Militärforschung
  Ukraine-Krieg 2.0 - 13. Update
 

Ukraine-Krieg 2.0 – Update 13 vom 10. März (D+14)

Gerhard Piper

Lageentwicklung:

Mittlerweile haben alle russischen Bodentruppen, die in den letzten Monaten im Grenzgebiet zusammengezogen wurden, in die Ukraine verlegt. Die ukrainische Armee sprach am 10. März von versuchten russischen Vorstößen auf die Hauptstadt Kiew und die südukrainische Stadt Mykolajiw sowie Angriffen auf die Region um die Millionenstadt Kharkiw im Osten und Luftangriffe auf Mariupol im Süden. Man habe dennoch die russische Offensive erneut ausbremsen können. Das britische Verteidigungsministerium hat einen deutlichen Rückgang der russischen Luftangriffe auf die Ukraine beobachtet. Nach wie vor setzt die russische Luftwaffe ungelenkte Freifallbomben ein, die im anvisierten Zielgebiet in einem größeren Streukreis niedergehen und die Zivilbevölkerung als „Kollateralschaden“ treffen.

Derweil bemüht sich die Regierung in Kiew um weitere Evakuierungen: Evakuiert werde weiterhin aus dem Gebiet Sumy, ebenso werde versucht, Menschen aus Isjum im Gebiet Kharkiw und den belagerten Städten Mariupol und Wolnowacha im Donezker Gebiet in sichere Regionen zu bringen.

Verhandlungen:

Am Donnerstagvormittag hat sich der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba mit dem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in der türkischen Stadt Antalya zu Gesprächen getroffen. Es ist das erste Aufeinandertreffen der beiden Minister seit Kriegsausbruch. Auch der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu nahm an dem Treffen teil:

Russland fordert als Bedingung für eine Einstellung der Gefechte, dass sich die Ukraine in ihrer Verfassung für neutral erklärt. Zudem müsse Kiew die annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim als russisch sowie die Separatistengebiete Luhansk und Donezk als unabhängige Staaten anerkennen. Zugleich sei Russland bereit, über Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu diskutieren.

Die Ukraine lehnt das russische „Angebot“ bisher zwar in weiten Teilen ab, aber der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskji hatte sich zuvor offen gezeigt, über einen neutralen Status der Ukraine zu verhandeln. Außerdem schwächte er seine früheren Forderungen zu einem Beitritt zur Nato ab.“

Nach Angaben von Kuleba hat es bei dem Gespräch keine Fortschritte hinsichtlich einer Waffenruhe gegeben. Der ukrainische Außenminister deutete in einer Pressekonferenz an, dass Lawrow als russischer Außenminister nicht mit hinreichenden Kompetenzen ausgestattet sei, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Dazu berichtete der „Spiegel“:

„Kuleba beklagte, Lawrow sei nicht in der Lage gewesen, Fluchtkorridore selbst zu vereinbaren, auch nicht für die besonders schwer leidende Hafenstadt Mariupol. Der russische Außenminister müsse darüber in Moskau Rücksprache halten.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-die-mittagslage-an-tag-15-des-krieges-a-d54417ba-ed53-4198-a89b-ac0ccbfb9e77)

Truppenaufmarsch:

Entgegen den Ausführungen von Präsident Wladimir Putin, hat das russische Verteidigungsministerium am 9. März eingeräumt, dass unter den Invasionstruppen auch Wehrpflichtige seien. Das Verteidigungsministerium betonte, dass dies nicht von der Führung genehmigt worden sei. Die Militärstaatsanwaltschaft werde diese Fälle untersuchen und die Verantwortlichen bestrafen. (https://www.spiegel.de/ausland/russisches-verteidigungsministerium-raeumt-beteiligung-von-wehrpflichtigen-ein-a-1b3806aa-da80-49e5-b3a6-977973e1bdb5)

Die britische Militärzeitschrift „Airforces Monthly“ teilte in ihrer Märzausgabe weitere Details zum russischen Aufmarsch der russischen Luftwaffe mit:

