei dem zerstörten Schiff soll es sich um ein Schwesterschiff der „Orsk“, das „Bolschoi Dessantny Korabl BDK-65 Saratow“ (Tapir-Klasse [NATO-Code: ALLIGATOR-Klasse]] handeln. Nun ist unklar, ob man zunächst die „Orsk“ mit dem nahezu baugleichen „Saratow“ verwechselt hatte oder ob mittlerweile ein zweiter Angriff erfolgte, bei dem die „Saratow“ getroffen wurde.

Jedenfalls handelt es sich bei den beiden zusätzlich beschädigten amphibischen Schiffen um die „BDK-64 Cäsar Kunikow“ und die „BDK-46 Nowotscherkassk“. Dies sind Schiffe, die – nach unterschiedlichen Angaben – entweder der Ropucha-I-Klasse (https://de.wikipedia.org/wiki/Projekt_775) oder der Ropucha-II-Klasse (https://de.wikipedia.org/wiki/Russische_Seekriegsflotte) angehören. Das Problem ist hier, dass es von der Ropucha-I-Klasse zwei Varianten gibt und die zweite Version wird manchmal mit der Ropucha-II-Klasse verwechselt. Beide Boote gehören z. Zt. ebenfalls zur 197. Landungsschiff-Brigade gehören, dabei stammt die „Cäsar Kunikow“ ursprünglich von der Baltischen Flotte in der Ostsee. (https://www.tagesspiegel.de/politik/angriff-auf-versorgungslinien-ukraine-meldet-zerstoerung-russischer-kriegsschiffe/28198908.html)

Verluste:

Nach Angaben des russischen Generalstabs sind in der Ukraine 1.351 russische Soldaten gefallen und 3.825 Soldaten verletzt worden. Es sind die ersten offiziellen Zahlen seit Anfang März, als die Zahl mit 498 getöteten Soldaten angegeben worden war. Experten gehen allerdings von Tausenden toten russischen Soldaten aus. (https://www.n-tv.de/politik/15-12-Putin-wirft-Westen-Nazi-Methoden-vor--article23143824.html)

Der ukrainische Präsidentenberater Olexij Arestowitsch teilte heute mit, dass ein weiterer General der Russen gefallen sei: „Im Laufe des vergangenen Tages haben unsere Truppen (…) den Kommandeur der 49. Armee des südlichen Militärbezirks Russlands, Generalleutnant Jakow Wladimirowitsch Rezantsew, getötet." Der General starb auf dem Flugplatz in Tschornobajiwka in der Region Cherson. Die „49-ya obshchevoyskovaya armiya“ (49 OA) ist in Stawropol auf der Halbinsel Krim stationiert. Rezantsew hatte das Kommando im August 2020 übernommen. (https://www.n-tv.de/politik/15-12-Putin-wirft-Westen-Nazi-Methoden-vor--article23143824.html)

Nach Erkenntnissen der US-Nachrichtendienste hat Russland massive Probleme mit seinen präzisionsgelenkten Raketen. Die technische Ausfallrate betrage bis zu 60 Prozent. Die hohe Anzahl an „Rohrkrepierer“ könne erklären, warum Russland einen Monat nach Beginn seiner Invasion viele militärischen Ziele nicht erreicht hat - etwa die Ausschaltung der ukrainischen Luftwaffe. Ein Ausfall kann von Fehlstart bis hin zu Blindgänger-Raketen reichen, die beim Aufprall nicht explodieren. Das Pentagon geht davon aus, dass Russland seit Beginn des Krieges mehr als 1.100 Flugkörper (Raketen und Marschflugkörper) aller Art abgeschossen hat. Allein die russische Luftwaffe flog seit Beginn der Kampfhandlungen 1.800 Einsätze. (https://www.n-tv.de/politik/11-34-Biden-wird-Samstag-Rede-in-Warschau-halten--article23143824.html)

Russen und Ukrainer haben heute jeweils zehn Kriegsgefangene ausgetauscht.