Baranovichi (Belarus): 23. IAP aus Dzemgi mit Suchoi Su-35S (NATO-Code: FLANKER-E)
Besovets (Russland): 159. Garde IAP mit zwei Staffeln Su-35S
Budnennovsk (Russland): 368. ShAP mit Su-25SM/SM3 (NATO-Code: FROGFOOT-A)
Gvardeyskoye (Krim): 37. SAP mit einer Staffel Su-24M (NATO-Code: FENCER-D) und einer Staffel SU-25SM (NATO-Code: FROGFOOT-A)
Khotolivo (Russland): 790. IAP mit zwei Staffeln Mig-31BM (NATO-Code: FOXHOUND) und einer Staffel Su-35S
Krymsk (Russland): 3. Garde SAP mit zwei Staffeln Su-27SM3 (NATO-Code: FLANKER-B) und Su-30M2 (NATO-Code: FLANKER)
Lipetsk (Russland): 4. GTsPAPVI-Ausbildungszentrum und 968. IISAP
Marinovka (Russland): 11. SAP mit einer Staffel SU-24MR (NATO-Code: FENCER)
Millerovo (Russland): 31. OAP mit zwei Staffeln Su-30SM (NATO-Code: FLANKER-H)
Morozovsk (Russland): 959. BAP mit 36 SU-34 (NATO-Code: FULLBACK)
Primorsko-Akharsk (Russland): 960. ShAP mit Su-25SM/SM3 (NATO-Code: FROGFOOT-A)
Saki (Krim): 38. IAP mit zwei gemischten Staffeln (Su-27P [NATO-Code: FLANKER-B], SU-27SM, Su-27UB [NATO-Code: FLANKER-C], Su-30M2 und Su-30SM)
Saki (Krim): 4. OMShAP mit einer Staffel mit Su-30 SM (NATO-Code: FLANKER-H) und einer Staffel mit Su-24M/MR (NATO-Code: FENCER-D/E)
Shykovka (Russland): 52. TBAP mit Tu-22M3 (NATO-Code: BACKFIRE-C)
Voronezh (Russland): 14. Garde IAP mit zwei Staffeln Su-30SM
?: Su-35S von der 22. IAP aus Wladiwostok.

Gefechte:

- Kiew:

Die Stadt ist zunehmend umzingelt. Nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko konnte mittlerweile die Hälfte der Einwohner aus der Stadt flüchten.

- Kiew-Umgebung:

Die Bemühungen um sichere Evakuierungen von Zivilisten haben sich offenbar positiv ausgewirkt. Wie Kiews Regionalgouverneur Olexi Kuleba mitteilte, konnten am 9. März mehr als 10.000 Menschen aus den Dörfern und Städten rundum Kiew in Sicherheit gebracht werden.

Norden:

- Sumy:

In den letzten beiden Tagen (8. und 9. März) konnten rund 44.000 Zivilisten die Stadt verlassen. In der letzten Nach wurde erneut die Umgebung von Sumy beschossen, u. a. die Ortschaft Ochtyrka. Für den 10. März seien sechs Fluchtkorridore geplant.

Süden:

- Mariupol:

Die Luftangriffe dauern an. Sämtliche Lebensmittelgeschäfte sollen leergekauft sein. Beim Angriff auf die Geburts- und Kinderklinik sind am 9. März drei Menschen ums Leben gekommen, teilte Vize-Bürgermeister Sergei Orlow am 10. März mit. Mehrere Bomben oder Granaten waren im Hof der Klinik eingeschlagen. Die UNO verurteilte den Angriff auf die Geburtsklinik, bei dem zwei Erwachsene und eine Sechsjährige getötet worden waren.

In Mariupol hat man damit begonnen, Massengräber auszuheben, um den Ausbruch von Typhus zu verhindern. Der stellvertretende Bürgermeister Orlow erklärte: „Wir sind nicht einmal in der Lage zu zählen, wie viele Menschen auf den Straßen durch Bomben und Artillerie getötet wurden.“

Ein Hilfskonvoi wurde am 10. März beschossen und musste umkehren, bevor er die Stadt erreichen konnte.

- Mikolajiw:

Der Bürgermeister berichtete, die Stadt sei in der Nacht vom 9. auf den 10. März durch Mehrfachraketenwerfer aus nördlicher Richtung beschossen worden.

Ostukraine:

Die ukrainische Armee soll binnen 24 Stunden sechs Mal Ziele in der selbst ernannten Volksrepublik Luhansk beschossen haben. Demnach wurde bei dem Beschuss mindestens eine Zivilistin in der Stadt Perwomaisk verletzt. Zudem seien eine Gasleitung und eine Stromleitung beschädigt, so dass nun zwei Dörfer ohne Strom.

Verluste:

Die Weltgesundheitsorganisation WHO teilte mit, sie habe seit Kriegsbeginn 18 Angriffe auf medizinische Einrichtungen verifiziert. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-die-mittagslage-an-tag-15-des-krieges-a-d54417ba-ed53-4198-a89b-ac0ccbfb9e77)

Die russischen Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau bislang 2911 Einrichtungen der militärischen Infrastruktur zerstört. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-die-mittagslage-an-tag-15-des-krieges-a-d54417ba-ed53-4198-a89b-ac0ccbfb9e77)

Zivilbevölkerung:

Bisher sind insgesamt 2.316.000 Menschen geflüchtet, darunter mehr als eine Millionen Kinder: u. a. Polen (1.412.500), Slowakei (165.200), Ungarn (214.200), Rumänien (84.200) und Moldawien (82.800), aber auch 97.100 Menschen nach Russland und 800 Personen nach Belarus. (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-krieg-die-mittagslage-an-tag-15-des-krieges-a-d54417ba-ed53-4198-a89b-ac0ccbfb9e77) Bis Donnerstagvormittag sind 95.913 Kriegsflüchtlinge in der BRD registriert worden. Da es keine festen Grenzkontrollen durch die Bundespolizei (BPol) gibt, dürfte die tatsächliche Zahl noch wesentlich höher liegen.

Um eine Hungerkatastrophe wie die „Holodomor“-Katastrophe 1931-33 zu verhindern, hat die ukrainische Regierung angekündigt, sie werde die Versorgung der Bevölkerung übernehmen. So plane sie die Schaffung eines Lebensmittellagers, das groß genug sein soll, um die Bevölkerung und die Streitkräfte des Landes während der russischen Invasion zu ernähren. Premierminister Denis Schmihal erklärte: „Der Staat wird Getreide und andere Vorräte in der Höhe des Jahresverbrauchs des ganzen Landes auf Kosten des Staatshaushalts kaufen.“

Das niedersächsische Innenministerium richtet am 11. März einen Krisenstab ein, dem zunächst alle betroffenen Akteure des Innenministeriums wie Feuerwehr und Katastrophenschutz, die Ausländerabteilung oder die Polizei sowie Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen angehören. Die Landesregierung fungiert fortan als zentrales Drehkreuz zur Verteilung von Vertriebenen aus der Ukraine auf die Bundesländer. Der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius (SPD), sagte dazu:

„Die jüngste Entwicklung der Zugangszahlen vertriebener Menschen aus der Ukraine ist höchst dynamisch. Wir stehen vor einer großen Aufgabe, die wir gemeinsam bewältigen werden. Aktuell planen wir darum unter anderem den weiteren Ausbau der Kapazitäten der Niedersächsischen Landesaufnahmebehörde. Auch wird das Land Niedersachsen, wie schon 2015 und 2016, eine besondere Verantwortung bei der zentralen Verteilung der Vertriebenen übernehmen. Die Gespräche mit dem Bund und den betroffenen Kommunen dazu laufen auf Hochtouren. In dieser historischen Situation brauchen wir zudem entsprechende Leitungs- und Kommunikationsstrukturen. Dafür brauchen wir einen entsprechend besetzten Stab in meinem Haus, wo wesentliche Entscheidung auf fundierter Grundlage sofort getroffen werden können.“ (https://www.mi.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/einrichtung-eines-ukraine-krisenstabes-im-niedersachsischen-innenministerium-209412.html)

Präsident Wolodymyr Selenskyj kündigte an, man werden das Eigentum Russlands und den Besitz russischer Steuerzahler auf ukrainischem Territorium entschädigungslos beschlagnahmen. Er unterzeichnete dazu ein entsprechendes Gesetz.