Zivilbevölkerung:

Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR registrierte bis Freitagmittag 3.725.806 Menschen, die seit Beginn der russischen Invasion am 24. Februar aus der Ukraine flüchteten. Weitere 6,5 Millionen Ukraine irren als Binnenflüchtlinge im eigenen Land umher. Somit sind bereits über 10 Millionen Menschen auf der Flucht. (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-news-am-freitag-eu-gipfel-beschliesst-solidaritaetsfonds-fuer-die-ukraine-a-cc9cd315-44ca-4300-918f-e1e39d19d0fc)

Oma Huberhryz ist eine rüstige Seniorin. Sie hat Lenin, Stalin, Hitler und Putin überlebt. Respekt! Die Jüdin Doba Huberhryz wurde am 3. Oktober 1921 in Orichiw bei Saporischschja geboren. Während des Zweiten Weltkriegs floh sie nach Taschkent, danach ist die Familie nach Kiew zurückgekehrt. Nun musste die 100-Jährige ihre Heimatstadt Kiew verlassen und nach Moldawien flüchten. Dabei half ihr der jüdische Rettungsdienst „Zaka Ukraine“. Der Vizechef von „Zaka“, Nachman Dickstein, berichtete über die Flucht: „Innerhalb von zwei Stunden hat sie 100 Jahre ihres Lebens in einen einzigen Koffer gepackt.“ Nun soll sie mit einem Ambulanz-Flugzeug nach Israel ausgeflogen werden. (https://www.handelsblatt.com/dpa/unruhen-konflikte-und-kriege-100-jahre-alte-holocaust-ueberlebende-aus-kiew-gerettet/28196848.html)

Mittlerweile sind über 250.000 Kriegsflüchtlinge in der BRD angekommen.

ABC-Waffen:

- Atomare Waffen / AKWs:

Erneute Probleme an der Atomruine in Tschernobyl: Das diensthabende Personal der radioaktiven Abfallanlagen ist seit vier Tagen nicht mehr ausgetauscht worden. Die Ukraine könne nicht sagen, wann sich das ändere. In der Stadt, in der ein Großteil des Personals lebe, werde gekämpft. Die jetzt im Dienst befindlichen Mitarbeiter ersetzten bereits eine Schicht, die mehr als drei Wochen vor Ort in Dienst war. (https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-news-am-freitag-eu-gipfel-beschliesst-solidaritaetsfonds-fuer-die-ukraine-a-cc9cd315-44ca-4300-918f-e1e39d19d0fc)

Frankreich hat die Einsatzbereitschaft seiner Atomstreitkräfte massiv erhöht. Statt einem sind jetzt drei ihrer vier Atom-U-Boote der Triomphant-Klasse („Triomphant“, „Téméraire“, „Vigilant“ und „Terrible“) auf Patrouillenfahrt. Jedes U-Boot transportiert 16 Raketen vom Typ M-51. Jede Rakete trägt 6 bis 10 MIRV-Mehrfachsprengköpfe vom Typ TN-75 mit einer Sprengkraft von jeweils 100 kt TNT-Äquivalent.

- Chemische Waffen:

Russland weist US-Vorwürfe zurück, einen Angriff mit Chemiewaffen in der Ukraine zu planen und erneuert seinerseits Anschuldigungen gegen die USA. Die wollten mit ihren Behauptungen lediglich von geheimen Biolaboren ablenken, die sie in der Ukraine betrieben hätten, sagt Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Tass zufolge.

USA:

Der US-Präsident Joe Biden hält sich seit Mittwochabend in Europa auf. Gestern nahm er an den Gipfelkonferenzen der NATO, EU und der G7 in Brüssel teil, heute besuchte er die polnische Stadt Rzeszow. In Polen sind z. Zt. etwa 9.000 GIs stationiert.