ABC-Waffen:

USA und Russland warfen sich ungefähr seit Dezember 2021 gegenseitig vor, durch eine ABC-Falschflaggenaktion eine vertikale Eskalation des Konfliktes anstreben zu wollen. Bereits jetzt erhebt die russische Regierung mit ihrer Propaganda massivste Vorwürfe. Dazu berichtete das „Institute For The Study Of War“ in Washington in einem sechsseitigen Bericht:

„Russian Radiation, Chemical, and Biological Defense Chief Igor Kirillov falsely claimed on March 7 that US-funded Ukrainian laboratories in Lviv, Kharkiv, and Poltava were rapidly destroying “plague agents” to keep evidence of US-Ukrainian bioweapons research out of Russian hands.[10] Kirillov claimed that destroyed agents included plague, anthrax, brucellosis, diphtheria, salmonellosis, and dysentery. Kirillov falsely blamed alleged US bioweapons research for Ukraine’s high rates of measles and polio infections. (…)

Russian Ministry of Defense Spokesperson Maj. Gen. Igor Konashenkov told Russian media on March 9 that “Ukrainian nationalists” delivered 80 tons of ammonia to Zolochiv, a village northwest of Kharkiv. Konashenkov claimed that the Ukrainians taught villagers how to act in case of a chemical attack. Konashenkov warned that “nationalists” were preparing to conduct a “provocation using toxic substances to accuse Russia of allegedly using chemical weapons.” (…)

Russian state media has also set conditions for a false-flag radiological attack in eastern Ukraine or in Russia. The Kremlin could cause an intentional radiological disaster or use a radiological weapon of its own to falsely blame Ukraine for use of a “dirty bomb” or other radiological attack. A dirty bomb is not a nuclear weapon, but a radiological dispersion device that combines a conventional explosive with radioactive material. A traditional nuclear bomb could irradiate thousands of square miles. A dirty bomb could immediately irradiate no more than a few square miles, though radioactive material could be further dispersed if unintentionally carried by fleeing people. (…)

Russian media falsely alleged on March 6 that Ukraine used the heavily irradiated Chernobyl exclusion zone to test nuclear weapons without detection and to create a radiological “dirty bomb.” Russian media implied that Russian forces uncovered evidence of that capability after Russian forces began occupying the Chernobyl nuclear power plant on February 24 and the Zaporizhia nuclear power plant on March 4. Kremlin-sponsored news program Vesti Nedeli falsely claimed on March 6 that Ukrainian President Volodymyr Zelensky threatened NATO with a Ukrainian nuclear attack if NATO does not soon intervene on Kyiv’s behalf.

Russian Permanent Representative to the Organization for the Prevention of Chemical Weapons (OPCW) Alexander Shulgin claimed on March 9 that Ukraine planned a “provocation” at an experimental nuclear reactor in Kharkiv and that the Russian military prevented Ukrainian sabotage at the Zaporizhia nuclear power plant.“ (https://www.understandingwar.org/backgrounder/warning-update-russia-may-conduct-chemical-or-radiological-false-flag-attack-pretext)

Washington hat China und Russland für die Verbreitung der „Verschwörungstheorie“ kritisiert, wonach das amerikanische Militär Biolabore in der Ukraine betreibt. Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, erklärte am 10. März: „Wir haben die falschen Behauptungen Russlands über angebliche amerikanische Labore für biologische Waffen und die Entwicklung chemischer Waffen in der Ukraine zur Kenntnis genommen. (…) Wir haben auch gesehen, dass chinesische Beamte diese Verschwörungstheorien aufgegriffen haben.“

Dagegen verwehrte sich der Sprecher des chinesischen Außenministeriums Zhao Lijian: „Es ist Wunschdenken, Bedenken mit ein paar Worten zu zerstreuen, und unverantwortlich, solche Befürchtungen als Desinformation zu bezeichnen.“ (https://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-die-neusten-entwicklungen-ld.1613540?mktcid=nled&mktcval=164_2022-03-10&kid=nl164_2022-3-9&ga=1&trco=)

Nach russischen Angaben wird die Atomruine von Tschernobyl seit dem Spätnachmittag des 10. März wieder mit Strom versorgt.

Rund 1000 Einwohner konnten den Atomstandort Energodar in den letzten Tagen verlassen.

NATO:

- USA:

Das US-Repräsentantenhaus hat sich auf einen vollständigen Etat für das verbleibende Haushaltsjahr inklusive milliardenschwerer Hilfe für die Ukraine geeinigt. In dem Etat sind 13,6 Milliarden Dollar für die Ukraine vorgesehen. Nun muss noch der US-Senat dem Budget zustimmen.

Die US-Streitkräfte haben in der Nacht vom 9. auf den 10. März zwei Flugabwehrraketenbatterien mit PATRIOT von der BRD nach Polen verlegt. Ein Sprecher des Department of Defense (DoD) erklärte dazu: „Wir werden nicht darüber sprechen, wo sie stationiert sind, und wir werden auch nicht über ihren Einsatzstatus sprechen.“ (https://www.nzz.ch/international/krieg-in-der-ukraine-die-neusten-entwicklungen-ld.1613540?mktcid=nled&mktcval=164_2022-03-10&kid=nl164_2022-3-9&ga=1&trco=)

- BRD:

Die Ukraine übergab der Bundesregierung eine sechzig-seitige Wunschliste für Waffenlieferungen: Luftabwehrsysteme, Anti-Drohnen-Gewehre, Panzerfahrzeuge und U-Boote,…

Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat vergangene Woche klargestellt, „dass der Verfassungsschutz sein Augenmerk derzeit besonders auf diejenigen Organisationen und Parteien im Land richtet, die womöglich eine besondere Nähe zu Putin auszeichnet“. Das bedeute auch, „dass Teile der AfD unter diesem Gesichtspunkt noch einmal ein Stück weit mehr in den Fokus rücken“. (https://www.heise.de/tp/features/Geheimdienste-Wer-Putin-verstehen-darf-ohne-als-Putin-Versteher-zu-gelten-6543348.html)

Fast die Hälfte der deutschen Unternehmen gibt an, dass durch die Sanktionen ihre Beschaffung unterbrochen oder erschwert worden sei. 60 Prozent verzeichnen massiv gestiegene Einkaufspreise, 55 Prozent fühlen sich durch die hohen Energiekosten extrem belastet. Nur fünf Prozent gaben aber an, dass ihre Existenz gefährdet sei. Laut dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel und Dienstleistungen (BGA) werden mehrere Konsumgüter mittlerweile knapp: Lebensmittel (Weizen, Zander), Toilettenpapier, chemische Reinigungsmittel, Aluminiumprodukte, … (https://www.welt.de/wirtschaft/article237446777/Sanktionen-Wieder-Klopapier-diese-Alltagsprodukte-werden-jetzt-knapp.html)

Schweden:

Die schwedische Ministerpräsidentin Magdalena Andersson kündigte am 10. März an, man wolle seine Verteidigungsausgaben deutlich erhöhen. Die Marke von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) solle „so bald wie möglich“ erreicht werden. Sie hoffe, dies binnen eines Jahrzehnts zu schaffen: „Der Krieg in Europa wird sich auf die schwedische Bevölkerung auswirken.“ Die nationale Verteidigungsfähigkeit müsse „weiter gestärkt werden“. Die Sicherheitslage im Umkreis habe sich „mit der Zeit verschlechtert“.

Bosnien:

Vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges besteht die Gefahr, dass die Serben in Bosnien-und-Herzegowina (BiH) auf ihre staatliche Unabhängigkeit dringen könnten. So könnten sie unter Führung der Regionalpräsidentin Željka Cvijanović und ihres Premierministers Radovan Višković (beide Mitglieder der Partei Savez nezavisnih socijaldemokrata - SNSD) die Autonomie der Republika Srpska (Fläche: 24.641 qkm, 1.220.423 Einwohner [Stand: 2013]) ausrufen. Treibende Kraft hinter den Separationsbestrebungen ist Milorad Dodik, Vertreter der bosnischen Serben im dreiköpfigen BiH-Staatspräsidium. Erst im Dezember 2021 hatte das Regionalparlament der Republika Srpska beschlossen, sich von der Armee von Bosnien-und-Herzegowina (Oružane snage Bosne i Hercegovine - OS BiH) abzukoppeln und ein separates Justiz- und Steuersystem aufzubauen.