Derweil ist auf dem Fliegerhorst RAF Mildenhall seine Boeing E-4B NIGHTWATCH geparkt, die im Falle eines plötzlichen Atomkrieges als fliegender Gefechtsstand „National Airborne Operations Center“ (NAOC, vormals National Emergency Airborne Command Post [NEACP]) dient. Die Maschine mit der Seriennummer 74-0787 gehört zur 1st Airborne Command Control Squadron (1st ACCS) auf der Offutt AFB (Nebraska). (https://www.dailymail.co.uk/news/article-10649025/US-Doomsday-E4-B-Nightwatch-jet-deployed-UK.html)

BRD:

Die Bundesrepublik hat mittlerweile die restlichen 1.500 Flugabwehrraketen STRELA, 100 Maschinengewehre vom Typ MG3 und 8.000.000 Schuss Munition für Handfeuerwaffen an die Ukraine geliefert. Außerdem wurden 50 Rettungswagen und 350.000 Essenrationen übersandt. Später sollen 2.000 Panzerfäuste folgen. Schon zuvor erhielt die Ukraine 500 Panzerfäuste plus 1.000 Schuss Munition, 500 Flugabwehrraketen STRELA, 500 Flugabwehrraketen STINGER, 14 gepanzerte PKWs, 23.000 Schutzhelme, 1.300 Schutzwesten und 2.600 Metallplatten für Schutzwesten.

An der russischen Botschaft in Berlin-Mitte (Unter den Linden) sind rund 100 Agenten der drei russischen Nachrichtendienste SWR, GU und FSB tätig. Neben der üblichen Spionage gehört zu ihren Aufgaben die Überwachung von russischen Staatsbürgern. So hatte die Botschaft in den letzten Jahren insbesondere die Gemeinde der Exil-Tschetschenen im Visier. Dies hat sich nun geändert. Im Moment spioniert man die ukrainische Szene verstärkt aus. Aber die Botschaft belässt es nicht bei der Aufklärung, vielmehr dringen Lockpicker unter den Agenten heimlich in die Wohnung der Funktionäre verschiedener ukrainischer Organisationen (z. B. „Allianz ukrainischer Organisationen“) oder Flüchtlingshelfer ein. Im Gegensatz zu anderen Kriminellen stehlen sie nichts, sondern verstellen Gegenstände innerhalb der Wohnung oder hinterlassen Spuren, wie z. B. verstreutes weißes Pulver. Damit wollen sie mitteilen, „wir waren da und haben Dich im Visier.“ (https://plus.tagesspiegel.de/merkwurdige-fotografen-einbruch-anfeindungen-berliner-ukraine-helfer-fuhlen-sich-bedroht-433870.html) Da es Aufgabe der Bundesregierung ist, deutsche Staatsbürger und in Deutschland lebende Ausländer und die grundgesetzlich garantierte Unverletzlichkeit der Wohnung zu schützen, stellt sich die Frage, wann die Bundesregierung die betreffenden Agenten ausweist, bloß um dem lieben Agenten zu zeigen, „wir wissen, dass Du in Wirklichkeit ein Arsch bist “.

Im Rahmen der „Krisenvorsorge“ führt die Bundesregierung mit den Industrieverbänden und Großunternehmen Gespräche über die Verteilung der Gasreserven im Falle eines Blackouts. Dabei geht es um die Klärung des Gasbedarfs der einzelnen Unternehmen und die Frage einer bevorzugten Gas-Versorgung im Fall einer Rationierung. Durch neue Lieferabkommen wird die Abhängigkeit Deutschlands von Gasimporten aus Russland zukünftig von 55 auf 40 Prozent sinken.

Russland:

Angesichts des Truppenaufmarsches der NATO in Osteuropa will nun auch Russland sein Streitkräftekontingent in seinem Militärkommando West erhöhen. Für die neue Aufrüstung braucht Russland die Einnahmen aus den Öl- und Gasexporten.