Um eine Eskalation im Nationalitätenstreit präventiv zu unterbinden, will die EU ihre „Friedenstruppen“ (EUFOR-Mission ALTHEA) in dem Land verdoppeln. Die gemischte Truppe bestand nur aus 600 Soldaten aus 19 Ländern, darunter 221 Österreicher. Derzeitiger Kommandeur ist seit dem 20. Januar 2022 der österreichische Generalmajor Anton Wessely mit HQ im Camp Butmir in Sarajevo. Nun wurden Ende Februar aus Österreich zusätzliche Soldaten in Marsch gesetzt. Die Rede ist von vier Kompanien mit insgesamt 500 Soldaten. (https://euforbih.org/index.php/latest-news/2951-eufor-reserve-activation-2022) Außerdem dümpelt in der Adria ein alliierter Flugzeugträgerverband mit der USS „Harry S. Truman“ und dem französischen Träger „Charles de Gaulle“, um die national-chauvinistischen Serben in Schach zu halten. Das französische Geschwader führt seit dem 7. März über Bosnien eine Luftübung durch.

Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock (Die Grünen) reiste heute in den Balkan (Bosnien, Kosovo, Serbien und auch Moldawien). Sie erklärte:

„Der heutige Frieden auf dem Westbalkan ist vielleicht nicht perfekt – aber er ist kostbar. (…) Viele dieser Länder haben wir in den letzten Jahren enttäuscht und vernachlässigt. (…) In diese offene Flanke drängen Akteure wie Russland hinein, die kein Interesse an einer europäischen Zukunft haben und nicht davor zurückschrecken, ungelöste Konflikte wieder zu schüren.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-ukraine-news-am-donnerstag-ukrainische-behoerdenvertreter-melden-beschuss-mehrerer-staedte-a-e703ac8d-ea5a-45b7-86d4-2762312b164e)

Als Hohen Repräsentanten wollte die UNO im August 2021 den früheren Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) einsetzen, aber er wurde von Russland nicht anerkannt. Angesichts der Abspaltungsbestrebungen warnte Schmidt zuletzt vor einer gefährlichen Eskalation. „Bosnien-Herzegowina sieht sich mit seiner schwersten existenziellen Bedrohung der Nachkriegsperiode konfrontiert.“ (https://www.spiegel.de/ausland/uno-sicherheitsrat-verlaengert-eu-militaermission-in-bosnien-herzegowina-a-30e798d3-b555-49d2-a5f1-949677d1a3ce)

EU:

Die Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten kommen am Abend des 10. März im Schloss Versailles bei Paris zu einer Gipfelkonferenz zusammen. Es wird erwartet, dass man der Ukraine eine enge Partnerschaft anbietet.

Die Europäische Kommission beendet die die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit russischen Forschungseinrichtungen. Russische Institutionen sollen demnach keine neuen Förderungen aus dem EU-Forschungsprogramm Horizon Europe mehr bekommen.

Nach seiner Suspendierung durch 42 der 47 Mitgliedsstaaten (nur Russland und Armenien stimmten dagegen) hat Russland seine Mitarbeit im Europarat und seinen An-Organisationen (Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, etc.) eingestellt. Das russische Außenministerium erklärte am 10. März zur Begründung:

„Russland wird sich nicht an der Umwandlung der ältesten Organisation Europas durch die NATO und die ihr gehorsam folgende EU in eine weitere Plattform für westliche Vorherrschaft und Narzissmus beteiligen. Sie sollen Spaß an der Kommunikation untereinander haben, ohne Russland.“ (https://www.spiegel.de/ausland/russland-will-nach-rauswurf-nicht-mehr-an-arbeit-im-europarat-teilnehmen-a-f2c3567a-6b59-4ac8-9d95-d2e09ffc7817)

Russland:

Die russische Union der Hochschulrektoren hat in einer Stellungnahme den Überfall der Russischen Föderation auf die Ukraine unterstützt: „In diesen Tagen ist es sehr wichtig“, heißt es dort, „unser Land, unsere Armee, die unsere Sicherheit verteidigt, zu unterstützen, unseren Präsidenten zu unterstützen, der die vielleicht schwierigste Entscheidung seines Lebens getroffen hat, eine hart erkämpfte, aber notwendige Entscheidung.“

Daraufhin hat die European University Association (EUA) die Mitgliedschaft der von den Rektoren vertretenen russischen Universitäten ausgesetzt, weil die Stellungnahme den Werten „diametral entgegengesetzt ist”, zu denen sie sich beim Eintritt in die EUA verpflichtet haben.

VRC:

Die Volksrepublik China soll Russland die Lieferung von Ersatzteilen für Militärflugzeuge verweigert haben.