Die Protestbewegung in Russland hat längst die Familien der Kriegsverbrecher erreicht: Xenia Schoigu, die jüngere der beiden Töchter des russischen Verteidigungsministers General Sergei Kuschugetowitsch Schoigu, scheint mit der Politik ihres Vaters unzufrieden zu sein. In den „Sozialen Medien“ postete die 31-Jährige ein Selfie mit ihrem Baby, das sie in eine gelb-blaue Flagge gehüllt zeigt. Seit 12 Tagen wurde General Schoigu nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen, angeblich habe er „Herzprobleme“. (https://www.dailymail.co.uk/debate/article-10649795/Vladimir-Putins-regime-looks-threat-time-came-power.html)

Der russische Staatsanwalt, Alexander Bastrykin, Leiter des „Sonderkomitees“ (Sledstvennyi komitet - SK) erklärte, Russlands oberste Ermittlungsbehörde führe bereits mehr als zehn Strafverfahren wegen angeblicher Falschinformationen über die russischen Streitkräfte durch. Den Unschuldigen droht im Falle einer Verurteilung eine Haftstrafe von bis zu 15 Jahren. Die strengen Strafen sollen „unrichtige Informationen und deren negativen Einfluss auf ein breites Publikum minimieren“.

Bastrykin ist ein früherer Kommilitone von Wladimir Putin an der Rechtsfakultät der Leningrader Universität zu Anfang der siebziger Jahre. Später wurde er dort Leiter des Rechtsinstituts. Nach mehreren Funktionen im Innenministerium wurde er 2006 stellvertretender Generalstaatsanwalt und schließlich Leiter des Sonderkomitees. Weil er als Staatsbediensteter illegaler Weise ein Unternehmen im NATO-Staat Tschechien betrieb und seine Familie ein Ferienhaus in Spanien besaß, geriet der russische Staatsanwalt selbst Ende der Nuller-Jahre mit der russischen Justiz in Konflikt. Im Juni 2012 ließ er einen Journalisten der „Nowaja Gaseta“ durch seine Bodyguards kidnappen und in einem Wald bei Moskau aussetzen. Dort drohte Bastrykin, er würde ihn umzubringen und anschließend selbst die Morduntersuchungen leiten. Im Jahr 2004 veröffentlichte er ein Handbuch über Detektivarbeit, allerdings erwies sich dieses als Plagiat.

In Russland droht eine erhebliche Verschärfung der Lage der Inneren Sicherheit. Der Vize-Sekretär des nationalen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew, schließt eine Wiedereinführung der Todesstrafe nicht aus: „Es gibt keine Einschränkungen mehr.“

Noch ist nicht absehbar, in welche Richtung sich Russland nach dem Ende des Ukrainekrieges und dem Zusammenbruch des bisherigen politischen Systems entwickeln wird. Mit 145 Millionen Einwohnern hat Russland heute zwar nur 1,7 mal mehr Bewohner als die Bundesrepublik Deutschland, aber das Land ist 48 mal größer als die BRD - weit und breit Tundra und Taiga. Allerdings ist das nominale Bruttoinlandsprodukt in der BRD 2,3 mal höher als in Russland, von der unterschiedlichen Kaufkraft ganz zu schweigen. Das Bruttoinlandsprodukt von Russland war schon bei Kriegsbeginn geringer, als das von Italien (61 Millionen Einwohner) und ist seitdem noch weiter abgesunken. Möglich ist der Ausbruch eines Bürgerkrieges und der Zerfall des föderativen Vielvölkerstaates. Es droht – wie in China im und nach dem Ersten Weltkrieg – eine Periode des Warlordism (chin.: jūnfá). (https://de.wikipedia.org/wiki/Warlord)

Finnland:

Die finnische Eisenbahn „VR“ stellt ab dem 28. März die „Allegro“-Zugverbindung zwischen Helsinki und der russischen Metropole Sankt Petersburg ein. Damit dürfte es russischen Intellektuellen schwieriger fallen, ihr Land auf dem Landweg zu verlassen.